Uwe Schimunek

Mord auf der Messe


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      Uwe Schimunek

      Mord auf

       der Messe

      Ein Katzmann-Krimi

      Kriminalroman

      Jaron Verlag

      Uwe Schimunek, Leipziger Journalist und Autor, veröffentlichte vor allem Kurzprosa, bevor er 2011 mit «Katzmann und die Dämonen des Krieges» (in der Reihe «Es geschah in Sachsen») seinen ersten Kriminalroman verfasste. Er liest regelmäßig bei den jährlich stattfindenden Ostdeutschen Krimitagen und im Rahmen des Krimi-Kleinkunst-Programms «Killer-Kantate».

      Originalausgabe

      1. Auflage 2012

      © 2012 Jaron Verlag GmbH, Berlin

      1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

      Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

       www.jaron-verlag.de

      Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

      ISBN 9783955520540

      Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titelseite

       Impressum

       EINS Sonnabend, 27. Februar 1926

       ZWEI Sonntag, 28. Februar 1926

       DREI Montag, 1. März 1926

       VIER Dienstag, 2. März 1926

       FÜNF Mittwoch, 3. März 1926

       SECHS Donnerstag, 4. März 1926

       SIEBEN Freitag, 5. März 1926

       ACHT Sonnabend, 6. März 1926

       NEUN Sonntag, 7. März 1926

       NACHBEMERKUNG

       DANKSAGUNG

       Es geschah in Sachsen …

       Sonnabend, 27. Februar 1926

      WILL DER KERL STERBEN? Er kennt die Regeln: auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, Bericht erstatten, keine Fragen stellen, nicht umdrehen. Und bis eben lief alles wie immer. Er öffnete die Tür, setzte sich, zog den Umschlag aus der Tasche seines Smokings, blätterte die Scheine auf den Fahrersitz. Und nun … Klar, die Summe gefällt mir nicht. Aber das ist doch kein Grund für ihn, den Kopf herumzudrehen. Wenn er sich an die Regeln hält, wird nichts passieren. Ich bin kein Unmensch und gebe meinen Leuten eine zweite Chance. Noch nie musste jemand nach einem Fehler ausscheiden, jeder bekam eine angemessene Zeit zur Wiedergutmachung.

      Er sitzt also da im Dämmergrau der Straßenbeleuchtung, zittert und sagt: «642, mehr war diesmal nicht drin.» Er spricht mit leichtem Dialekt. So, als sei er selbst wohlhabend und müsste nicht den feinen Herren das Bier bringen. Selbst wenn er wimmert, klingt er wie ein Snob, der Herr Ober.

      Stille. Er guckt wieder nach vorn. Gut so. Er schnauft und sagt: «Die Krise. Die Gäste halten sich ewig an einem Getränk fest. Oft wird mit Kleingeld bezahlt. Alle kontrollieren die Rechnungen. Und Trinkgeld gibt es auch kaum noch.»

      Ich höre mir die Leier an, überlege mir, ob er glaubt, mich damit beeindrucken zu können. Dabei ist die Sache doch klar, ich liefere erstklassige Ware zu einem festen Satz. Auf Kommission. Also, was gibt es da zu jammern?

      Vorn auf dem Beifahrersitz hört der Wortschwall nicht auf – schwere Zeiten und so weiter und so fort. Meine Ohren stehen längst auf Durchgang, bis er sagt: «Können Sie die Beteiligung nicht etwas erhöhen?»

      Ich muss die Worte erst einmal wirken lassen … Das ist eine Frage … Was bildet sich der Mann da vorn ein? Und dann will er mir nicht etwa mehr Geld geben, sondern weniger! Das kann nicht sein Ernst sein.

      Ich greife zum Halfter, nehme den Schaft meiner Luger in die Hand. Mein Waffenschmied hat mir für das Modell einen zusätzlichen Schalldämpfer angefertigt, seitdem lässt sich die Waffe nicht mehr so flott ziehen. Andererseits muss ich mir damit keine Gedanken um den Lärm machen, kann meine empfindlichen Ohren schonen. Und auch Passanten, die draußen auf der dunklen Seitenstraße laufen, werden durch den Einsatz meiner Pistole nicht aus ihrem Alltag gerissen. Da nehme ich in Kauf, dass der Lauf vom Halfter unter der Achsel bis über den Gürtel hängt.

      «Vielleicht müsste man die ganze Sache mal neu kalkulieren …»

      Ich ziehe die Waffe, lege den Lauf auf meine linke Hand in den Schoß. Das Metall kühlt meine Handfläche, beruhigt mich. Nein, ich bin immer noch aufgebracht. Der Kerl da vorn muss doch merken, dass ich keine Lust auf sein Gerede habe. Andererseits, er arbeitet schon so lange für mich, da will ich seine Geschwätzigkeit nicht als Fehler zählen. Das ist einer dieser Momente, in denen ich meine Großherzigkeit fühle – zumindest für den Augenblick. Ein paar Minuten will ich ihm noch geben.

      Aber dann sagt er: «Das geht so nicht weiter. Das verstehen Sie doch?»

      Schon wieder eine Frage.

      «Das müssen Sie doch einsehen, oder?» Beim letzten Wort dreht er seinen Kopf zur Rückbank. Guckt zu mir. Schaut mich mit seinen kleinen grauen Augen an, sieht mir direkt ins Gesicht.

      Das geht zu weit. Ich hebe die Waffe. Der Lauf berührt beinahe die Stelle zwischen seinen Augenbrauen.

      Sein Blick wird panisch. Die Augen scheinen von dem Lauf angezogen zu werden. Er schielt geradezu auf das schwarze Loch im Stahl und sagt: «Aber … nein.»

      Jetzt fällt ihm also ein, dass er etwas falsch gemacht hat. Wieso konnte er nicht vorher zur Vernunft kommen? Nun ist der Moment vorbei, an dem das hier alles noch hätte gut enden können. Schade. Sehr schade.

      «Nein, bitte …»

      Das will ich nicht hören, dieses Gewimmer. Ohne jede Würde! Plopp. Welch erhabenes Geräusch meine Luger macht!

      Der Kopf schnippt weg, schlägt mit einem «Plonk» gegen den Rahmen der Frontscheibe.

      Dann Stille.

      Ich schließe die Augen. Immer nach einem Schuss lehne ich mich einen Moment zurück. Auch dieses Mal genieße ich die Ruhe, das gute Gefühl, ein Problem