immer mehr anwachsendes Interesse am Jakobsweg zu verzeichnen, was sich in den ständig wachsenden Pilgerzahlen besonders in den heiligen Jahren zeigt. Heilige Jahre werden dann ausgerufen, wenn der 25. Juli, der Tag des Apostels, auf einen Sonntag fällt. Dann wird der vollkommene Sündenerlass gewährt und demnach steigen in den heiligen Jahren, zuletzt in 2010, die Pilgerzahlen kräftig an.
Aus den Informationen des Pilgerbüros in Santiago de Compostela aus dem Jahre 2011 geht hervor, dass zu 53 Prozent Spanier auf dem Jakobsweg laufen, gefolgt von Deutschen, Italienern, Portugiesen und Franzosen. 121 weitere Länder der Welt werden genannt, aus denen die Pilger nach Santiago gekommen sind. Die größte Gruppe der Pilger stellt die Gruppe der Dreißig- bis Sechzigjährigen (57,7%). Die kleinste Gruppe bildet die Gruppe derjenigen, die älter als sechzig sind (13,9%). Im Jahre 2010 erreichten zu 44% Frauen und zu 56 % Männer ihr Ziel in Santiago.
Aus Deutschland kamen im Jahre 2011 gut 16 000 Pilger in Santiago de Compostela an. Dem gegenüber steht die Zahl von 648 deutschen Pilgern aus dem Jahre 1989.
Die Pilgerzahlen sind in der Höhe beeindruckend und haben sich allein von 2005 bis 2012 mehr als verdoppelt, so dass sich im Jahre 2012 190.591 registrierte Pilger im Pilgerbüro angemeldet haben. Dem gegenüber stehen folgende Zahlen: Auf dem Camino Francés waren 132.652 (72 %) unterwegs, auf dem Caminho Portugues 22.062 (12%), auf dem Camino del Norte 11.729 (6%), auf der Via de la Plata 8.061 (4 %), auf dem Camino Primitivo 5.544 (3%), auf dem Camino Inglés 2.720 (1%).1
Fragt man in Spanien jemanden, wo der Jakobsweg beginnt, so erhält man zur Antwort: „Der Weg beginnt in Ihrem Haus.“ Damit ist gemeint, dass der Weg für jeden dort beginnt, wo er wohnt. Früher liefen die Menschen bei sich zu Hause in allen Ländern Europas los. Die Pilger waren dann manchmal sogar Jahre unterwegs, sofern sie die Reise überlebten und auch Santiago erreichten. Heute jedoch hat es sich verändert: Die Pilger reisen mit dem Flugzeug oder mit der Bahn an, um dann einen Teil der Jakobswege zu belaufen oder mit dem Fahrrad zu befahren.
Für die Menschen im Mittelalter war die Pilgerbewegung ein Segen, denn es wurden damals entlang der Pilgerwege Kirchen, Gasthäuser, Straßen und Krankenhäuser erbaut. Demnach wuchsen die Orte und Städte und erhielten einen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch heute profitieren ganze Wirtschaftszweige von den Pilgerscharen, die in unterschiedlich großer Anzahl zunehmend die Pilgerwege beschreiten.
Aus der damaligen Zeit kommen auch die Dinge, die heute noch gebräuchlich sind: Die Jakobsmuschel, an der Kleidung oder am Rucksack getragen, ist ein Symbol für die Pilgerschaft und sollte sowohl früher als auch heute die Pilger beschützen. Zudem ist der Pilger durch die Muschel als Pilger gekennzeichnet, so dass die Bevölkerung den Pilger mit Ehrfurcht betrachtet und der Pilger sich somit im fremden Land sicher fühlen kann.
Die Kalebasse, ein Kürbisgefäß, war in früherer Zeit ein Trinkgefäß, in dem das Trinkwasser transportiert wurde. Heute ist dieses sicherlich von Trinkflaschen ersetzt worden. Der Wanderstock diente zum Abstützen, aber auch zur Verteidigung. Hier werden heute jedoch vielfach Walkingstöcke als Hilfsmittel beim Laufen verwendet.
Der Pilgerpass findet heute auch noch Verwendung. Dieser diente früher dazu, dass Pilger sich als solche ausweisen konnten und damit keine Steuern für Brücken und Straßen usw. bezahlen mussten. Heute sollte man sich den Pilgerausweis bereits zu Hause bei den Jakobusgesellschaften im Internet bestellen und diesen dann täglich dort abstempeln lassen, wo man übernachtet. Ein Übernachten in den Pilgerherbergen ist ohne Pilgerpass nicht möglich. Weiterhin benötigt der Pilger den Nachweis, dass er fortlaufend unterwegs war, indem er die Einträge im Pilgerpass vorweisen kann, um damit die Compostela, die Pilgerurkunde, in Santiago zu bekommen.
