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Jek Hyde
SCHWARZMARKT
MAGIE
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Titelfoto nach einer Skulptur von Bruno Walpoth
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
für meinen Kater,
weil ich ihn auf seinen Streifzügen durch die Nacht oder
im Morgengrauen zu den Far Lands gerne mal begleiten
würde.
„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Platon
„Die einzigen Menschen, die mich interessieren, sind dieVerrückten, die verrückt leben, verrückt reden und alles auf einmal wollen, die nie gähnen oder Phrasen dreschen, sondern wie römische Lichter die ganze Nacht brennen, brennen, brennen.“
Jack Kerouac
„Freiheit ist, sich nicht entschuldigen zu müssen.“
Aus „Im Auftrag des Teufels“
INHALT
Prolog: Bewohner von Nirgendwo
Sex, LSD & Verwirrung auf der Raststätte
Angst & Schrecken in Berchtesgaden
Schwarzmarkt Magie = Das eigentümliche Gefühl, das man nur drei Uhr nachts an einer Raststätte hat. Ähnlich wie unter dem Ladentisch gekaufte Artefakte oder Imitate von echtem Zauber. Oder das sonderbare Gefühl der Freiheit, das man nur bei einer Autofahrt in der Nacht spüren kann. Die Schwärze und das orangefarbene Licht der Laternen. Leuchtreklamen. Das Feeling, dass es weder Zukunft noch Vergangenheit gibt. Nur das Jetzt.
PROLOG
BEWOHNER VON NIRGENDWO
Alex war eine Bewohnerin von Nirgendwo. Sie kam aus dem Nirgendwo und fuhr ins Irgendwo. Als sie die ruppigen, schwarzen Silhouetten der hohen Kiefern, die sich gezackt vom phthaloblauen Nachthimmel abhoben, an ihr vorbeirauschen sah, wusste sie wieder, warum. Warum sie so lebte. Warum sie irgendwann gegen drei Uhr mutterseelenallein auf dieser langen Straße in ihrem blauen Ford Escort EXP von 1983 fuhr, der innerlich modifiziert worden war, nur die Scheinwerfer vor sich.
Es lief „A Question of Lust“ von Depeche Mode, während Alex halb hypnotisiert durch diese Nacht fuhr. Die Vergangenheit hatte sie lange hinter sich gelassen und die Zukunft kam auch ganz gut ohne sie aus. Permanentes Jetzt. Immer vorwärts. Die grün leuchtenden Armaturen. Die Scheinwerfer, die die weißen Streifen der Straße erleuchteten. Links und rechts irgendwas, bis der Kiefernwald kam. Bei der Gelegenheit bemerkte Alex, dass Kiefern vermutlich ihre Lieblingsbäume waren.
Alles bewegte sich vorbei.
Der Ford Escort EXP floss durch die Zeit.
Sie fühlte sich wie aus der Zeit geschält. Auf der Straße ins Nirgendwo. Der letzte bekannte Ort, an dem sie beschlossen hatte, für immer ins Nirgendwo zu ziehen, war die Nordsee gewesen. Jetzt war sie überall und nirgends. Nichts war bestimmt. Nur sie und ihr Wagen, der sie brummend und schnurrend umschloss, sie einkapselte wie die blaue Bohne, die dieses Geschoss in Wirklichkeit war.
Doch das alles löste sie ganz sicher nicht von irdischen Bedürfnissen. Ihre Blase meldete sich und verlangte, dass sie ihre Reise unterbrach und irgendwo an eine Kiefer in der Dunkelheit schiffte. Kurz nach dieser kleinen, organischen Unterredung endete der Wald und einige Leuchten von anderen Straßen wurden sichtbar. Auch „A Question of Lust“ endete und Alex bog in eine Ausfahrt ein, die zu einem Rastplatz mit Tankstelle führte. Auf einem der Parkplätze kam ihr Ford Escort EXP zum Stehen. Handbremse angezogen, Ganghebel geschüttelt und das Licht ausgeschaltet. Sie zog den Schlüssel aus dem Schloss und schon erstarb der Motor, ohne groß zu protestieren.
Alex öffnete die Tür und schwang einen Fuß, der in einem dunkelroten bis braunen und verdammt spitzen Cowboystiefel steckte, aus dem Wagen. Die Dinger hätten glatt als Waffen durchgehen können. Ihre dünnen, langen Beine wurden von einer Jeans umschlossen, die von einem Gürtel gehalten wurden. Das schwarze T-Shirt, das sie trug, war zu dünn für die Nacht, daher beugte sie sich noch einmal hinein und griff sich eine grün-bräunliche Kapuzenjacke von der Rückbank, bevor sie die Tür zuschmiss und abschloss.
Draußen schlug ihr sofort dieser Geruch entgegen. Der Geruch, den alle Raststätten eigen hatten. Es war ein verwegener Geruch.