der Stadt. Am Telefon unterhielt er sie stundenlang mit Geschichten über seine Erfahrungen bei ersten Treffen. Ernsthafte, anhaltende Beziehungen erwähnte er kaum. Er sagte ihr, er hätte allein durch ihre Telefonate das Gefühl, eine sehr spezielle Verbindung zu ihr zu haben und dass er es nicht erwarten könne, sie zu treffen. Wegen ihres hektischen Arbeitsplans hatte sie nicht viel Zeit. Sam kam ihr zeitlich entgegen und Sherry beschloss, ein Treffen mit ihm zu wagen. Sie war ganz aufgeregt bei der Aussicht, einen Mann zu treffen, der so interessiert an ihr war und putzte sich fein heraus. Als Sam das Restaurant betrat, sah er enttäuscht aus, sobald ihm klar wurde, dass sie Sherry war. Sie unterhielten sich, aber er ging bald wieder. Eigentlich fand Sherry Sam nicht wirklich toll, aber sie wäre bereit gewesen, ihm eine Chance zu geben. Sie hörte nie wieder von ihm, aber noch Jahre danach sah sie seine Annoncen auf allen Kontaktbörsen im Internet.
Wie Sie mit dem Fehlerfinder umgehen
Wenn Sie auf seine Abschiedsrede reagieren...
...brechen Sie nicht vor ihm zusammen! Es macht nichts besser und Sie fühlen sich dann sogar noch schlechter. Rasten Sie aus, wenn Sie zu Hause sind oder rufen Sie Ihre Freundinnen an, aber zeigen Sie ihre Gefühle nicht in seiner Gegenwart. Verkneifen Sie sich einen dramatischen Auftritt. Der nützt weder Ihrer Selbstachtung noch der ganzen Situation.
...bestätigen Sie ihn nicht darin, Sie abzuwerten, indem Sie sich zur Wehr setzen. Sie sind prima so wie Sie sind. Es ist seine Ansicht und entspricht nicht unbedingt der Realität.
...versuchen Sie ihn unter keinen Umständen von seiner Entscheidung abzubringen. Zeigen Sie ihm, dass Sie jetzt ein hohes Selbstwertgefühl haben und seine Anerkennung nicht brauchen. Konzentrieren Sie all Ihre Energie darauf, gefühlsmäßig am Boden zu bleiben.
...klammern Sie sich nicht an ihn und katzbuckeln Sie auch nicht. Es erniedrigt Sie, wenn Sie einem Mann mit derart heftigen Intimitätsproblemen zeigen, welch starke Wirkung er auf Sie hat. Wenn Sie vor ihm zu Kreuze kriechen, werden Sie es später bereuen.
Der Fehlerfinder hat das zwanghafte Bedürfnis, Sie dringend loszuwerden, also fügen Sie sich einfach in die Situation, auch wenn es schwer fällt. Betrauern Sie seinen Verlust, und wenn es nur vorübergehend ist. Wenn er sich nicht um psychologische Hilfe bemüht, ist er ein hoffnungsloser Fall. Das Wichtigste ist, das Ganze nicht persönlich zu nehmen. Noch einmal, es geht mehr um ihn als um Sie, sonst würde sein Verhalten mehr Sinn machen. Konzentrieren Sie sich jetzt also darauf, selbst heil zu werden und distanzieren Sie sich von ihm.
Wenn Sie merken, dass er sich nur treffen möchte und er keine Zeichen setzt, dass das Ganze zu einer Beziehung führt, dann gibt es einiges, was sie tun können, um die Situation zu ändern oder zu beenden.
Setzen Sie Grenzen
Überlegen Sie sich, wie lange Sie bereit sind, sich mit ihm zu treffen, ohne dass sich etwas tut. Sagen Sie ihm, was Sie sich von einer Beziehung wünschen. Werfen Sie einen Blick auf die folgende Liste von Anzeichen dafür, dass er für weitere Schritte bereit ist. Sobald Ihr „persönliches“ Zeitlimit erreicht ist, ohne dass Sie irgendeines dieser Anzeichen bemerkt hätten, ist es an der Zeit, sich davon zu machen.
Das sind Anzeichen dafür, dass sich ein gelegentliches Treffen in eine Beziehung wandelt:
Er will Sie öfter sehen.
Er ruft Sie öfter unter der Woche an.
Er stellt Sie seinen Freunden und seiner Familie vor.
Er plant einen Urlaub mit Ihnen.
Konfrontieren Sie ihn
Finden Sie heraus, was seine Ziele sind und wie er sich eine gemeinsamen Zukunft vorstellt. Das erfordert Mut, weil Sie nicht wissen, wie er reagieren wird, aber Sie werden zumindest ein für allemal wissen, wo Sie stehen. Sie müssen sich nicht mit seiner Ambivalenz herumärgern. Gibt er eine abweisende Antwort, reagieren Sie so wie bei seiner Abschiedsrede, die ich schon früher angesprochen habe. Es handelt sich dabei um ein und dasselbe.
