Mona Checinski

Monas Schamanenschule


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guten Geistern

       Mona Checinski

       Was ist und tut ein Schamane?

      Zunächst einmal: ein Mensch, der in seiner Gemeinschaft – das war früher – eine besondere Position ausfüllt. Der Schamane agierte als Heiler, als Seelsorger, als Wissender, als Reisender zwischen den Welten oder als Pflanzenheilkundiger. Und hin und wieder schlüpfte er in die Rolle des Narren, der einem wirkungsvoll den Spiegel vor die Nase hielt. Die Funktionen haben sich heute kaum geändert, wohl aber die Gemeinschaft. Schamanen haben in unseren Breitengraden andere Gemeinschaften, also nicht mehr die Stammes- oder Dorfgemeinschaft, sondern den Kreis der Ratsuchenden.

       Schamanen heute?

      Unsere heutige westliche und sogenannte zivilisierte Gesellschaft ist nicht mehr von einem guten Jagderfolg abhängig und auch nicht mehr den Naturgewalten und deren direkten Gefahren ausgesetzt. Wohl aber krankt sie in ganz erheblichem Maße an menschlichem Miteinander, an dem Verlust der Spiritualität und der Verbundenheit mit der Natur, die auch ihre Natur ist.

      Immer mehr Individuen, immer mehr leidende, isolierte Seelen. Abkopplung und Auskopplung aus der Gemeinschaft führen vermehrt zu diffusen Ängsten, die auch Psychologen und Ärzte immer weniger in den Griff bekommen. Das Netz der Gemeinschaft, das sich aus Familie, Nachbarn, den Freunden ebenso wie den Ahnen und einer Glaubensgemeinschaft zusammensetzt, wird immer brüchiger.

      Schamanen waren in vergangenen Zeiten zuständig für einen guten Jagderfolg und den Schutz ihrer Sippe, sie waren für ihre Krankenheilung und Seelenrettung sowie als Wahrsager und Seher geschätzt. Daneben jedoch führten sie ein ganz normales Leben. Gingen sie früher jagen oder pflegten sie Ackerbau und Viehzucht, so haben sie heute einen ganz normalen Beruf, der sie am Leben erhält. Auch hatten und haben sie in unterschiedlichen Gegenden und bei unterschiedlichen Völkern unterschiedliche Namen (Titel) und Funktionen. Das Wort „Schamane“ ist ein ethnologischer Begriff, den Wissenschaftler etabliert haben.

      Die Arbeit eines Schamanen, Heilers oder Medizinmannes steht grundsätzlich im Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Gemeinschaft, in der er lebt. So muss er heute nicht mehr in Masken, in rassel- und federgeschmückter Verkleidung ums Feuer tanzen. Das würde den meisten eher ein müdes Lächeln abringen oder sogar den Touch von Klamauk vermitteln.

      Trotzdem wirken Rituale auch heute noch ganz besonders auf uns ein. Rituale sprechen in Bildern, sie sprechen mit unseren tiefsten Tiefen, sie sprechen mit unserer Seele und oftmals sprechen sie verborgene Ahnengeschichten in uns an.

      Ein Feuerritual, egal ob Feuerlauf oder vielleicht auch nur ein Räuchern von Harzen mit einem gemeinsam gesprochenen Gebet oder einem gemeinsam gesungenen Lied haben nach wie vor eine sehr tief greifende Wirkung. Sicher kennen Sie selbst auch noch genügend Rituale aus vergangenen Zeiten. Die klassischen Jahreskreisfeste kennt jeder, und jede Familie hat da ihr eigenes Ritual. Auch Ärzte und andere Heilberufe kennen ganz spezielle, oftmals subtile Rituale. So ist es ebenso ein Ritual, dass Sie vor dem Gespräch mit Ihrem Arzt erst mit dessen Vorzimmerdame oder Arzthelferin sprechen, sich eine Weile ins Wartezimmer begeben müssen und nach Möglichkeit dann in einen Behandlungsraum kommen, in dem Symbole ärztlicher Heilkraft stehen. Heute sind dies das Stethoskop, Bücher, ein Blutdruckmessgerät und natürlich die Behandlungsliege.

       Das Weltbild der Schamanen

      Schamanismus ist eine Lebenseinstellung, die sich aus der Verbindung der alltäglichen, greifbaren Welt und der Welt außerhalb der Materie ergibt – die Dieswelt und die Anderswelt. Schamanisch Tätige leben in einer begeisterten Welt. Allem Sichtbaren wohnt eine Energie, ein Geist inne, der mit und durch die Materie lebt und belebt wird. Alles ist miteinander verbunden und wirkt aufeinander ein. Der Geist der Erd-, Pflanzen- und Tiergeister, Menschengeister und andere Wesen wirken und leben im Miteinander. Im Positiven wie im Negativen ist alles miteinander vernetzt. Wobei hier die Wertung zunächst ganz menschlicher Natur ist.

