Liselotte Welskopf-Henrich

Heimkehr zu den Dakota


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      Liselotte Welskopf-Henrich

      Heimkehr zu den

       Dakota

       Die Söhne der Großen Bärin IV

      Roman

      Palisander

      eBook-Ausgabe

      © 2015 by Palisander Verlag, Chemnitz

      Erstmals erschienen 1951/​1963 im Altberliner Verlag, Berlin

      Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

      Covergestaltung: Anja Elstner unter Verwendung einer Zeichnung von Karl Fischer

      Mit einer Illustration von Herbert Prüget

      Lektorat: Palisander Verlag

      Redaktion & Layout: Palisander Verlag

      1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

      ISBN 978-3-957840-06-6 (e-pub)

      ISBN 978-3-957840-07-3 (mobipocket)

       www.palisander-verlag.de

      1. Band: Harka

      2. Band: Der Weg in die Verbannung

      3. Band: Die Höhle in den schwarzen Bergen

      4. Band: Heimkehr zu den Dakota

      5. Band: Der junge Häuptling

      6. Band: Über den Missouri

       Liselotte Welskopf-Henrich (1901 - 1979) war eine deutsche Schriftstellerin und Wissenschaftlerin. In den Jahren der Naziherrschaft war sie am antifaschistischen Widerstandskampf beteiligt. Ihre Erfahrungen aus der Weimarer Republik und dem »tausendjährigen Reich« verarbeitete sie in ihren Romanen »Zwei Freunde« und »Jan und Jutta«. 1951 erschien die Urfassung ihres Indianerromans »Die Söhne der Großen Bärin«, den sie später zu einem sechsteiligen Werk erweiterte. 1966 erschien »Nacht über der Prärie«, der weltweit erste Gesellschaftsroman über die Reservationsindianer im 20. Jahrhundert. In den folgenden Jahren, bis zu ihrem Tod, entwickelte sie diese Thematik in vier weiteren Bänden weiter. Darüber hinaus war sie seit 1960 Professorin für Alte Geschichte an der Berliner Humboldt- Universität und seit 1962 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Sowohl als Wissenschaftlerin als auch als Schriftstellerin fand sie internationale Anerkennung. Die Stammesgruppe der Oglala verlieh ihr für ihre tatkräftige Unterstützung des Freiheitskampfes der nordamerikanischen Indianer den Ehren- Stammesnamen Lakota-Tashina, »Schutzdecke der Lakota«.

       Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titel

       Impressum

       Die Söhne der Großen Bärin

       Das Abschiedsfest

       Union Pacific

       Adlerjagd

       Die Probe

       Der Hengst im Moor

       Sonnenopfer

       Die Verstoßenen

       Das Blockhaus

       Ein Sohn der Großen Bärin

       Fußnoten

       Weitere Bücher

      Es war Morgen, und Joe Brown saß in seiner Barackenkammer. Diese Baracke war ein gutes Stück weiter westwärts aufgeschlagen als drei Jahre zuvor, und es führte schon ein Eisenbahngleis bis zu dem Baulager, zu dem die Baracke gehörte. Ein Materialzug wurde erwartet; er sollte in der bevorstehenden Nacht ankommen und am Tag darauf wieder zurückfahren.

      Brown war allein in der Kammer, saß auf seinem Feldbett und rauchte schon die dritte Zigarre. Seine Arbeit hatte er abgeschlossen und alle Pläne und Berechnungen dem Nachfolger übergeben. Er hatte an diesem letzten Tag seines Aufenthaltes an der Präriestrecke der im Bau befindlichen Union Pacific nichts mehr zu tun. Am kommenden Tag wollte er mit dem Materialzug die bereits fertige Strecke nach Osten zurückfahren. Er hatte eine Berufung in die Zentrale der Bauleitung erhalten, um an maßgebender Stelle an dem Endspurt um die Fertigstellung der Bahn mitzuwirken. Es standen bis dahin sowohl technisch als auch organisatorisch noch sehr schwierige Aufgaben bevor. Die Bahnstrecke wurde gleichzeitig von Osten und von Westen her gebaut; in den Rocky Mountains sollten sich die Strecken treffen, und da sie an zwei verschiedene Baugesellschaften im Wettbewerb vergeben worden waren, nahmen das Tempo und die Rücksichtslosigkeit, mit denen gebaut wurde, zuweilen groteske Formen an. Joe Brown traute man die nötige Energie und auch die notwendige Erfahrung zu; man hatte sich seiner erinnert.

      Joe studierte das Schreiben, mit dem er berufen wurde, noch einmal und steckte es weg. Er war nicht gewohnt, nichts zu tun zu haben; der eine einzige Tag der Untätigkeit wurde ihm bereits am Morgen zu viel. Seinen Nachfolger hatte er eingeführt, und wenn er auch gern gewusst hätte, ob dieser seine Obliegenheiten in Browns Sinne wahrnahm, so kam er sich bei dem Wunsch zu kontrollieren doch lächerlich vor. Er wusste nicht, was er mit den Stunden anfangen sollte, die für ihn nicht frei, sondern nur leer waren. Henry war nicht verfügbar. Er bereitete die Abschiedsfeier vor, die am Abend für Joe Brown stattfinden sollte. Der Leiter des Lagers, Taylor, war beschäftigt. Die Ingenieure hatten alle zu tun. Die Kundschafter waren auf der Strecke unterwegs, um den erwarteten Materialzug gegen etwaige Angriffe der Indianer zu sichern. Alle machten sich nützlich, nur Joe Brown saß in seiner Kammer und rauchte. Er kam sich vor wie ein Gefangener, der nicht arbeiten durfte. Durch die unablässige Anspannung der letzten Jahre waren seine Nerven überreizt. Er wäre imstande gewesen, sich schon am frühen Morgen zu betrinken, wenn ihm nur jemand Branntwein gebracht hätte. Aber Daisy, die Kellnerin, schien ihn auch schon vergessen zu haben. Er reiste morgen ab, und sie musste sich künftig die Trinkgelder anderer zahlungskräftiger Kunden sichern.

      Joe Brown spuckte aus. Er spuckte ohne Bedenken auf den Boden, denn er brauchte ja nur noch eine Nacht in dieser Kammer zu schlafen! Falsch; er brauchte überhaupt nicht mehr in dieser Kammer zu schlafen, die kommende Nacht wurde durchgefeiert. Und dann stieg er mit Henry in den Zug, der ostwärts fuhr ... zu der Stadt, und in der Stadt war ein Büro mit Vorgesetzten, die noch nie