Wolf-Dieter Nagl

Denke, was dein Herz fühlt


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nehmen wir den Geist genau unter die Lupe und tauchen in die praktischen Übungen ein, die das Bewusstsein schulen – mit dem Ziel, sich von Negativität zu befreien und ein positives Mindset zu etablieren. Das vierte Kapitel offenbart, welche Auswirkungen dieses mentale Training wiederum auf den Körper hat und wie sich die Funktionsweise des Gehirns und des Herzens durch Meditation verändert. Die beiden letzten Kapitel zeigen, wie wir durch mentale Praxis Herz und Verstand auf eine Linie bringen, um das eigene Potenzial zu entfalten und jene Zukunft zu gestalten, die wir uns von Herzen wünschen.

      Praxistipp: Die theoretischen und praktischen Inhalte dieses Buches bauen aufeinander auf. Es empfiehlt sich daher, das Buch in der vorgesehenen Reihenfolge kapitelweise zu lesen. Die Informationen sind stellenweise sehr dicht gefasst und die praktischen Übungen sind essenziell, um die eigenen persönlichen Erfahrungen mit diesen Informationen zu machen. Um die Praxis zu erleichtern, finden Sie die Übungen deshalb auch als Audioanleitung auf meiner Website www.drwolfdieternagl.com. Alle Meditationsübungen lassen sich in jeglicher Abfolge frei kombinieren und so können Sie diese, gemäß Ihren Bedürfnissen bezüglich Dauer und Inhalt, im Sinne einer eigenen Playlist selbst zusammenstellen. Schauen Sie sich hierfür am besten das Erklärvideo zur „Integralen Meditation“ auf meiner Website an, welche sich ebenfalls mit den hier vorgestellten Übungen kombinieren lässt.

      Wenn das Denken

       Probleme erschafft

      Das Leben ist geprägt von Herausforderungen, die uns die Chance bieten, zu wachsen und uns zu entwickeln. Manche bringen uns an die Grenzen unserer Belastbarkeit, dann kann es schwerfallen, ihren Sinn für unser Leben zu erkennen. Naturkatastrophen, Kriege und Hungersnöte, Wirtschaftskrisen und Viruspandemien sind Problemfelder, die sich zum größten Teil unserem Einfluss entziehen. Auch der Verlust oder die Erkrankung eines geliebten Angehörigen sowie eigene Krankheiten können mit all ihren Begleitumständen sehr herausfordernd sein. Und dennoch gibt es einen Raum in unserem Bewusstsein, der von all diesen Umständen unberührt bleibt. Eine geistige Instanz, die die Fähigkeit in sich trägt, sich über die Widrigkeiten des Lebens zu erheben und diese ins Positive zu wandeln.

      Gleichzeitig kann derselbe Geist aber auch die Widrigkeiten verstärken. Ob wir unseren Geist konstruktiv oder destruktiv einsetzen, wirkt sich direkt auf unser Leben aus. Unser Bewusstsein sowie die Qualität unserer Gedanken und Gefühle haben einen wesentlichen Einfluss auf das subjektive Erleben, aber auch den Fortbestand oder die Wandlung unserer individuellen Probleme. Bevor wir uns den konstruktiven Fähigkeiten des Geistes widmen, die sich trainieren und stärken lassen, beleuchten wir zunächst, welchen destruktiven Anteil das Denken an den Problemen des Alltags haben kann.

       Bewerten und Urteilen – wie unser Geist über Glück und Unglück entscheidet

      Sie stehen mit Ihrem Einkaufswagen in einer langen Schlange an der Kassa im Supermarkt und warten auf Ihr Weiterkommen. Die zweite Kassa bleibt aus unerfindlichen Gründen geschlossen und Sie werden zum „Nichtstun“ gezwungen. Wie reagiert Ihr Geist auf diese Situation? Ist sie eine willkommene Auszeit von der permanenten Geschäftigkeit des Alltags oder eine unnötige Verzögerung Ihres Plans? Können Sie diesen Moment des Wartens mit derselben Qualität und Schönheit wahrnehmen und wertschätzen wie die restlichen Augenblicke Ihres Lebens oder ist er lediglich ein belangloser Zwischenschritt auf dem Weg zu einem entfernteren Ziel?

      Wie wir solche Momente erleben, hängt häufig mit dem inneren Plan zusammen, den wir gerade verfolgen. Womöglich müssen Sie zu einem Termin und möchten nicht zu spät kommen. Bilder von Menschen, die auf Sie warten, formieren sich in Ihrem Kopf und mögliche Szenarien Ihres Zuspätkommens lassen Ihren Muskeltonus ansteigen. Ungeduld beginnt sich zu regen und ein genervtes und schnaubendes Ausatemgeräusch verlässt Ihren Körper in der Hoffnung, der Kassier möge Notiz davon nehmen, Ihr Zeichen richtig deuten und veranlassen, dass endlich eine zweite Kassa eröffnet wird.