Behalten Sie es für sich
Teilen Sie ihm Ihre geistige Deadline nicht mit. Wenn Sie keine Konfrontation riskieren wollen, weil Sie Angst davor haben, verletzt zu werden oder Ihnen das Risiko zu groß ist, dann behalten Sie Ihre Limits für sich, handeln aber trotzdem danach.
Denken Sie gut nach
Bevor Sie eine Konfrontation eingehen und bevor Sie sich Zeitlimits setzen, sollten Sie sich über folgendes klar werden:
Was erwarten Sie von einer Beziehung mit ihm?
Was wünschen Sie sich von einer Beziehung im Allgemeinen?
Wie viel Zeit und Energie wollen Sie gefühlsmäßig in ihn investieren?
Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse
Es kann sein, dass der Fehlerfinder auch dann nicht einlenkt, wenn Sie ihn nach seiner Abschiedsrede direkt konfrontieren. Das ist der Moment, in dem Sie über sich selbst nachdenken sollten:
Fragen Sie sich selbst, wieso Sie mit einem Mann zusammen sein wollen, der nicht einmal weiß, ob er sich eine Zukunft oder eine Beziehung mit Ihnen wünscht. Wenn Sie seine Bedingungen akzeptieren, lässt Sie das verzweifelt aussehen. Wenn Sie gefühlsmäßig so nachgiebig sind, wirken Sie wie eine Frau, die keinen Mann verdient, der sich eine Beziehung oder eine gemeinsame Zukunft wünscht.
Wenn er sagt, dass er an seinen Problemen arbeiten will, dann bleibt Ihnen als einzige Möglichkeit, ein bisschen Zeit zu investieren, um zu sehen, ob er zu seinem Wort steht und seine Angst vor Beziehungen besiegen kann. Aber ich denke, dass es ohne psychologische Hilfe wenig Hoffnung gibt. Wenn das aber trotzdem Ihr Weg ist, dann bestimmen Sie die Zeit, die Sie für diesen entscheidungsunfähigen Mann aufbringen wollen und halten Sie Ihr Zeitlimit auch ein.
Wenn Sie sich dazu entschließen, sich weiter mit ihm zu treffen (dabei aber begreifen, dass daraus keine Beziehung oder gemeinsame Zukunft wird), geht Ihre Selbstachtung vor die Hunde und sein ambivalentes Verhalten wird Sie in den Wahnsinn treiben.
Wenn Sie keine Grenzen setzen, geben Sie ihm die Möglichkeit, seine Partnerschaftsprobleme weiter an Ihnen auszulassen. Und Sie wiederum werden Ihre eigene Vermeidungsstrategie in Sachen Beziehungen ausleben oder ihr ziemlich nahe kommen, solange Sie bei einem Mann bleiben, der kaum zu einer Beziehung fähig ist.
Maria und Bob waren Sozialarbeiter und wurden einander von Kollegen auf einer Versammlung vorgestellt. Anfangs wollte Bob unbedingt mit Maria ausgehen, aber sie war beunruhigt, weil er in seiner Vergangenheit sehr wenig Beziehungen gehabt hatte und in dem Ruf stand, er könne ein kleiner Playboy sein. Nachdem sie eine Menge Männer kennen gelernt hatte, die nur eine Affäre suchten, hoffte Maria, dass die Romanze mit Bob zu einer Beziehung mit Zukunft führen würde. Sie genoss es, mit ihm auszugehen, denn er lud sie in Konzerte und Museen ein, an denen sie beide Interesse hatten. Plötzlich begann Bob, sich zu distanzieren. Zuerst sagte er, er wäre über die Weihnachtsferien in Sachen Familie unterwegs und lud sie nicht dazu ein. Als sie am nächsten Abend ein Video anschauten, verkündete Bob, er würde sich noch mit anderen Frauen treffen. Er erklärte, dass er nach seiner ehemalige Studienkollegin verrückt gewesen wäre und sich daher wohl nicht in Maria verlieben könne. Maria ging niedergeschlagen und gekränkt nach Hause.
Eine Woche später rief Bob an und sagte, er habe wohl die falsche Entscheidung getroffen und erkannt, dass er ernsthafte Beziehungsprobleme hätte, an denen er arbeiten müsste. Er kündigte an, wieder in psychotherapeutische Behandlung zu gehen und bat Maria um eine neue Chance. Maria entschied, dass Bob das Risiko wert wäre, insbesondere weil er seine Probleme zugegeben hatte und zu einem Therapeuten ging. Außerdem war er sehr aufmerksam und liebevoll ihr gegenüber, wenn sie zusammen waren. Sie beschloss,