Erhard Heckmann

Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt


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Arabian besitzt in anglo-irischen Pedigrees die Vorherrschaft und – in Gestalt von Derbysieger Whalebone (1807) und dessen Nachkommen – beherrscht er auch die namhaften nordamerikanischen Hengstlinien. Heute ist er in den Pedigrees aller Vollblüter der Welt am stärksten vertreten, und sein Blut zeigt unverminderte Lebenskraft. Er ist auch verantwortlich für die Hengstlinien von Blandford, Phalaris, Teddy, The Boss, Son-in-Low, Gainsboroug oder St. Simon.

      Der Einfluss von Eclipse, ein Urur-Enkel von Darley Arabian, zeigt sich auch in den Hengslinien klassischer Sieger Amerikas sehr deutlich. Zwischen 1937 bis Ende 1981 war Eclipse, bis auf einen einzigen, der Vorfahre. Geboren wurde er im April 1764 während einer totalen Sonnenfinsternis, und seine 18 Starts gestaltete er zu Siegen. Aus jener Zeit wurde zwar der Spruch überliefert „Eclipse first, the rest nowher“, doch das traf nicht nur auf seine überlegenen Erfolge auf der Rennbahn zu, sondern auch auf seinen überwältigenden Zuchterfolg. Heute, in den Vollblütern unserer Zeit, gehen mehr als 90% auf diesen Hengst zurück, und der aktivste Einfluss erfolgte über Phalaris durch seine Söhne Pharos und Sickle. Und von diesen relativ jungen Familienmitglieder Eclipses bekamen die Amerikaner bis 1981 34 klassische Sieger. Pharos‘ Sohn Nearco sorgte für Nasrullah, Royal Charger, Mossborough und Nearctic, und jeder von ihnen wurde für einen klassischen Sieger verantwortlich. Und Nasrullah zeugte Bold Ruler, der in den 1970er Jahren hocherfolgreich war, an Secretariat einen Triple Crown-Sieger zeugte, und von einem weiteren, Seattle Slew, der Urgroßvater wurde. In den späten 1960er und 1970er Jahren kamen aus dieser unmittelbaren Umgebung acht klassische Sieger. Fünf der sieben klassischen Sieger, die zu Royal Charger zurückführten, wurden zwischen 1965 und 1972 geboren, während der Belmont-Sieger von 1980, Temperence Hill, schon ein Urur-Enkel war. Nearcos Sohn Nearctic schenkte der Welt einen Northern Dancer, doch dessen Produkte waren in Europa wesentlich besser aufgehoben als in den USA. Dennoch hatte er 1982 an Timely Writer und Hostage zwei Dreijährige in Amerika auf der Bahn, die zu Favoritenkreis des Derbys zählten. Ersterer gewann zwar vier Grade One-Rennen, aber kein Klassik, und im Jockey Club Gold Cup im Oktober brach er ein Bein. Ein ähnliches Schicksal traf auch Hostage, der als Mitfavorit eine Woche vor dem Derby in der Arbeit ein Bein brach, jedoch für die Zucht gerettet werden konnte. 1989 nach Brasilien exportiert zeugte er dort auch die erhofften klassischen Sieger.

      Auch Sickle „lieferte“, seit 1940, in jeder Dekade einen amerikanischen klassischen Sieger, und sein Meisterstück, sechs Generationen später, war der Triple Crown-Gewinner Affirmed, der diese 1978 gewann. Dessen Großvater Raise A Native wurde Vater von Majestic Prince (Kentucky Derby; Preakness Stakes), als auch Großvater von klassischen Siegern, die diese Rennen in drei aufeinander folgenden Jahren gewannen. 1978 begann Affirmed, dann folgte Coastal, und 1980 Genuine Risk. Alle drei amerikanischen Triple Crown Sieger der 1970er Jahre gingen von Phalaris aus, und nur einer direkt von Eclipse. Damit war der von Lord Derby gezogene Hengst gleichzeitig auch der stärkste klassische Einfluss jener Zeit in den USA.

      Und der Eclipse-Nachfahre St. Simon (1881) war in dem angesprochenen Zeitraum ebenfalls aktiv. Seine Vertreter hießen 1981 Pleasant Colony (Derby; Preakness) und Summing (Belmont Stakes), und ein Jahr früher war es der Preakness Stakes Sieger Codex. Und seit sein Enkel Royal Tourist 1908 die Preakness Stakes gewann, wurde die St. Simon-Hengstlinie in Amerika in jeder Dekade durch wenigstens einen klassischen Sieger vertreten. Gallant Man gewann 1957 die Belmont Stakes, und Tom Rolfe acht Jahre später die Preakness Stakes. Oxford (1857; Birdcatcher) vertritt die sechste Generation von Eclipse und ist der Vorfahre der Dreifachen Krone-Sieger Sir Barton, Whirlaway und Assault. Und über Swyford führt der Weg zu Quadrangle (Belmont Stakes 1964) und dem Kentucky Derby-Sieger von 1965, Lucky Debonair. Dennoch waren für diesen Zweig die 1930er und 1940er Jahre erfolgreicher, als man ihm zwischen 1930 bis 1950 acht klassische Sieger zuordnen musste.

      Zwischen 1953 und 1963 erblühte der Gainsborough Zweig der Eclipse Linie durch zehn klassische Sieger, zu denen Pensive-Ponder-Needles als „Drei-Generationen-Klassiker“ zählten, während ein anderes Segment, das zu einer Zeit die klassische Szene in Amerika beherrschte, von Teddy (1913) ausging. Seine Vertreter waren sein Sohn Sir Gallahad III und sein Enkel Bull Lea (1935). Zu ihr gehören drei Triple Crown-Siege, inklusive des „Vater-Sohn-Duos“ Gallant Fox und Omaha. 1979 gehörten 98 % aller amerikanischen graded Stakes-Sieger der Eclipse Hengstlinie an, während sich Herod und Matchen die übrigen 2 % teilten.

