href="#uc2d0f4a8-87e1-53f4-8773-76a303c7e377">Geithain, 10.04.94
Georgetown, 10. September 1994
Zum Geleit
Herr Sommer in Georgetown/ Canada stammt aus Geithain. Nach der Enteignung des Sommerschen Gutes 1945 und – damit im Zusammenhang – dem Tod seiner Eltern ging er im Herbst 1945 zunächst zu Verwandten nach Westdeutschland. Die Auswanderung nach Kanada mit Ehefrau und zwei kleinen Kindern erfolgte 1954.
Im Jahre 1990 besuchte John Sommer – erstmalig nach 45 Jahren! – seine Heimatstadt. Seit diesem Jahr entwickelten sich enge Beziehungen zwischen Herrn Sommer und Herrn Senf vom Geithainer Heimatverein e.V., welche sich in einem umfangreichen Briefwechsel widerspiegeln.
Die stadtgeschichtlichen Forschungen des Heimatvereins sind durch Herrn Sommer in all den Jahren bis zur Gegenwart außerordentlich unterstützt worden:
- Geschichte des Sommerhofes (Enteignung/Bodenreform 1945 in Geithain)
- Aufarbeitung der Biografie des Schulstifters Paul Guenther
- Auffinden der Enkelin des Schulstifters, Frau Virginia Vanderbilt, im Rahmen umfangreicher Sucharbeiten in den USA,
England und der Schweiz
Für seine aufwendige und gewissenhafte Mitarbeit im Geithainer Heimatverein wurde Herrn Sommer die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Neben den oben genannten Themen geht es im Briefwechsel immer wieder um aktuelle politische und gesellschaftliche Probleme in den wichtigen zwei Jahrzehnten nach der Friedlichen Revolution 1989/90 und dem Ende der DDR. Berichte und Meinungen zu lokalen Geithainer Entwicklungen wie auch zu den gesellschaftlichen Umbruchprozessen in Sachsen und Deutschland insgesamt sind sehr oft Gegenstand der Korrespondenz. Damit stellt diese Veröffentlichung ein Zeitdokument der besonderen Art dar. Der anfänglich eher sachlich geprägte Gedankenaustausch wurde im Laufe der Jahre zunehmend persönlicher, nicht zuletzt auch nach gegenseitigen Besuchen der Familien. Gemeinsam unternahmen sie von Georgetown eine Reise nach Dover/ New Jersey, der Wirkungsstätte des Schulstifters Paul Guenther. In den Briefen spiegeln sich deshalb auch die engen persönlichen Beziehungen zwischen den beiden Familien wider.
Die „Chemie stimmte“ zwischen uns wohl von Anfang an. Beide interessierten wir uns für zeitgeschichtliche Themen. Der eine aus dem fernen Kanada wollte alles wissen über die Entwicklungen in der Heimatstadt nach 1989/90 sowie über den gesellschaftlichen Umbruch in Sachsen und Deutschland. Der andere konnte und wollte als „gelernter DDR-Bürger“ sowie als Orts- und Zeitzeuge der Geschehnisse nach 1990 gern Auskunft geben. Er erfuhr aber ebenso viel Neues über den Briefpartner: Über dessen Schicksal 1945, sein Leben nach der Auswanderung, seine Sicht auf Europa und Deutschland, seine Meinung zur USA-Politik, zu Religion