Siegrid Graunke Gruel

Ponton-Kids 2: Jonas, Kalle und Piraten


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geschminkt, wie auf ein Gesicht passt, – maskiert und in hohen Stiefeln daherkam, – in Nahtstrümpfen, Minirock und hautenger Bluse …!

      „Ja, dann sag doch mal bitte wo sie denn ist, wenn’s dir nichts ausmacht“, plappert Karin also weiter. „Ich bin nämlich nur selten hier draußen in der Provinz und würd’ sie gern wieder sehen heut Abend, – wo ich schon mal hier bin.“

      „Tja, das mag ja sein“, sagt Corinna und kramt in ihrer Tasche nach ihrem Handy. „Aber, – du musst schon entschuldigen, da – muss ich erstmal Julia fragen, ob es ihr auch recht ist.“

      ‘Hinterweltlerin’, denkt Karin sich dazu, ist aber einverstanden. ‘Eigentlich ja noch besser, – immerhin eine aktuelle Handynummer von Julia …’

      „Ne, – geht nich’ ran“, sagt Corinna schließlich, nachdem sie es mehrmals anklingeln ließ und packt ihr Handy wieder ein.

      Natürlich konnte sie nicht wissen, dass Julia seit ein paar Tagen ein neues Handy hat, und dass auch sonst Einiges anders war; – weil es doch schon ein paar Wochen her ist, dass sie telefoniert hatten.

      Und deshalb ahnt sie natürlich auch nicht, dass ihre Freundin, gerade jetzt zur selben Zeit, in einem schönen, blauen, Himmelbett schläft, zusammen mit ihrem liebsten Jonas. Und natürlich ahnt sie auch nicht, dass noch etwas ganz, ganz Kleines dabei mit in Julia schläft, denn – pst …; unsere liebe Julia ist nämlich inzwischen – schwanger!

      Aber das sollte noch niemand wissen, – außer Jonas, und dieser freut sich bereits riesig genug darüber.

      „Ach ne e, ne’!“, sagt Karin verstimmt und „ach ja, wahrscheinlich hat sie ne neue Nummer.“

      „Das wüsste ich aber“, kommentiert Corinna sofort.

      Dazu fällt Karin aber jetzt nichts mehr ein. Sie klappt ihren Schminkspiegel zusammen, verstaut ihn in ihrer Tasche, geht zur Tür. Da bleibt sie aber noch einen Moment stehen und dreht sich wieder zu Corinna um.

      „Willst du dich nich’ mit zu uns an die Bar setzen … Corinna?“, sagt sie jetzt etwas einschmeichelnd freundlich. „Dann können wir uns weiter unterhalten; – ich lad dich ein.“

      Na, besonders begeistert ist Corinna nicht gerade, aber was soll’s …

      Sie ist an diesem Abend sowieso allein hier und hatte nicht besonders viel Spaß. Und so könnte sie ja Julias so genannte Freunde mal genauer unter die Lupe nehmen …

      „Okay“, sagt sie, „klar, – warum nicht.“

      Aber weil es an der Bar so laut ist, dass man überhaupt nichts verstehen kann beim Reden, – ist sie dann auch noch damit einverstanden, woanders hinzugehen,- ins ‘Freenet’ nämlich, eine kleine Internetkneipe, ganz in der Nähe. Nur, dass die dummerweise zu hat, als die drei, nach fünf Minuten zu Fuß,- davor stehen.

      „Man, jetzt hab ich aber kein Bock mehr!“, äußert Kalle sich verdrießlich. „Lass uns zu mir geh’n Mädels. Ich hab noch ne Flasche Woddyka stehen. Erst will Corinna ja nicht mit, denn dieser Kalle ist ihr nicht besonders geheuer, aber als Karin sich gleich bei ihr unterhakt, belustigt und leicht angetrunken sagt, „klar, kommst du mit Corinna, – oder hast du kein Bock wegen diesem Kerl hier? Keine Angst, das is’ sowieso meiner, auf den pass ich auf!“, geht sie dann doch erstmal mit. Neugierig ist sie ja schon, zu sehen, wo Julia, mit Jonas zusammen, den Sommer über, gewohnt hat …

      Tja, wie sieht’s denn nun aus bei Kalle …, in seinem besonderen Wohnmobil, von dem Julia so geschwärmt hat?

      Also, super mäßig stilvoll, ist wohl was anderes. Drinnen ist es absolut chaotisch. Überall liegen Sachen verstreut herum, Kleidungsstücke und schmutziges Geschirr auf – und um den Tisch verteilt. „Wartet Mädels“, sagt Kalle aber gleich, bevor die Mädels sich irgendwo niederlassen konnten. „Ich mach Ordnung, – geht schnell.“

      Und bevor sich jemand beschweren konnte, – dennn an kennt ja die Mädels, sammelt er kurz alles ein und verstaut die Sachen im vorderen Teil des Wagens. Und das Geschirr kommt ruck zuck in die kleine Spüle.

