von Hofmannsthal hat in ihrem Salon zum ersten Mal öffentlich aus seinem „Jedermann“ gelesen. Neben dem deutschsprachigen Theater galt ihr Interesse der französischen Dramatik. Sie übersetzte Theaterstücke Marcel Achards, Jean Anouilhs, Jacques Bosquets und Paul Géraldys ins Deutsche.
ÖSTERREICH INTIM. Als beispielhaftes Werk der Schriftstellerin sei auf ihre Erinnerungen mit dem Titel „Österreich intim“7 verwiesen, die im Jahr 1970 von Reinhard Federmann postum herausgegeben und 2013 neu aufgelegt wurden. Sie schreibt über die Welt, in der sie lebte und in deren kulturellem Zentrum sie ein Faktor war. In direkter Rede wird festgehalten, was beispielsweise Gustav Mahler und Arthur Schnitzler, der sie zum Schreiben der Memoiren animiert hatte, gesagt haben. Sie verkehrte in den Kreisen des Kaiserhauses und konnte etliche intime Details festhalten. Viele berühmte Namen fallen, Sigmund Freud, Gustav Klimt, Arnold Schönberg, Otto Wagner, Franz Werfel, Stefan Zweig, kein großer fehlt. Das Buch ist keine kontinuierliche Erzählung, sondern eine Zusammenstellung einzelner Artikel, die sich zu einem Mosaik über eine reiche Epoche fügen. Berta Zuckerkandls Erzählweise ist pointiert. Die Charaktere zeichnet sie mit wenigen Worten lebendig. Die vielen Anekdoten sind so etwas wie literarische Zeitgeschichte.
Im unseligen Jahr 1938 half Paul Géraldy Berta Zuckerkandl bei der Flucht nach Paris, wozu er eigens nach Wien kam. Zehn Jahre davor hatte der damals höchst renommierte Wiener Zsolnay Verlag seine „Dramen“8 in der Übersetzung Berta Zuckerkandls veröffentlicht. Die geschickte Netzwerkerin konnte ihr Talent auch in der französischen Hauptstadt nutzen und hielt engen Kontakt zu vertriebenen Österreicherinnen und Österreichern, so zu Franz Werfel, bis er in die Vereinigten Staaten von Amerika übersiedelte.
WIDERSTAND. Berta Zuckerkandl war in Frankreich als Trägerin des Ordens der Ehrenlegion9 vor einer Internierung geschützt. Ihr Sohn Fritz war bereits nach Algier emigriert, die Mutter folgte ihm im Jahr 1940. In der algerischen Hauptstadt konnte sie als Rundfunkjournalistin arbeiten und rief über den Sender die Daheimgebliebenen zum Widerstand gegen Hitler und die Nationalsozialisten auf.
Die beabsichtigte Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika gelang ihr nicht. Auch ihre Heimatstadt sah sie nie wieder. Im Jahr 1945 kehrte sie, nachdem sie die Niederlage der nationalsozialistischen Barbarei noch erleben durfte, nach Paris zurück, war jedoch schwer krank und starb am 16. Oktober 1945. Berta Zuckerkandl wurde auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt.
Wien dachte ihr eine späte, jedoch schöne Ehre zu. Im Jahr 2009, einhundertfünfundvierzig Jahre nach ihrer Geburt, wurde im neunten Gemeindebezirk der „Berta-Zuckerkandl-Weg“ nach ihr benannt.
ANMERKUNGEN
Vgl.: http://freizeit.at/4013/berta-zuckerkandl-szeps-wiener-saloniere/29.623.904 (abgerufen am 18. 04. 2015)
Bindegewebshülle der Niere
Os Zuckerkandl
Die Inschrift der Gedenktafel lautet folgend: „IN DIESEM HAUS/BEFAND SICH VON 1917 – 1938/DER SALON DER/FRIEDENS-KÄMPFERIN UND/SCHRIFTSTELLERIN/BERTHA ZUCKER-KANDL“.
http://www.alma-mahler.at/deutsch/almas_life/zuckerkandl.html (abgerufen am 18. 04. 2015)
Als „Sixtus-Affäre“ wurde der Kontakt Kaiser Karls I. zu den Brüdern seiner Ehefrau Zita, den belgischen Offizieren und Prinzen Sixtus von Bourbon-Parma und Franz Xaver von Bourbon-Parma, bekannt, die helfen sollten, die Bemühungen um eine Friedensanbahnung auf eine höhere Ebene zu heben. Gespräche wurden vor allem mit Frankreich gesucht. Die Bemühungen der Brüder blieben erfolglos.
Berta Zuckerkandl: Österreich intim. Erinnerungen 1892 bis 1942. Wien 2013
Paul Géraldy: Dramen. Aus dem Französischen übersetzt v. Berta Zuckerkandl. Wien 1928
Die Ehrenlegion ist der ranghöchste französische Verdienstorden. Gestiftet wurde er am 19. Mai 1802 von Napoleon Bonaparte für militärische und zivile Verdienste. Der Orden kann jedermann verliehen werden.
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