      Ist es nun die äußere Situation oder Ihre innere Reaktion darauf, welche die Unruhe in Ihnen erzeugt? Ist der anstehende Termin, der zeitlich immer näher rückt, der Grund für Ihre Ungeduld oder Ihre innere Einstellung zu ihm? Es ist sehr verlockend, äußeren Bedingungen den Grund für unsere emotionale Stimmungslage zuzuschreiben. Dennoch ist es so gut wie immer unsere innere Haltung, die Art und Weise, wie unser Geist eine Situation bewertet und beurteilt, die darüber entscheidet, wie wir den gegenwärtigen Moment erleben. Es ist die Qualität unserer Gedanken und Emotionen, die unsere Wahrnehmung der Welt entscheidend färbt und über Glück oder Unglück entscheidet.

      Sie sitzen im Wartezimmer einer Arztpraxis und bereits zum zweiten Mal reißt das laute Schrillen eines Mobiltelefons Sie aus Ihren Gedanken. Sie fühlen sich gestört und möglicherweise strafen Sie Ihr Gegenüber mit einem mahnenden Blick in der Hoffnung, dass diese „Erziehungsmaßnahme“ greifen möge. Innerer Widerstand regt sich gegenüber der fremden Person vor Ihnen und noch viel mehr gegenüber den aufdringlichen Misstönen dieses Smartphones. Interessanterweise stört solch ein Läuten keinesfalls, wenn Sie bereits seit Stunden auf einen wichtigen Anruf warten. Da mag es schon fast eine Erlösung sein, wenn das Telefon endlich klingelt und vibriert. Ist es also dieses tönende kleine Kästchen, das die Macht hat, Sie zu stören? Oder ist die Störung vielmehr eine Leistung des Gestörten?

      Beobachten Sie Ihre innere Haltung, das Bewerten und Urteilen des Geistes, die eigene Ablehnung und die Widerstände gegenüber dem, was gerade geschieht, wenn Sie das nächste Mal von Unruhe oder Gereiztheit geplagt werden.

       Das Denken und die Zeit – Quelle unserer Probleme

      Der analytisch denkende Geist verschafft unserer Spezies eine Sonderstellung innerhalb der Evolution. Er vermag neue Technologien zu entwickeln, in die Zukunft zu planen und aus Vergangenem zu lernen. Er beherbergt einen schier endlos großen Werkzeugkasten für die Lösung sämtlicher Herausforderungen und Problemstellungen und trägt wesentlich zur Weiterentwicklung jedes Einzelnen wie auch der Gesellschaft bei. Das Denken hat allerdings auch eine Kehrseite und liegt als sprudelnder Quell menschlichen Problemerlebens nur einen Münzwurf von der konstruktiven Kraft des Geistes entfernt. Bei näherer Betrachtung kann man gar behaupten, dass der menschliche Geist einen Großteil der Probleme sogar selbst erschafft. Nicht nur kann unser Handeln oder unsere Wortwahl zu zwischenmenschlichen Konflikten und problematischen Situationen führen. Vielmehr ist es das Denken selbst, das die Probleme überhaupt erst erzeugt. Ich lade Sie ein, für einen Augenblick über folgende Frage zu reflektieren: Gibt es ohne das menschliche Denken überhaupt irgendein „Problem“ auf der Welt?

      Probleme existieren nicht per se. Sie sind eineLeistungdes Denkens.

      Diese Frage mag provozierend klingen, gerade wenn belastende Umstände das momentane Leben dominieren. Aber lassen Sie uns für einen Moment den geistigen Anteil am Erleben problemhafter Situationen ergründen.

      Probleme existieren nicht per se. Sie sind eine „Leistung“ des Denkens und entstehen erst durch die Bewertung einer jeweiligen Situation. Bis zum Zeitpunkt der Bewertung gibt es lediglich Tatsachen und Herausforderungen. Das Konzept von Vergangenheit und Zukunft erzeugt aus diesen Herausforderungen schließlich „Probleme“.

      Wenn wir etwa körperliche Schmerzen haben, dann erleben wir eine physische Empfindung, die je nach Schmerzstärke sehr unangenehm und eine große Herausforderung sein kann. Sehr schnell löst diese Empfindung negative Gedanken und Emotionen aus. Die oft mit dem Schmerz einhergehende körperliche Einschränkung kann die Arbeits- und Leistungsfähigkeit sowie den Bewegungsradius begrenzen und somit weitere herausfordernde Begleitumstände mit sich bringen, die ebenfalls als Problem erlebt werden. Die analytisch denkende Suche nach der Ursache dieses Schmerzes ist vorerst ebenso essenziell wie dessen Behandlung. Wenn der Schmerz aber weiterhin besteht und das sorgenvolle Denken einsetzt, dann vergrößert sich das Leiden durch das Denken noch zusätzlich. Natürlich möchte man Schmerzen loswerden und jeder Mensch will schmerzfrei leben. Doch die mentale Bewertung und Ablehnung