zu, was die Effektivität der Anwendung erheblich steigerte (Abb. 22).
Allerdings waren diese Chopping Tools, Hackwerkzeuge, noch weit entfernt von den „echten“ Faustkeilen, deren frühesten Exemplare vor rund 1,6 Millionen Jahren, zu Beginn des Acheuléens, auftauchen.
Faustkeile (Abb. 23) sind die meist ovalen bis birnenförmigen, zweiseitig bearbeiteten Allzweckwerkzeuge der Steinzeit, gekennzeichnet durch eine runde, handgerechte Basis mit spitz zugerichteter Gegenseite.
Als Rohmaterial für diese Faustkeile wurde, wie schon für die Chopper, unterschiedlicher Stein genommen, wobei der schärfste der Feuerstein war, ein hartes, sedimentäres Kieselgestein, in der Schärfe nur noch übertroffen vom seltener vorkommenden Obsidian.
Mit der Verbreitung der Herstellungstechnik wandelten sich die Ansprüche, es wurde nicht mehr hergestellt, was in diesem Rahmen möglich, sondern was nötig war; aus dem groben Klotz wurde ein feiner Keil.
Im Mittelpaläolithikum, der Zeit des Neandertalers, entstehen erste fein gearbeitete Werkstücke zum Schneiden, Schaben, Stechen, Hacken und Schlagen. Die typische Form dieser flachen und ovalen Werkzeuge (Abb. 25) ähnelt Baumblättern und nach denen werden diese Artefakte als der sogenannten Blattspitzen-Gruppe zugehörig erfaßt.
Im Jungpaläolithikum entwickelt sich eine regelrechte Klingenindustrie; ein neuartiges Klingenkonzept, die Anlage eines senkrechten Grats auf dem Kern, dem Rohstück, vor dem Abschlagen, ermöglicht die Herstellung langschmaler Feuersteinklingen, die sowohl für sich allein als auch in Horn-, Holz- oder Knochengriffe eingesetzt genutzt werden können.
Abb. 22: Was mit einer einseitigen Schneide gut schneidet, muß mit einer zweiseitigen noch besser schneiden. Dieser Erkenntnis folgend, richtete der altsteinzeitliche Mensch seine Werkstücke von beiden Seiten zu, was die Effektivität der Anwendung erheblich steigerte. Allerdings waren diese Chopping Tools, Hackwerkzeuge, von den „echten“ Faustkeilen noch weit entfernt. Abb. 23: Faustkeil, meist ovales bis birnenförmiges, zweiseitig bearbeitetes Allzweckwerkzeug der Steinzeit, gekennzeichnet durch eine runde, handgerechte Basis mit spitz zugerichteter Gegenseite.
Foto: Didier Descouens
Abb. 23: Faustkeil, meist ovales bis birnenförmiges, zweiseitig bearbeitetes Allzweckwerkzeug der Steinzeit, gekennzeichnet durch eine runde, handgerech-te Basis mit spitz zugerichteter Gegenseite.
Zeichnung des französischen Prähistorikers Maurice Bourlon (1875 – 1914).
Die Palette prähistorischer Waffen, die von Flinders Petrie in Ägypten gefunden wurde, war bereits so weit entwickelt, daß sie in ihrer Art kaum verändert die Wehr- und Waffentechnik des Reiches am Nil über nahezu drei Jahrtausende bestimmte.
Zu den frühesten Zeugnissen vorgeschichtlicher Waffen zählen die in Naqada geborgenen Feuerstein-Beil- und -Messerklingen aus der Periode Naqada I (Abb. 26 u. 27).
Archäologisch unterscheidet sich das Beil von der Axt durch das fehlende Schaftloch, also die Art der Befestigung am Stiel. Die unterschiedliche Größe und Form der Beilklingen (Abb. 31) läßt den Schluß auf eine weitgehende Spezialisierung zu, ausgerichtet auf die Art des zu bearbeitenden Objekts, wobei eine Trennung zwischen Werkzeug und Waffe lediglich vermutet werden kann. Nur mit gebotener Vorsicht darf davon ausgegangen werden, daß die Schneiden der als Waffen benutzten Beile breiter als die der „Zivilausführungen“ waren und die für Holzarbeiten bestimmten kaum eine Krümmung hatten.
