Norbert Arnold

Teppichboden - der textile Tausendsassa


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Energie erzeugend verbrannt werden. Vor allem deshalb, weil in solchen Verbrennungsanlagen zur Aufrechterhaltung des Betriebes ansonsten üblicherweise Heizöl verbrannt wird, erscheint die thermische Lösung durchaus sinnvoll.

      Mit der heutigen Verbrennungstechnik ist dabei eine erheblich schadstoffärmere Verbrennung möglich als bei der Verbrennung von natürlichen Rohstoffen im privaten offenen Kamin – aber auch das weiß kaum jemand.

      Eine weit verbreitete Meinung lautet, dass Glattbeläge – egal welcher Art – preiswerter, stärker belastbar, länger haltbar und besser zu reinigen sind als Teppichböden. Was hat es jedoch mit solchen Behauptungen auf sich?

      Nahezu alle Nutzer diverser Glattbeläge behaupten, dass die von ihnen gewählte Belagsart besonders strapazierfähig ist. Schaut man sich aber einmal die Bodenbelagssituation etwas genauer an, stellt man fest, dass lediglich drei Oberflächenarten einer direkten Nutzung ausgesetzt sind:

      1 kalkhaltige Natursteine (Marmor und Travertin) aus optischen Gründen,

      2 kalkfreie Natursteine (Granit und granitähnliche Steine, Schiefer, Sandstein etc.) sowie

      3 geschlossene, hart gebrannte keramische bzw. glasierte Fliesen.

      Alle anderen Glattbelagsoberflächen bedürfen einer eher aufwendig und kostenintensiv durchgeführten Grundreinigung bzw. Einpflege. Dabei fungiert der Glattbelag lediglich als Träger für die nötige aufzubringende Chemie. Ohne diese „Versiegelung“ wäre ein Glattbelag nicht annähernd so strapazierfähig und leicht zu reinigen, wie immer wieder suggeriert wird.

      Korkbelagsoberflächen erhalten beispielsweise eine PVC- oder Polyurethan-Beschichtung, damit eine Nutzung als Bodenbelag überhaupt möglich ist. Linoleumbeläge werden mit einer Polyurethan-Beschichtung ausgerüstet, die eine Reinigung bei überschaubaren Kosten erlaubt. Würde das nicht geschehen, würde alleine das Wachsen der Oberfläche schier unbezahlbar werden. Dies gilt in gleichem Maße ebenso für Gummi und Parkett. Hierbei ist die Beschichtung absolut qualitätsentscheidend. Selbst die allgemein als dicht angesehenen PVC-Belagsoberflächen werden meist mit Polyurethan „gehärtet“.

      Der Nutzer strapaziert also jeweils immer nur die Schutzschicht – nie den Belag selbst.

      Ohne ausreichenden Chemieeinsatz in Form solcher Veredelungen wären sowohl der Verschleiß als auch der Reinigungsaufwand bei allen diesen Glattbelägen geradezu unzumutbar hoch.

      Teppichboden hingegen wird direkt und unmittelbar – also ohne jeglichen schützenden Chemiefilm – Belastungen und Schmutz ausgesetzt. Man bewegt sich demnach auf genau dem, was man gekauft hat – Wolle, Polyamid etc. Man bewegt sich beispielsweise damit nicht auf einem Linoleumträger mit chemischer PUR-Versiegelung, bei dem das Linoleum lediglich eine Alibifunktion übernimmt.

      Somit hinterlässt der Glattboden auch in dieser Kategorie keinen überragenden Eindruck.

      Ebenfalls vertreten nahezu alle Nutzer diverser Glattbeläge die Meinung, dass die von ihnen gewählte Belagsart besonders einfach und leicht zu pflegen und zu reinigen ist; weil sie davon ausgehen, dass ihr jeweiliger Belag nur mit Wasser gereinigt wird – was selbstverständlich nicht der Fall ist. Betrachtet man sich also auch hier einmal die Bodenbelagssituation etwas genauer, stellt man fest, dass es in Wirklichkeit statt „einfach und leicht“ eher „kompliziert und risikoreich“ heißen müsste.

      Reinigungstechnisch heißt Pflegen „Wert erhalten“. Bei Teppichboden wird die Unterhaltsreinigung mit dem Wort Pflege umschrieben. Hierbei wird der lose Schmutz abgesaugt, und Flecken werden entfernt. Bei Glattbelägen geschieht die Pflege durch das Aufbringen, Verdichten und Polieren von chemischen Substanzen, die die Belastbarkeit des Bodenbelages gewährleisten sollen. Im Reinigungsjargon gilt Teppichboden als nicht pflegebedürftig, da keinerlei schützende Chemie eingesetzt werden muss.

