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Der Kettenindex für das Jahr 2011 würde entsprechend lauten:
Die Kettenindizes der weiteren Jahre lassen sich entsprechend berechnen. Der verkettete Absolutwert für das reale BIP eines bestimmten Jahres kann bei Bedarf dadurch zurückermittelt werden, dass der Kettenindex des betreffenden Jahres mit dem Kettenindex und dem Absolutwert des realen BIP für ein Referenzjahr (z. B. für das Jahr 2009) durch Multiplikation verknüpft wird.
Wer wissen will, wie sich die volkswirtschaftliche Güterversorgung im Zeitablauf mengenmäßig verändert hat, benötigt die Wachstumsrate (W) des realen BIP (WBIP). Sie lässt sich anhand der Kettenindexreihe des preisbereinigten BIP relativ einfach nach folgender Methode ermitteln:
Wachstumsrate des realen BIP zeigt Veränderung der Güterversorgung
WBIP zwischen den Jahren 2011 und 2010 in Prozent:
WBIP zwischen den Jahren 2011 und 2009 in Prozent entsprechend:
Die Wachstumsrate des realen BIP (WBIP) ist ein weiterer und vielleicht der wichtigste Leistungsindikator einer Volkswirtschaft, da sie die Verbesserung oder Verschlechterung der gesellschaftlichen Güterversorgung anzeigt und auf weitere Leistungsindikatoren wie z. B. die Beschäftigungssituation schließen lässt.
Situationsbezogene Antwort 7
Gewinne, Umsätze, Kosten etc. sind Nominalgrößen, d. h., sie werden in Geldeinheiten (z. B. in EUR) gemessen. Wenn der Gewinn von Installationsmeister Röhrl steigt, hat er zwar einen höheren Geldbetrag als Nominalbetrag zur Verfügung, aber das heißt noch nicht, dass auch seine Kaufkraft bezüglich eines Gütererwerbs zugenommen hat. Sind nämlich mit dem Gewinn auch die Preise derjenigen Güter gestiegen, die im Rahmen seines Güterversorgungsproblems von Bedeutung sind, so hat der Realwert seines Gewinns abgenommen. Es kommt also darauf an, welcher Effekt (Gewinnsteigerung oder Preissteigerung) größer war. Konkret bedeutet dies, dass Installationsmeister Röhrl angesichts einer Gewinnsteigerung und mit Blick auf sein Güterversorgungsproblem nur dann frei von Geldillusion ist, wenn er von der prozentualen Gewinnsteigerung die prozentuale Preissteigerung der relevanten Güter abzieht. Die Differenz gibt ihm die prozentuale Veränderung seiner Güterversorgung an. Sie kann sich also schlimmstenfalls sogar verschlechtert haben, obwohl sein Gewinn gestiegen ist. So würde z. B. eine Gewinnsteigerung von 2 % bei einer gleichzeitigen Preissteigerung von 3 % zu einem realen Kaufkraftverlust von 1 % führen.
Situationsbezogene Frage 8
Sind die für Installationsmeister Röhrl verständlicherweise unangenehmen Kosten (z. B. seine Personalkosten) auch aus volkswirtschaftlicher Sicht unangenehm?
1.2.8 Betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten
Betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten haben einen unterschiedlichen Bedeutungsinhalt und sind demnach auch unterschiedlich zu bewerten.
Betriebswirtschaftliche Kosten sind unangenehm.
Kosten sind uns einzelwirtschaftlich unangenehm, bedeuten sie im täglichen Sprachgebrauch doch, dass wir anderen Geld und damit Güter geben, die uns dadurch bei der Lösung unseres eigenen Güterversorgungsproblems verloren gehen. Wenngleich wir nach dem bisher Gesagten wissen, dass betriebswirtschaftliche Kosten in der ökonomischen Fachsprache nur in der Produktion bzw. bei den Produzenten auftreten, so werden sie jedoch auch dort unangenehm empfunden, denn sie schmälern den Gewinn als Differenz zwischen Umsatz und Kosten und damit das Einkommen der Unternehmenseigner.
Volkswirtschaftliche Kosten als Summe betriebswirtschaftlicher Kosten sind angenehm.