      Beide Welten zu betreten und mit den Geistern gegebenenfalls zu verhandeln, sie um Rat oder Hilfe zu bitten, ist eine typische Aufgabe der Schamanen. Eine weitere Aufgabe ist es, den Klienten durch verschiedene Rituale wieder in Verbindung mit dem großen Ganzen zu bringen und somit Impulse der Heilung zu ermöglichen. Wer sich aufgehoben fühlt im großen Netz der Schöpfung, kann sich öffnen und fallen lassen, kann sich hingeben den heilenden Energien, kann Blockaden zur Auflösung gelangen lassen. Wenn alles fließt, ist alles miteinander verbunden.

      Allem voran ist ein Schamane ein Mensch, der durch eigene, tief greifende Erlebnisse gegangen ist und auf diese Weise sehr wohl um die menschliche Psyche weiß. Er hat gelernt, sicher durch die diesseitige und jenseitige Welt zu wandern.

      Schamanen sind so individuell wie die Gesellschaften, in denen sie leben. Daher ist es nicht zwingend notwendig – vielleicht ist es sogar störend –, wenn wir uns stark an andere schamanische Kulturen und Riten anlehnen. Es ist allenfalls hilfreich beim Finden der eigenen schamanischen Energie, des eigenen schamanischen Potenzials und zum Entwickeln eigener schamanischer Rituale und Vorgehensweisen.

      Allem voran ist es das sogenannte Schamanische Reisen (SR), das sich in der „Szene“ als fester Begriff und Methode eingebürgert hat. SR bedeutet, in einen Trancezustand zu gelangen, den es in verschiedenen Tiefen gibt. Jede Trance ist anders, und auch kann jede Trance anders induziert werden. Trancen verändern die Gehirnschwingungen, was wissenschaftlich belegt ist. Eine veränderte Schwingung des Gehirns bewirkt eine veränderte Wahrnehmung, die je nach Intention des schamanischen Reisens von einer leichten Trance mit Erinnerungsvermögen bis hin zu völliger Trance ohne Wahrnehmung der Umwelt reichen kann. Intentionen für schamanisches Reisen sind in unserer westlichen Welt mehrheitlich die Heilung eines körperlichen Befindens oder einer unguten zwischenmenschlichen Situation. Es sind Reisen zu den Ahnen und Ratgebern in der Anderswelt, die die Hebung eines enormen Wissens- und Heilungsschatzes bedeuten.

      Trance. Um in diese zu gelangen, gibt es als bekannteste Methode das Trommeln. Ein monotoner Trommelschlag in schneller Abfolge hat eine spezifische Wirkung auf die Gehirnwellen. Eine weitere Methode ist es, anstatt der Trommel eine Rassel oder ein anderes Instrument zu nehmen, das einfach nur lang anhaltend monoton „gespielt“ wird. Dies führt für gewöhnlich innerhalb von 15 bis 20 Minuten in eine Trance. Wer regelmäßig mit dieser Methode arbeitet, wird zunehmend schneller in den gewünschten Zustand gelangen. Hier sind wie immer Übung und Zellerinnerung ein zusammenspielendes Team.

      Weiterhin gibt es das Tanzen. Die meisten kennen Trancetänze aus Dokumentarfilmen, in denen Menschen, teils ganze Menschenmassen, nach langem monotonem Tanzen in Trance fallen und in dieser die unterschiedlichsten Dinge tun – Dinge, die sie in „wachem“ Zustand so nie tun würden. Und was sie von sich geben, würden sie sonst nicht wissen.

      Monotone Körperbewegungen und Atemtechniken können ebenso helfen, in Trance zu fallen. Außerdem halluzinogene Pflanzen (Fliegenpilz, Stechpalme, Ayahuasca-Sud u.a.). Diese werden in diesem Büchlein jedoch nicht besprochen.

      In der Trance nimmt der Schamane Kontakt mit seinen Hilfsgeistern, mit den Ahnen oder auch Seelenanteilen des Klienten auf. Er holt sich Rat oder wird selbst in der Trance von einem Geist „besetzt“.

      Schamanen können aber auch ohne Trance ihre Arbeit tun. So gibt es Pflanzenheilkundler, die über großes Wissen verfügen, resultierend aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz, und zudem fähig sind, mit dem Geist der Pflanzen zu reden (auch ohne Trance) und die Verbindung von Pflanzen-, Tier-, Mineraliengeist zum Menschengeist aufzunehmen. Die meisten Schamanen verfügen über Heilende Hände, eine Methode des geistigen Heilens, mit der sie Patienten behandeln. Neben den Energien, die die Energiefelder des Heilers sowie des Klienten durchströmen, wirkt auf das Unterbewusstsein in gleichem Maße der rituelle Charakter einer solchen Behandlung.

      Es gibt die Seher, Magier und Zukunftsdeuter