Ralf Dobrovolny

Wildnis Nordkanada - Paradies und Hölle


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Besonders diejenigen machten neugierig, wo überwiegend Indianer ihr Feierabendbier trinken. Eintretend, nach einem Plätzchen umsehend, fällt mir an der Theke ein nicht großer, hagerer Mann in etwas ungewöhnlicher Kleidung auf. Er trug Hose und Jacke aus hellbraunem, rauem Leder, an mancher Stelle geziert mit bunten Stoffstreifen. Da der Barhocker zu seiner Linken frei war, nahm ich dort Platz und bestellte ein Bier. Kam bald mit diesem Indianer, sein Alter war schwer zu schätzen, ins Gespräch und lenke auf das Thema Busch, wobei manch Interessantes zu erfahren war. Unterdessen brachte er selbst die Rede auf das Leben der Vorfahren. Neugierig lauschte ich seinen Worten.

      „Meine Mutter“, begann er, „hat mir viel über alte Zeiten erzählt, wie sie es selbst von ihren Eltern wusste.“ Bereitwillig gibt er Antwort auf viele meiner Fragen. Doch während wir so reden, verfinstert sich sein Ausdruck zunehmend, bis ihm letztlich die traurig klingende Stimme versagt. Er schweigt lange, stiert unbeweglich in das Glas. Fährt dann mit ruhigem Ton fort: “Der Vater meines Großvaters, selbst noch ein Kind, lebte mit seinen Eltern in einem Hüttencamp vieler Familien in einer Gegend am Snare River, wo die Jagdgründe gutes Leben boten. Durch Tausch von Biberfellen bekamen sie von Weißen manch nützliches Gerät. Man hat glücklich und zufrieden gelebt. Bis eines Tages, spät im Indianersommer, der erste Schnee war bereits gefallen, Vater und Sohn im Morgengrauen das Camp verlassen, um nach ihren Biberfallen zu sehen. Unterwegs finden sie fremde Fußspuren, die geradewegs zu einer der aufgestellten Traps führten. Näherkommend, ist jemand kniend beschäftigt, einen gefangenen Biber zu töten. Der Vater hieß den Jungen zurückbleiben und geht auf den Fremden zu. Nach kurzer Auseinandersetzung kommt es zu einem Handgemenge, das die Streitenden in Schnee wälzend fortführen, bis endlich der Dieb regungslos liegenblieb. Der Vater nimmt den Biber, um zu seinem verängstigten, hinter einem Baum wartenden Kind zu gehen. Knapp dort angelangt, donnert ein Schuss durch den Wald. Im selben Augenblick sinkt der Vater zu Boden. Ohne zu überlegen nimmt der Junge die Flinte, die ihm der Vater zur Obhut zurückließ, legt im Schutze des Baumes an und tötet mit dem ersten Schuss den gemeinen Mörder. Dann schleifte der Sohn den sterbenden Vater auf weitem Weg nach Hause.“

      Noch zu Lebzeiten des Urgroßvaters, eben jenes herangewachsene Kind, wurde das Camp aufgelassen. Seit jener Zeit kamen die nachfahrenden Väter mit deren Söhnen jedes Jahr im Indianersommer dorthin zurück, um dieses Schicksals zu gedenken. „So hat es mein Vater erzählt“, beendet der Thekennachbar die traurige Geschichte. „Nur ich“, sagt er abschließend, „war lange nicht mehr dort“, hält für eine Weile inne, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, „ich habe keinen Sohn.“

      Nach diesen Worten ruft er den Wirt, bezahlt, klopft mir auf die Schulter und verlässt langsamen Schrittes das Lokal. Kurz vor der Tür wendet er den Kopf und sagt noch etwas in meine Richtung. Glaube gehört zu haben: „Es war ein weißer Mann.“ Vor Betroffenheit war ich nicht fähig, ihn zurückzuhalten oder nur ein Wort hervorzubringen. Nehme nachdenklich den letzten Schluck und will die Zeche begleichen, antwortet der Wirt mit abwinkender Geste:

      „Your friend did it“…. Und ich verließ feuchten Auges das Lokal.

      ..... unbedingte Meldepflicht vor

      und nach einem Buschtrip

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