Auch auf die Hausordnung wurde er hingewiesen. Nun hatte er eine gute Arbeit. Sorge bereitete ihm die Tatsache, dass sein langjähriger Freund mit seinen Eltern verzogen war. So verlor er nicht nur einen Freund, sondern auch seinen ganzen Halt. Das Naheliegende trat ein, er begab sich auf die Suche, um neue Freunde zu finden. Vorerst konzentrierte er sich auf seine Arbeit, die ihn voll in Anspruch nahm. Auch genoss er die Pausen, wo die Kinder Groß und Klein sich auf dem Schulhof tummelten. So verging die Zeit ohne besondere Vorkommnisse, bis eines Tages eine Prügelei auf dem Schulhof entstand. Größere Jungs attackierten einen ihnen Unterlegenen, diesem kam Schwuli zu Hilfe. Fortan machte er es sich zur Aufgabe, in den Pausen den Schulhof zu überwachen. Dies brachte ihm ein Lob des Direktors ein und die Zuneigung des Jungen, was ihm zum Verhängnis wurde. Die Eltern des Jungen hatten ihn als Kleinkind adoptiert, wenig später verstarb der Vater. Das konnte der Junge, namens Philip, seinerzeit sechs Jahre alt, nicht so richtig verarbeiten. Es fehlte ihm an der Seite seiner Mutter der Vater, zu dem er ein besonders gutes Verhältnis hatte. So konnte sich zwischen Schwuli und dem Jungen eine Vater-Sohn-Beziehung entwickeln. Ihre Freundschaft und Zuneigung vertiefte und festigte sich. Beide verbrachten viel Zeit miteinander. In den Pausen aßen sie ihre Brote in der Werkstatt und tranken Tee dazu. In ihrer Freizeit gingen sie schwimmen und bekamen so Körperkontakt. Das löste bei Schwuli seine Gefühlsströmungen aus, die er nur schwer unter Kontrolle bringen konnte. So begann er den Jungen zu befummeln, auch an seinem Unterleib. Philip wehrte sich verzweifelt, konnte aber gegen den kräftigen Mann nicht ankommen. In seinem Wahn schlug er Philip so heftig, dass dieser die Besinnung verlor. Schwuli schleppte den Jungen in ein Gebüsch, wo er sich dann an ihm verging. Während des Aktes kam Philip wieder zu sich und rief jämmerlich um Hilfe, worauf Schwuli ihn würgte. Erst als er seinen Orgasmus hatte, ließ Schwuli von dem Jungen, der fast leblos und wimmernd am Boden lag. Selbst erschrocken von dem, was er angestellt hat, rief Schwuli lautstark um Hilfe. Eine Gruppe Frauen und Männer eilten herbei, die dem Jungen halfen. Andere benachrichtigen die Polizei und das DRK. Der Täter wurde mit Handschellen festgenommen und Philip in ein Krankenhaus gebracht.
Hier stoppte er seinen Redefluss und bemerkte, dass ihm alle zuhörten, einer rief lautstark: „Du bist ja nicht nur schwul, sondern echt krank.“ Dann senkte Schwuli seinen Kopf und verbarg das Gesicht hinter seinen Händen. Ich hatte das Gefühl, dass er sich nicht nur maßlos schämte, sondern auch die Tat bereute.
Nachgefragt
Etwas derart Schreckliches hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gehört und schon gar nicht für möglich gehalten. Daher unternahm ich den Versuch, seine Beweggründe für eine solch schändliche Tat zu ergründen. Die Frage an Schwuli war: „Was war der Auslöser, um eine solche Tat zu begehen?“
Er begann damit, dass er schon einmal eine ähnliche Straftat begangen habe, die ihn aber nicht geändert hat. Obwohl seine Unmoralität medizinisch behandelt und therapiert wurde, ist Schwuli doch zum Kinderschänder geworden. Dass er zum Wiederholungstäter wurde, begründete er damit, dass in ihm ein unlöschbares Programm installiert ist, das immer dann in Aktion tritt, wenn er Kinder sieht und mit ihnen in Körperkontakt kommt. Es ist für ihn wie ein Rausch, dem er willenlos ausgesetzt ist.
So schlimm es auch für die Täter ist, dürfen aber nicht die Opfer vergessen werden, die aus der Lebensbahn geworfen, oder gar getötet werden. Immerhin werden den vergewaltigten Frauen und Kindern tiefe seelische und moralische Wunden geschlagen. Für die Täter wird am Ende immer gesorgt, die Opfer jedoch oft allein gelassen. Aus der Sicht der Verletzten ist es eine Zumutung, dass sie mit ihren Steuern den Täter im Gefängnis unterstützen. Vielmehr herrscht die Meinung vor, dass der Täter im Gefängnis durch seine Arbeit dem Opfer Schmerzensgeld schuldet.
GETEILTES LEID UND FREUDE
Wieder einmal holte mich ein Schließer aus der Zelle, wie ich glaubte, zum Verhör. Ich wurde aber in eine andere Richtung geschoben. Was mich wunderte war, dass man mir nicht die Handschellen anlegte. Ich traute meinen Augen nicht, als vor einer Zimmertür Halt geboten wurde. Ich erkannte die Aufschrift: „Besucherraum“.
