so landeten sie im Bett. Er hatte Tränen in den Augen, als er sich am nächsten Morgen nach Frankfurt auf den Weg machte. Er verschwand für immer. Die Tränen in ihren Augen sollten nicht so schnell verschwinden.
Die Partnerbörsen arbeiten aber doch mit ernsthaften Tests
Psychologen und Fachleute haben diese Tests und Matchingverfahren entworfen. Sie sind ernst gemeint und gut gemacht – und reichen doch niemals aus. Warum ist das so?
In der Beratungspraxis erlebe ich Partner, die bei einer Online-Partnerbörse einen Übereinstimmungswert von über 60 Prozent hatten. Dann spricht man von einer „guten Passung“. Sie sind sich in vielem ähnlich, haben gleiche Interessen, gleiche Vorlieben, gleiche Urlaubsziele, ähnliche Wertüberzeugungen, ähnliche Verhaltens- und Einstellungsmuster. Ein gutes Match zwischen ihnen muss klappen. Aber es klappt nicht.
Die Wirklichkeit sieht anders aus als auf dem „geduldigen Papier“. In der Praxis erlebe ich, wie sie aneinandergeraten, und zwar
– auf dem Gebiet der Nähe und Distanz,
– auf dem Gebiet der Dominanz und Anpassung,
– auf dem Gebiet der finanziellen Großzügigkeit und Sparsamkeit,
– auf dem Gebiet der Nervosität und Ausgeglichenheit,
– auf dem Gebiet des Schwermuts und der Fröhlichkeit,
– auf dem Gebiet der Gewissenhaftigkeit und Unordnung
und, und, und.
Die israelische Soziologin hält von solchen Tests und Matchingverfahren „ziemlich wenig. Ich glaube nicht daran, dass wir über ein Set von stabilen Persönlichkeitszügen verfügen. Die beste Art, jemanden einschätzen zu können, ist, ihn in verschiedenen Situationen zu beobachten.“3
Wer verliebt ist, macht Zugeständnisse, die er später nicht einhalten kann und will. Wer jemanden wirklich kennenlernen will, ist bei der Selbsteinschätzung großzügig, verzichtet auf kritische Selbstbeurteilungen. Erst das Zusammenleben bringt unsere Eigenarten, unsere Gewohnheiten und unsere Persönlichkeits- und Lebensstile ans Licht.
Wer zum Partner – als Christ – Ja sagt, der weiß,
– dass wir selbst unzählige Haken und Ösen haben,
– dass auch der andere mit Stärken und Mängeln behaftet ist,
– dass beide nicht aufgeben, wenn sie sich voreinander und vor dem lebendigen Gott die Treue geschworen haben.
Eine kleine Zwischenbilanz:
Verliebtheit ist etwas Wunderbares, doch mit wahrer Liebe hat sie wenig zu tun. Verliebte sind weitgehend blind. Wahrhaft Liebende sind klarsichtig. Warum ist das so? Echte Liebe kennt den Alltag, die Schwierigkeiten, die charakterlichen Unterschiede, die unterschiedlichen Bedürfnisse, die unterschiedlichen Gewohnheiten, die Mängel der Persönlichkeit und all die vielen psychischen Eigenarten des anderen.
– Die Liebe kennt Anomalien der Persönlichkeit.
– Die Liebe ist bereit für Krankheiten, die plötzlich auftreten.
– Die Liebe kennt sogenannte Schicksalsschläge.
– Die Liebe kennt Belastungen, die von draußen kommen,
– Die Liebe kennt körperliche und seelische Veränderungen.
– Die Liebe sagt trotzdem zum anderen Ja.
– Aber immer der Reihe nach – keine Überforderung!
Verliebtheit ist und bleibt etwas Schönes und Beglückendes, doch es muss jedem daran gelegen sein, dass die Fallgruben, die Störfelder, die Unklarheiten sowie die Stolpersteine gesehen und ernst genommen, beurteilt und bearbeitet werden. Dann kann die Verliebtheit der Beginn einer tragfähigen und reifen Liebe werden. Ich möchte ein wenig dazu beitragen, dass Missverständnisse in Sachen Verliebtheit verringert werden, dass die rosarote Brille eine andere Farbe erhält und dass rationales Handeln das irrationale Tun vertreibt.
Tipp 2
Verliebtheit und Liebe – was drücken wir damit aus?
Verliebtheit und Liebe sind streng genommen verschiedene Begriffe, verschiedene Inhalte, verschiedene Verhaltensmuster:
– Verliebtheit ist Rausch, ist Schlaraffenland, Wolke siebzehn, manischer Optimismus.
– Verliebtheit treibt Schmetterlinge in den Bauch, ist Ekstase, ein ganz großes Hormonspektakel.
– Verliebtheit ist der Ferrari unter den Emotionen.
– Verliebtheit schiebt sich wie ein Schleier vor die Liebe.
Verliebtheit und ihre egoistischen Bedürfnisse
Hinter der Verliebtheit verstecken sich „neurotische Bedürfnisse und egoistische Bedürfnisse, die wir halb bewusst und halb unbewusst mithilfe von Liebesbeziehungen zu realisieren versuchen“. So scharf grenzt Dr. Dirk Revensdorf, Professor für Klinische Psychologie an der Universität Tübingen, die Verliebtheit von der Liebe ab. Er schreibt, dass wir die Motive, die wir fälschlicherweise für Liebe halten, mit folgenden Bedürfnissen verwechseln:
– Wiedergutmachung der Kindheitsenttäuschungen,
– Wiederholung der früheren Frustrationen, weil sie uns vertraut sind (…),
– Abglanz der Urliebe zur Mutter (Rückkehr in die kindliche Geborgenheit (…),
– Nichteinlassung aus Angst vor dem Verlassenwerden,
– Benutzung der anderen als Orgasmus-Instrument, das heißt als psychohygienisches Fitnessgerät, oder um sich seine Potenz zu beweisen,
– Solidarität mit dem Partner als Schutz gegen den feindlichen Rest der Welt.4
Revensdorf ist der Meinung, dass wir erst von Liebe sprechen können, wenn wir die neurotischen Bedürfnisse und unsere egoistischen Ziele hinter uns gelassen haben. Er weist nach, dass „die sichere Bindung und die Unterstützung zur Selbstständigkeit eine gute Grundlage bilden für spätere Liebesbeziehungen“.
Liebe beinhaltet:
– Keine Abhängigkeit vom anderen,
– keine Angst vor dem Verlust des anderen,
– keine völlige Selbstaufgabe,
– keine völlige Kontrolle über den anderen,
– kein instinktives Gefühl „wir sind füreinander bestimmt“,
– kein Gefühl, das wir wie rote Blutkörperchen produzieren.
Wenn die Droge „Verliebtheit“ ihre Wirkung eingebüßt hat, tritt eine Katerstimmung auf:
– Hoffentlich laufen beide jetzt nicht auseinander und fürchten, sie hätten ihre „Liebe“ eingebüßt.
– Hoffentlich werten beide jetzt die Enttäuschung als Ende der Täuschung.
– Hoffentlich entdecken beide jetzt ihre Stärken und Schwächen.
– Hoffentlich erleben jetzt beide den Alltag als Herausforderung.
Liebe – fünf Buchstaben und tausend Missverständnisse
Was drücken wir alles mit Liebe aus?
– Elternliebe und Nächstenliebe,
– Selbstliebe und Freundesliebe,
– Tierliebe und Feindesliebe,
– Freiheitsliebe und Gottesliebe.
Wir sprechen von der Liebe