Die Compostela, die man in Santiago im Pilgerbüro erhalten kann, wenn man nachweist, dass man mindestens hundert Kilometer gelaufen oder zweihundert Kilometer mit dem Rad gefahren ist, dient heute als Andenken. Früher jedoch war sie der Nachweis, dass man sein Ziel erreicht hatte und somit für den Fall, dass man als straffällig Gewordener pilgern musste, seine Strafe verbüßt hatte.
Zwar hat sich im Laufe der Zeit Vieles verändert, aber der Grundgedanke des Pilgerns ist geblieben.
Caminho Portugues: Lissabon – Santiago de Compostela (570 km): Informationen zum Caminho Portugues
Die ersten Erwähnungen des Weges gehen bis auf die vorchristliche Zeit zurück. Vielfach wurden wenig später die alten Römerstraßen für den Wegverlauf benutzt, wobei besonders die Via Romana XIX. von Bedeutung war. Vom 10. Jahrhundert nach Christus an begannen dann die ersten Pilger an das Grab des Apostels Jakobus zu pilgern, jedoch erst ab Mitte des 12. Jahrhunderts vergrößerte sich die Pilgerzahl nennenswert. Verstärkt erleben die Pilgerzahlen in der Neuzeit ab dem heiligen Jahr 1999 einen Aufschwung, wobei die Zahl der Pilger seitdem mehr und mehr anwächst.2
Der Caminho Portugues ist zwischen Lissabon und Porto noch nicht sehr stark frequentiert, die Ausschilderung ist manches Mal nicht ausreichend und es gibt auf dieser Streckenführung, die auch immer wieder an Straßen verläuft, noch fast keine Herbergen. Jedoch lassen sich nahezu überall preisgünstige Zimmer zur Übernachtung anmieten. Hier ist in den kommenden Jahren eine veränderte Streckenführung, mehr durch die Natur verlaufend, zu erwarten und auch die Übernachtungsmöglichkeit in Herbergen wird sicherlich zukünftig vielfach möglich werden.
Ab Porto dann ist der Weg sehr gut ausgeschildert, verläuft meist auf den Wegen der Natur und weist auch eine Vielzahl von Herbergen auf. Viele kleine Orte und Dörfer werden durchquert, die zum großen Teil durch ihre idyllische Lage bestechen.
Und schließlich bietet sich der Caminho Portugues als Einstiegsweg sehr gut an, da er, wenn man ab Porto startet, ca. 235 km aufweist, die man in zwei Wochen gut bewältigen kann. Zudem hat dieser Weg keinen großen Schwierigkeitsgrad. Nur zwischen S. Roques und Rubiäes sind felsige, gebirgige Laufstrecken zu begehen. Das alles führt dazu, dass der Caminho Portugues zurzeit nach dem Camino Francés der beliebteste Pilgerweg ist.
Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.
(Laotse, chinesischer Philosoph)
Reiseverlauf:
1. Tag: 24.5.2012, Hamburg – Palma de Mallorca
Heute Morgen, am 25. Mai, weckt mich mein Reisewecker. Als ich in die Sonne blinzle, die durch die Jalousien scheint, muss ich mich erst sortieren. Richtig, ich bin in Palma de Mallorca, gestern angereist. Allerdings war mein eigentliches Ziel Lissabon und ich frage mich, wie das alles passieren konnte.
Der Abschied von zu Hause war auch dieses Mal wieder schwierig, alle Freunde, Kinder und andere mir lieben Mitmenschen wollen sich noch von mir verabschieden. So klingelt der letzte Besuch noch gegen 21.00 Uhr kurz vor der Abreise und wühlt in mir den latenten Abschiedsschmerz so richtig auf. Wiedersehen sagen tut weh – immer, und so schlafe ich spät ein, schlafe unruhig und fühle mich am nächsten Tag, meinem Reisetag, durchaus gestresst. Die letzten Tage zu Hause waren schwierig, zu viel gab es für eine derart lange Abwesenheit noch zu regeln.
Die Anreise mit dem Zug bis Hamburg verläuft zum Glück problemlos. Ich sitze im Zug und warte und träume, mein Blick gleitet auf die vielen gelben Rapsfelder, die immer noch in voller Blüte stehen und die Natur in ein zauberhaftes Licht voller Sonne tauchen. In Hamburg angekommen, bin ich voller Erwartung auf alles Kommende und nach dem selbsttätigen Einchecken kann ich mein Gepäck, Rucksack im Koffer, bereits aufgeben, gut zwei Stunden vor dem eigentlich geplanten Flug.
Ein wenig lebt die Angst in mir: Werde ich diese Reise wieder gesundheitlich unbeschadet überstehen? Nachdem ich auf meiner letzten Pilgerreise erhebliche Probleme mit meinen Knien hatte, hoffe ich, dass ich in diesem Jahr wieder ausreichend vortrainiert bin. Nun, ich werde sehen, was wird.
Nachdem ich also eingecheckt habe, warte ich entspannt auf meinen Flug, bin termingerecht am Terminal, jedoch – nichts passiert. Verspätung, Wartezeit: zwanzig Minuten, eine