      Für Matchem war Fair Play ein Nachfahre in der 11. Generation, und er zeugte vier klassische Sieger, zu denen auch Man O’War zählte. Und dieser, der ebenfalls vier dieser Sieger auf der Bahn hatte, durfte auch auf den Triple Crown Gewinner War Admiral verweisen, der der einzige „amerikanische Dreifache“ war, der nicht der Eclipse Hengst-Linie entsprang. Die Matchem-Linie ist nicht tot, sie wurde fortgeführt durch War Relic und dessen Urenkel In Reality (1964). Auch Frankreichs Derby- und „Arc de Triomphe-Sieger“ Sassafras, der 1988 in den USA einging, trug, über einen anderen Zweig, Matchem Blut.

      Herod (1758) hatte in Amerika in der angesprochenen Periode seinen letzten klassischen Sieger 1966. Es war der Belmont-Gewinner Amberoid, ein Tourbillon Urenkel von Count Amber, einer von neun, die sich seit 1900 – der Höhepunkt dieser Hengstlinie in den USA war etwa jene Jahrhundertwende – mit klassischen Ehren schmücken konnten. Aber auch Amberoid war der erste klassische Sieger der Herod Hengstlinie nach 12 „nicht klassischen Generationen“. Und im amerikanischen „The Thoroughbred Record Sire Book“ von 1982 wurden nur wenige mit Matchem- oder Herod-Blut angeboten. Es war also auch hier „Eclipse first, the rest nowher“.

      The Byerly Turk führt in seiner Hengstlinie zu Pferden wie dem ungeschlagenen Apfelschimmel The Tetrarch (1911; Roi Herode) oder Tourbillon (1928; Xar), der für Marcel Boussac zum Gründerhengst und dreifachem Beschäler-Champion wurde. Auch Englands Derbysieger von 1969, Blakeney, vertritt in seinem Mannesstamm eine direkte Linie, die zu Byerly Turk führt. Die Schaltstelle hier ist, wie bei Tourbillon, Herods großer Sohn Woodpecker (1773). Dieser, und der ebenfalls von Herod stammende ungeschlagene Highflyer, (1774) waren als Rennpferde fast so berühmt wie der große Eclipste. Als Vaterpferde wurden sie jedoch zu Grundpfeileren, während The Byerlys Töchter zahlreiche berühmte Familien schufen.

      Der von Sir Charles Bunbury gezogene Highflyer kam gegen Ende seiner Rennlaufbahn für 2.500 Pfund in die Hände von Richard Tattersalls, der die geniale Idee hatte, das Blut des hervorragenden Herod mit dem des noch größeren Eclipse zu vereinen. Und so erwarb Tattersalls alle verfügbaren Eclipse-Stuten für sein Gestüt und wurde reichlich belohnt. Neben St. Ledger- und Oakssiegern zeugte Highflyer auch die Derbysieger Noble, Sir Peter Teazle und Skyscraper, die zu Epsom 1786/87 und 1789 gewannen. Und Sir Peter Teazle war auch der väterliche Ausgangspunkt von Frankreichs Derbysieger Friant (Champaubert), der 1912 in seiner französischen Heimat gewann. Richard Tattersalls ehrte seinen 13-fachen Beschäler-Champion ebenfalls. Er nannte sein Heim Highflyer Hall.

      Zu der Hengstlinie, die von Godolphin Arabian ausging, zählen auch Hurry On, Precipitation oder Santa Claus, die direkte Nachkommen von Matchem sind. Als Santa Claus, der 1964 das Epsom Derby gewann, Anfang 1970 starb, verlor die Vollblutzucht einen ihrer vielversprechendsten Hengste. Der Sohn von Chamossaire (1942; Precipitation) besaß enorme Geschwindigkeit und war dennoch in der Lage, die Besten seiner Zeit über 2.400 Meter herauszufordern. Er gewann u. a. die 2000 Guineas und die Derbys zu England und Irland, und seinen zweiten Platz im „Arc de Triomphe“ erkämpfte er auf einem für ihn ungeeigneten Boden. Hurry On zeugte u. a. die drei Derbysieger Captain Cuttle, Coronach und Call Boy, und den hervorragenden Steher Precipitation (1933). Im St. Ledger war dieser noch nicht fit genug, schlug den Sieger aber drei Wochen später ohne Schwierigkeiten. Von seinen Siegen in Langstrecken-Rennen war der Ascot Gold Cup der wichtigste Treffer. In der Zucht fiel dem Hengst, der auf der Bahn die Farben seiner Züchterin Lady Zia Wernher getragen hatte, die Aufgabe zu, den Einfluss des großen Matchem fortzuführen. Er gründete auch neue Zweige, und seine Söhne sind in vielen Ländern tätig. Bei dem nach Japan exportierten Derbysieger Larkspur (1959; Never Say Die) war der große Steher der mütterliche Vater.

      Von den beiden Derbysiegern Captain Cuttle (1919) und Coronach (1923), die die Farben ihres Züchters Lord Woolavington trugen, hielt Trainer Fred Darling den jüngeren für den etwas besseren Renner. Er musste jedoch erst herausfinden, dass Coronach einen starken Reiter und die Freiheit brauchte, seinen Weg zum Ziel selbst zu finden. Unter Joe Childs