Lars Kramer

Is’ ja SAGENhaft! 3 - Norddeutsche Sagen jetzt erst recht!


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da am meisten Freiraum hatt’.

      Es wurden Zelte aufgeschlagen,

      es kurvten schlittbeschuhte Blagen,

      es fuhren aufgemotzte Schlitten,

      es gab Maroni, Mutzen, Fritten,

      es lag zu Hüttengaudi-Musi

      das Volk im dampfenden Jacuzzi“

      und langsam kroch famose Wärme

      durch Hosenbeine in Gedärme.

      Es wurde richtig abgehottet,

      der Winter wurde eingemottet.

      Die ganze Stadt machte ’ne Sause,

      nur eine hockte noch zu Hause.

      Sie blieb zurück und zwar allein,

      aufgrund multipler Zipperlein.

      Es war die Oma, siehe oben,

      die konnt’ sich leider nicht austoben,

      die litt laut ärztlicher Berichte

      an zu geringer Knochendichte.

      Man konnte sagen, skandalös,

      die Gute war schon arg porös

      und für die Party dann tatsächlich

      aufgrund des Rheumas zu gebrechlich.

      Drum blieb die stark verkrümmte Lütte

      nun ganz allein in ihrer Hütte

      und kam auch sonst durch ihre Gicht

      nur selten mal ans Tageslicht.

      Stattdessen sah sie aus der Ferne

      dem Treiben zu und das sehr gerne.

      Sie freute sich an Spiel und Tanz

      aus angemessener Distanz,

      denn günstig lag ihr kleines Reich

      am Rand der Stadt mit Blick vom Deich.

      Von dort aus sah sie ungefähr

      die ganze Szene bis zum Meer

      und konnt’ zum Takt der Partymassen

      die morschen Finger knirschen lassen.

      Doch plötzlich sah die forsche Alte,

      wie sich am Himmel etwas ballte,

      und wie sein Nachtschwarz rasch ergraute,

      weil sich da was zusammenbraute.

      Auf See entstand, als Dunst verpufft’,

      ’ne weiße Wolke in der Luft.

      Und weil’s die Mutti konnte deuten,

      da hörte sie die Glocken läuten.

      Sie jobbte mal auf Hallig Hooge

      als Hobbymeteorologe

      und wusste, das ist gar nicht gut,

      auf weiße Wolke folgt die Flut.

      Ihr war die drohende Gefahr

      vom ersten Nebelfetzen klar.

      Und während sie begann zu beten,

      war’n alle andern noch am Feten.

      Das Blöde war, dass keiner merkte,

      dass sich der Wind plötzlich verstärkte

      und sich recht dreist der „Blanke Hans“

      gleich selbst einlud zum Freudentanz.

      Die Meute steppte weiter nett

      und unbeirrt übers Parkett.

      Die Oma aber unterdessen,

      die tat das Ganze richtig stressen,

      die Wolke wurde immer breiter

      und wuchs sekündlich immer weiter.

      Auch war ihr Weiß, wie Schnee im Harz,

      nun mittlerweile ziemlich schwarz.

      Sie würde weiter kumulieren

      und irgendwann dann explodieren.

      Dann würd’ die Sturmflut ohne Gnaden

      ihr ganzes Potential entladen

      und Mann und Maus mit einem Husten

      von Angesicht der Erde pusten.

      Die Oma war am Überlegen:

      „Wie kann ich die da wegbewegen?

      Wie warn’ ich Frau und Kind und Mann,

      wenn ich selbst gar nicht rennen kann?

      Wie kann ich die Mischpoke retten?

      Da glühen doch die Kastagnetten.

      Da dampfen doch die Discoschuhe.

      Da herrscht das Gegenteil von Ruhe.“

      Und dennoch fing sie an zu brüllen.

      War besser als in Schweigen hüllen.

      Doch schnell war klar, ihr Warngeschrei

      ging unter im Geräusche-Brei.

      Kein Ton von ihrem Hilferuf

      bewegte auch nur einen Huf.

      Und wie’s um ihre Mauken stand,

      ist ja vom Anfang her bekannt.

      Drum musste sie kurz resümieren

      und alles rekapitulieren:

      „Die ganze Stadt ist aufm Swutsch

      und ohne Warnung recht bald futsch.

      Und ich kann weder einen schicken,

      noch selber meinen Arsch hin kicken.

      Auch rein akustisch, was für’n Scheiß,

      verpufft hier jeder Warnhinweis.

      Was kann ich also andres machen

      als schlicht ein Feuer zu entfachen?“

      Gesagt, getan, da war sie praktisch

      und kroch zum Ofen äußerst taktisch,

      sie schnappte sich ein Restbrikett

      und schmiss es glühend auf ihr Bett.

      Das brannte sofort lichterloh,

      denn es bestand aus trocknem Stroh,

      und auch der Rest vom Haus am Deich,

      der tat’s dem Bett der Oma gleich.

      Ich fasse noch mal kurz zusammen:

      Die ganze Hütte stand in Flammen.

      Das sollte aber nun als Zeichen

      und Leuchtreklame erst mal reichen,

      um Blicke von den Festzeltbänken

      geflissentlich auf sich zu lenken.

      Und siehe da, ihr Plan ging auf,

      kein Mensch ging heute Abend drauf.

      Denn just als ihre Bude brannte

      ein jeder von der Party rannte,

      gerade als an dieser Stelle

      ’ne riesengroße Monsterwelle

      die Festlichkeiten, jede Wette,

      Tsunami-like beendet hätte.

      Der Party-Mob war fix und fertig

      und dennoch geistesgegenwärtig,