Abb. 24: Ärmchenbeil
Zeichnung: W.M. Flinders Petrie
Bereits in der Naqada I Periode zeigt sich eine Weiterentwicklung des Beils, das „Ärmchenbeil“. Dieses unterscheidet sich vom „normalen“ Beil durch die ausgeprägten Haken, die Ärmchen (Abb. 24), an den Enden des Klingenrückens, die eine bessere Befestigung am Schaft ermöglichen.
Abb. 25: Im Mittelpaläolithikum, der Zeit des Neandertalers, entstehen aus Feuerstein erste fein gearbeitete Werkstücke zum Schneiden, Schaben, Stechen, Hacken und Schlagen. Die typische Form dieser flachen und ovalen Werkzeuge ähnelt Baumblättern und nach denen werden diese Artefakte als der sogenannten Blattspitzen-Gruppe zugehörig erfaßt.
Zeichnung des französischen Prähistorikers Maurice Bourlon (1875 – 1914).
Feuerstein wurde bis weit in die Bronzezeit hinein verarbeitet. Das Liverpool Museum in der gleichnamigen englischen Stadt besitzt zwei Speerspitzen aus dem Mittleren Reich, die in Kahun gefunden wurden.
Zwar hat sich der Name Kahun eingebürgert, doch in Wirklichkeit handelt es sich um das ägyptische Dorf al-Lahun am östlichen Taleingang des Fayyum-Beckens, etwa 90 Kilometer südlich von Kairo.
Der Grund für die „Namensänderung“ zählt zu den Anekdoten um Flinders Petrie; der hatte sich schlicht und einfach bei den Grabungen in der rund 8 Kilometer nördlich von al-Lahun liegenden Nekropole aus der späten Naqada-Kultur verhört und „Kahun“ in seinen Aufzeichnungen notiert.
Abb. 26: Feuerstein-Beilklingen aus der Periode Naqada I.
Abb. 27: Feuerstein-Messerklingen aus der Periode Naqada I.
Die in Liverpool aufbewahrten Speerspitzen aus der 12. Dynastie sind noch heute „messerscharf“, das Ergebnis sorgfältiger Abarbeitung der Schneiden (Abb. 28). Die größere Spitze ist 11 cm lang und 4,7 cm breit, die kleinere hat bei einer Länge von 7,8 cm eine Breite von 3,8 cm.
Abb. 28: Feuerstein-Speerspitzen aus der 12. Dynastie.
Auffällig ist bei beiden das Fehlen eines Fortsatzes, sie müssen also in einem gespaltenen Schaft oder Schaftaufsatz gesteckt haben, wo sie wahrscheinlich mit Harz verklebt und mit Umwicklungen aus Bast oder Leder befestigt waren, was die Funktionsfläche erheblich verkürzte.
In der Periode Naqada II tauchen die ersten Dolche, Speerspitzen, Äxte und Beile aus Kupfer auf.
Die Dolche haben eine rhombische Form (Abb. 29), Spiegelbilder ihrer feuersteinernen Vorfahren, wobei der obere Teil des Rhombus vom Griffstück umfaßt und von mindestens einer Niete gehalten wird. Wie wertvoll dieses Metall war, zeigt sich in den Grabbeigaben; die kupfernen Klingen und Speerspitzen sind häufig durch Modelle aus Ton oder Holz, seltener auch aus gebranntem Lehm, ersetzt.
Diente der Speer im Kampf Mann gegen Mann zum Stechen, Schlagen und Abwehren und auf kurze Distanz auch zum Werfen, war er in seinem Ursprung eine reine Jagdwaffe, entstanden aus angespitzten Stäben, denen in der Weiterentwicklung eine Spitze aus härterem, schärferem Material aufgesetzt wurde.
Eine reine Distanzwaffe waren Pfeil und Bogen. Leichter, handlicher, nach dem Auflegen des Pfeils schneller einsetzbar und vor allem zielgenauer als der Speer, waren sie die ideale Waffe für die Jagd auf das schnelle Wild.
Abb. 29: Kupferdolchklinge aus der Periode Naqada II.
In Ägypten sind Pfeil und Bogen seit prähistorischer Zeit in Gebrauch, was nicht nur durch aufgefundene Pfeilspitzen aus Feuerstein belegt ist, sondern auch durch die Darstellung einer Gruppe bewaffneter Krieger auf einer 66,8 cm breiten und 25,7 cm hohen Prunkpalette, der sogenannten Jäger- oder Löwenjagd-Palette (Abb. 30) aus der Naqada III Periode. Die Interpretation der Gesamtdarstellung ist noch nicht abgeschlossen, es bleibt