Mir rutschte vor Schreck das Herz in die Hosentasche, als sich die Tür öffnete und ich meine Frau entdeckte. Als wir, durch eine Glasscheibe getrennt, uns gegenüber saßen, standen uns beiden die Freudentränen in den Augen. Durch ein Sprachgitter in der Scheibe war es möglich, miteinander zu reden. Es dauerte einige Minuten, bis es uns gelang, sachbezogen miteinander zu sprechen. Irene zog einen Zettel mit Notizen aus ihrer Tasche, die wir dann abarbeiteten. Wir hatten uns viel zu sagen. Es war mehr eine Berichterstattung von Irene, bei der sie auch Fragen stellte und ich sie beantwortete. Ich erfuhr, sie hatte erst Tage später von meinem Verbleib erfahren, es gab eine Hausdurchsuchung, der Betrieb musste geschlossen und die Technik verkauft werden, um eine angebliche Schuld an das Finanzamt zu zahlen. Zu all den Dingen machte ich Vorschläge und auch zur Abwicklung des Betriebes. Die dazu notwendigen Behördengänge muss Irene selbst erledigen und das wird lange so bleiben. Telefonieren, um sachbezogen zu helfen, war nur mit Genehmigung und unter Bewachung möglich. Die ein Stunde Sprechzeit pro Monat ging zu Ende, und ich durfte mich kurz von meiner Frau verabschieden. Eine Glanzleistung erbrachte der Schließer, als er mir vor den Augen meiner Frau die Handschellen anlegte. Beim Verlassen des Raumes versuchte ich noch, einen Blick zu erhaschen, aber mein Wächter versperrte mir die Sicht.
Anmerkung
Wieder in der Zelle angekommen, unternahm ich den Versuch, die Ereignisse in meiner Familie und im Betrieb zu ordnen. Es erschien mir wichtig, in einem Brief zu allen anliegenden familiären und betrieblichen Problemen umfassend Stellung zu nehmen. Diesen ließ ich durch meinen Anwalt meiner Frau als Vorgabe zur Lösung der anstehenden Arbeiten zukommen. Mir blieb nur die Hoffnung, dass es meiner Familie gelingen möge, der Belastung standzuhalten.
In meinen Gedanken versunken, was meiner Familie und mir zurzeit widerfährt, näherte sich Schwuli, um mich zu trösten. Ich begegnete ihm mit den Worten: „Deine Last ist schwer und unmenschlich, daran musst du arbeiten.“ In Anbetracht dessen, was er getan hatte und was ihm vorgeworfen wurde, kann aus meiner Sicht nicht gesühnt werden. Für diese Täter ist die Psychiatrie der einzige Ort, wo sie mit der Öffentlichkeit nicht in Berührung kommen.
Die Politik räumt den Schwulen und Lesben weitreichende Kompetenzen ein, das ist aus meiner Sicht mit der Natur nicht in Einklang zu bringen. Wenn ihnen dann noch Kinder zur Adoption anvertraut werden, kann man das nicht nachvollziehen. Irgendwann werden die Kinder fragen: „Wer ist meine Mutter oder mein Vater.“ Dann muss dem Kind erklärt werden, wie zwei Männer oder Frauen miteinander verkehren. Stellt sich die Frage, wann und wie sage ich es dem Kinde, ohne Scham aufkommen zu lassen. Ob sich in einer solchen Umgebung Kinder normal entwickeln können? Daran kann man ernsthaft zweifeln.
Sicherlich ist es so, dass nicht alle Schwulen und Lesben zu Verbrechern werden, sondern zu zweit oder in Gruppe gut miteinander leben und auskommen. Was aber in der Öffentlichkeit, vor allem in den Medien zur Show gestellt wird, fällt oft aus dem Rahmen. Es ist bedauerlich, dass die Natur den Menschen einen Streich gespielt hat. Das verlangt aber nicht, dass daraus ein kostümiertes Spektakel gemacht wird. Bekanntlich ist es so, dass die Geschmäcker und Meinungen verschieden sind, was bewirkt, dass jeder nach seiner Fasson selig werden kann.
ARBEIT IN DER KÜCHE
Die vierzehn Tage U-Haft in der Sammelzelle, auch wenn der Gesprächsstoff noch lange nicht erschöpft war, langweilten mich. Deshalb bemühte ich mich um eine Arbeit, diesen Wunsch hat ein Schließer für mich weiter gegeben. Ein positiver Bescheid wäre ganz in meinem Sinn, um dem Gestank in der Zelle zu entkommen. Nach der Geschichte von Schwuli war mein Gespräch mit dem Schlossermeister an der Reihe. Er war der Erste, welcher mir half, als ich in die Zelle gestoßen wurde. Ihm war das Gleiche widerfahren wie mir und vielen anderen, auch er hatte heftig sein Eigentum verteidigt. Beim Fachsimpeln gerieten wir schnell zu seinem Problem, das er mir in allen Einzelheiten schilderte. Voller Wut ging er auch auf die Rücksichtslosigkeit seiner Peiniger ein.
Es waren einige Tage vergangen, als nach dem Mittagessen die Zellentür entriegelt und aufgeschlossen wurde. Ein Uniformierter betrat