      Kompliziert wird es bei der Auswahl der Pflege- und Reinigungssubstanzen. Während für den Teppichbodenbereich jeder Reinigungsmittelhersteller durchschnittlich nicht mehr als zwei bis drei Reinigungsmittel anbietet, verfügen dieselben Hersteller über eine schier unüberschaubare Vielzahl von Pflege- und Reinigungssubstanzen für Glattbeläge.

      Unterschieden werden muss zwischen Wischpflege auf Basis von wasserlöslichen Polymeren, Seifen oder Wachsen sowie wasserunlöslichen Pflegefilmen als Emulsionen, Dispersionen, Porenfüller, Imprägnierungen oder Hartglanzwachse. Einpflegen, Polieren, Cleanern, Opferschicht, Grundreinigung, Pflegefilmsanierung, weißes, beiges, rotes, blaues, grünes, braunes und schwarzes Pad sowie ESM, Schnellläufer, High-Speed und Ultra-High-Speed sind weitere Fachbegriffe – und das nur alleine bei der Pflege und Reinigung von Glattbelägen.

      Bei einer derartigen Vielfalt an Begriffen, Substanzen, Verfahren und verschiedenen Belägen muss man grundsätzlich von einem hohen Fehlerpotenzial ausgehen.

      Aus der Erfahrung heraus darf davon ausgegangen werden, dass kaum eine Reinigungskraft die Qualität und Güte eines Bodenbelages richtig einzuschätzen weiß. Ebenso weiß sie aus diesem Grunde auch kaum, welches Reinigungsmittel sie in welcher Konzentration und Reihenfolge einsetzen darf. So werden beispielsweise kalkhaltige Baustoffe immer noch mit sauren Reinigungsmitteln in Kontakt gebracht, obwohl Kalk (z. B. Marmor und Travertin) bereits durch schwache Säuren beschädigt wird.

      Da Glattböden regelmäßig (täglich) nass gereinigt und/​oder gebohnert und poliert werden – weil sie unbedingt glänzen sollen –, müssen Schichten aufgetragen werden, die ein Bohnern gestatten und eine eventuelle Reparatur ermöglichen. Die auf diese Weise hergestellte sogenannte „Opferschicht“ ist im Regelfall mindestens drei Auftragsschichten dick. Sie wird, wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, während der Nutzung verschleißtechnisch geopfert. Nicht der Belag hält der Beanspruchung stand, sondern vor allem und in erster Linie die Opferschicht.

      Parkett- und Kork-Böden lassen sich feucht, Linoleum-Böden sogar nass wischen, was als sehr angenehm bewertet wird. Ohne Beschichtung wären deren Oberflächen jedoch nicht glatt und weitestgehend geschlossen, sondern böten Schmutzpartikeln und Mikroorganismen in umfangreichem Maße Schlupfwinkel. Erst durch kompaktere Stoffe werden diese Beläge verdichtet und so benutzbar gemacht.

      Wie bereits beschrieben, sind zwar selbst unter diesen verbesserten Umständen aufgewischte Flecken für das Auge unsichtbar, Feinstteile befinden sich aber immer noch auf dem Belag.

      Zudem werden Glattbeläge (wie bereits ebenfalls beschrieben) mit den üblichen Nassreinigungsmethoden wie der Zweieimerwischmopp-Methode zwar nass, aber nicht wirklich sauber, weil die trockenen, staubigen Verschmutzungen sich nachweislich „einrollen“.

      So wird der Mob bzw. das Reinigungstuch über den Schmutz bewegt, ohne ihn wirklich aufzunehmen. Nur durch den zusätzlichen Einsatz chemischer Mittel kann der Schmutz so weit vorbereitet werden, dass eine Bindung und somit eine wirkungsvolle Entfernung möglich ist.

      Nur selten sind Glattböden so sauber, wie sie aussehen. Bei genauer Betrachtung erkennt man die Wischspuren, was nichts anderes bedeutet, als dass es dort – an diesen Stellen – eindeutig nicht sauber sein kann, denn für Glattböden gilt „… nur was richtig sauber ist, kann richtig glänzen …“!

      Und auch die jährlich durchzuführende Grundreinigung mit nachfolgender Beschichtung, die bei fast allen Glattbelägen durchgeführt werden sollte, um ihre Nutzungseigenschaften erhalten zu können, wirkt wie ein Akt der Verzweiflung – und das in zweifacher Hinsicht.

      Die Grundreinigung muss durchgeführt werden, um die Verschmutzung in der Opferschicht zu entfernen und die gleichmäßige Schichtbildung gewährleisten zu können, die in der Nutzungszone (Begehbereich) geringer ist als an den ungenutzten Seiten.

      Dazu wird wiederum Chemie eingesetzt, die nur unter Verwendung von Schutzkleidung