Betriebswirtschaftliche Kosten sind in der volkswirtschaftlichen Summe – kurz und bündig gesagt – gleich Erträgen. Auch Gewinne bzw. Betriebsüberschüsse und Selbstständigeneinkommen (vgl. Abschnitt 1.2.1) zählen volkswirtschaftlich zu den Kosten, nämlich zur Nettowertschöpfung und damit zu den Faktorkosten, wie uns schon der alte Begriff des Nettosozialprodukts zu Faktorkosten sagt, das mit dem Volkseinkommen identisch ist (vgl. Abschnitt 1.2.4). Wir erkennen diese simple, aber häufig verkannte Tatsache auch, wenn wir uns aus volkswirtschaftlicher Sicht daran erinnern, dass die Kosten des einen (z. B. des Mieters als Kostenträger) gleichzeitig der Ertrag bzw. das Einkommen des anderen (in diesem Fall des Vermieters als Kostenempfänger) sind, nach dem Motto: „Des einen Freud, des anderen Leid“. Die unangenehmen und gleichzeitig auch angenehmen Seiten des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs halten sich also volkswirtschaftlich die Waage.
Sozialkosten sind Ineffizienzen
Eine höhere volkswirtschaftliche Produktion, z. B. gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), ist in jedem Fall mit höheren betriebswirtschaftlichen Kosten verbunden, wie uns auch bereits ein Vergleich des einzelwirtschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Produktionskontos in den Abschnitten 1.2.1 und 1.2.3 gezeigt hat. Der Ruf nach volkswirtschaftlicher Kostensenkung ist daher eher kontraproduktiv und lässt eine fundierte Kenntnis der volkswirtschaftlichen Zusammenhänge vermissen. Es sei denn, mit dem volkswirtschaftlichen Kostenbegriff würde inhaltlich etwas anderes verbunden als mit dem betriebswirtschaftlichen Kostenbegriff. Gelegentlich wird bei volkswirtschaftlichen Kosten auch von Sozialkosten gesprochen. Doch was verbirgt sich hinter ihnen? Die Antwort lautet, dass auf der volkswirtschaftlichen Ebene mit Kosten häufig Ineffizienzen gemeint sind, d. h., die vorhandenen Produktionskapazitäten sind nicht voll ausgeschöpft worden. Ein falscher Einsatz von Produktionsfaktoren hat zu Produktionseinbußen geführt. Es wird daher auch von Opportunitätskosten gesprochen. Wachstums- bzw. gesellschaftliche Wohlfahrtsverluste sind entstanden. In ihnen liegt das Unangenehme der volkswirtschaftlichen Kosten. Daraus ergibt sich die erstaunliche – selbst Volkswirten nicht immer bewusste – Schlussfolgerung:
Eine Senkung (Erhöhung) der volkswirtschaftlichen Kosten führt zu einer Erhöhung (Senkung) der betriebswirtschaftlichen Kosten.
Der Umkehrschluss führt zu einem Verteilungsproblem und gilt daher nur bedingt. Betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten erfordern aber in jedem Fall einen unterschiedlichen Blick und sind auch unterschiedlich zu bewerten.
Situationsbezogene Antwort 8
Kosten sind für Installationsmeister Röhrl im Kern, nämlich bei realer Betrachtung und damit bei Freiheit von Geldillusion, nichts anderes als Güter, die er anderen (z. B. seinen Beschäftigten oder seinen Zulieferern) geben muss, weil er sich vertraglich dazu verpflichtet hat. Sie schmälern demnach über eine Gewinneinbuße seine eigene Güterversorgung, verschärfen sein Güterversorgungsproblem und sind ihm daher unangenehm. Andererseits aber sind seine Kosten bei den Zahlungsempfängern (z. B. bei seinen Beschäftigten in Gestalt von deren Lohn und Gehalt oder bei seinen Zulieferern in Gestalt von deren Umsatz) und damit für sie im Kern Güter, die ihnen höchst willkommen sind, weil sie mit ihnen ihr Güterversorgungsproblem besser lösen können. Es findet also volkswirtschaftlich zunächst nur eine Umverteilung statt. Das volkswirtschaftliche Problem ist ein Verteilungsproblem, d. h., es geht um die Frage, ob die beschriebene Umverteilung zu Ineffizienzen führt, weil die Produktionsmöglichkeiten nicht voll ausgeschöpft und damit die gesamte zu verteilende Gütermenge nicht maximal ist. Dieses Problem könnte z. B. dadurch auftreten, dass die hohe Kostenbelastung bei Installationsmeister Röhrl in seiner Betriebsbuchführung zu einem Verlust führt, der ihn zur Aufgabe seines Betriebes und zur Entlassung seiner Beschäftigten zwingt. In diesem Fall würde die volkswirtschaftliche Gütermenge sinken und