      „Setzt euch“, sagt er, legt Zigaretten auf den Tisch und holt Gläser aus der ‘Board Küche’. Und sogar das grelle Deckenlicht knipst er aus, stellt eine kleine Petroleumlampe auf den Tisch. Ja so o ist’s doch schon mal gemütlicher. Es gibt Wodka mit Cola und für jeden ers’mal eine Zigarette.

      „Was is denn mit Musik, Kalle?“, sagt Karin. Na klar, Mucke hat Kalle natürlich auch. Eine CD mit Country Oldis, – das passt doch am besten, findet Kalle und sorgt also weiter für Stimmung. Corinna sagt erstmal gar nichts, denn all das hier verschlägt ihr irgendwie ein wenig die Sprache. Karin und Kalle albern bloß ziemlich dumm herum, und sie hat gute Lust gleich wieder aufzubrechen.

      „So, hier hat Julia also gewohnt“, kommt ihr dann aber doch über die Lippen, während sie, etwas hilflos, versucht einen Einblick ins Innere vom anderen Teil des Wagens zu bekommen.

      „Ja hat sie, – mit Jonas, mein Kumpel“, sagt Kalle schon ziemlich besoffen, schenkt sich aber noch mal neu ein, „ … bis … d die Schöne ihn weggeschleppt hat. Woll … t ihr auch noch?“

      „Sag mal Kalle, bist du jetzt völlig bekloppt, oder was?“ sagt Karin aufgebracht. „Julia hat ihn doch nicht weggeschleppt, geh mal zum Arzt!“

      Sie schenkt sich und Corinna selber noch mal nach. „Erzähl mal lieber, was eigentlich passiert ist. Wo sind die zwei?! Wir möchten das jetzt wissen.“

      „Keine Ahnung, weg eben“, sagt Kalle und legt seinen Kopf zwischen seine verschränkten Arme auf den Tisch. „ … W wenn ich wüss … de wohin, wär’ ich schlauer.“

      Es sieht beinah so aus, als würde er gleich losheulen, aber nichts dergleichen geschieht. Er bleibt einfach in der Position hängen und sagt kein Wort mehr.

      Die beiden Mädchen sehen sich etwas ratlos an.

      „Du, das wusste ich nicht, – ehrlich“, sagt Karin schließlich. „Er hat mich angelogen, dieser Spinner. Ich dachte die Beiden sind bloß heut Abend unterwegs.“

      „Ach, die sind doch schon lange ausgezogen“, sagt Corinna nur dazu. „Hat Julia dir wohl nich’ erzählt?“

      „Ne, hat sie wohl nicht“, sagt Karin beleidigt.

      Aber weil die beiden Mädchen jetzt noch soviel Wodka haben, dass es für den ganzen Abend reicht, und ein gewisser Kalle Bloom aus der Neuzeit schon wieder auf der Tischkante eingepennt ist, wird der Abend dann doch noch ganz sinnvoll gerettet. Tja, – wenn man schon am Nachmittag mit der Sauferei anfängt; selber Schuld Kalle.

      Und nun haben sich zwei Freundinnen von Julia doch noch so Einiges zu erzählen und sogar über Vieles zu lachen obendrauf.

      Wo Julia abgeblieben war, bleibt auch nicht mehr so absolut rätselhaft, da Corinna endlich berichtete, dass sie und Jonas nach Brunsbüttel umgezogen sind.

      Ja, so was passiert eben, wenn der Wodka so erfrischend immer besser schmeckt und man auch nicht mehr allein nach hause gehen mag, sondern – sich am nächsten Morgen auf einem Podest wieder findet, auf dem die eigens beste Freundin viele schöne Nächte mit Jonas verbracht hatte.

      Aber konnte man denn ahnen, was dieser nächste Morgen noch so alles mit sich bringt? …

      Ein lautes Klopfen an der Wohnmobiltür, reißt nämlich plötzlich erstmal drei Personen aus dem Schlaf.

      Kalle ist der Erste, der davon wach wird. Er liegt in der Tischbank am Heck und ist ganz schnell am Fenster, lugt durch einen Spalt der zugezogenen Gardinen, kann aber niemanden entdecken. Um die Ecke sieht er ja leider nicht so gut. Er wartet einen Moment gespannt ab, bis das Klopfen aufhört und gibt der verdutzten Corinna ein Handzeichen zu bleiben, wo sie ist. Dann starrt er wieder weiter aus dem Fenster. Endlich lassen