da am meisten Freiraum hatt’.
Es wurden Zelte aufgeschlagen,
es kurvten schlittbeschuhte Blagen,
es fuhren aufgemotzte Schlitten,
es gab Maroni, Mutzen, Fritten,
es lag zu Hüttengaudi-Musi
das Volk im dampfenden Jacuzzi“
und langsam kroch famose Wärme
durch Hosenbeine in Gedärme.
Es wurde richtig abgehottet,
der Winter wurde eingemottet.
Die ganze Stadt machte ’ne Sause,
nur eine hockte noch zu Hause.
Sie blieb zurück und zwar allein,
aufgrund multipler Zipperlein.
Es war die Oma, siehe oben,
die konnt’ sich leider nicht austoben,
die litt laut ärztlicher Berichte
an zu geringer Knochendichte.
Man konnte sagen, skandalös,
die Gute war schon arg porös
und für die Party dann tatsächlich
aufgrund des Rheumas zu gebrechlich.
Drum blieb die stark verkrümmte Lütte
nun ganz allein in ihrer Hütte
und kam auch sonst durch ihre Gicht
nur selten mal ans Tageslicht.
Stattdessen sah sie aus der Ferne
dem Treiben zu und das sehr gerne.
Sie freute sich an Spiel und Tanz
aus angemessener Distanz,
denn günstig lag ihr kleines Reich
am Rand der Stadt mit Blick vom Deich.
Von dort aus sah sie ungefähr
die ganze Szene bis zum Meer
und konnt’ zum Takt der Partymassen
die morschen Finger knirschen lassen.
Doch plötzlich sah die forsche Alte,
wie sich am Himmel etwas ballte,
und wie sein Nachtschwarz rasch ergraute,
weil sich da was zusammenbraute.
Auf See entstand, als Dunst verpufft’,
’ne weiße Wolke in der Luft.
Und weil’s die Mutti konnte deuten,
da hörte sie die Glocken läuten.
Sie jobbte mal auf Hallig Hooge
als Hobbymeteorologe
und wusste, das ist gar nicht gut,
auf weiße Wolke folgt die Flut.
Ihr war die drohende Gefahr
vom ersten Nebelfetzen klar.
Und während sie begann zu beten,
war’n alle andern noch am Feten.
Das Blöde war, dass keiner merkte,
dass sich der Wind plötzlich verstärkte
und sich recht dreist der „Blanke Hans“
gleich selbst einlud zum Freudentanz.
Die Meute steppte weiter nett
und unbeirrt übers Parkett.
Die Oma aber unterdessen,
die tat das Ganze richtig stressen,
die Wolke wurde immer breiter
und wuchs sekündlich immer weiter.
Auch war ihr Weiß, wie Schnee im Harz,
nun mittlerweile ziemlich schwarz.
Sie würde weiter kumulieren
und irgendwann dann explodieren.
Dann würd’ die Sturmflut ohne Gnaden
ihr ganzes Potential entladen
und Mann und Maus mit einem Husten
von Angesicht der Erde pusten.
Die Oma war am Überlegen:
„Wie kann ich die da wegbewegen?
Wie warn’ ich Frau und Kind und Mann,
wenn ich selbst gar nicht rennen kann?
Wie kann ich die Mischpoke retten?
Da glühen doch die Kastagnetten.
Da dampfen doch die Discoschuhe.
Da herrscht das Gegenteil von Ruhe.“
Und dennoch fing sie an zu brüllen.
War besser als in Schweigen hüllen.
Doch schnell war klar, ihr Warngeschrei
ging unter im Geräusche-Brei.
Kein Ton von ihrem Hilferuf
bewegte auch nur einen Huf.
Und wie’s um ihre Mauken stand,
ist ja vom Anfang her bekannt.
Drum musste sie kurz resümieren
und alles rekapitulieren:
„Die ganze Stadt ist aufm Swutsch
und ohne Warnung recht bald futsch.
Und ich kann weder einen schicken,
noch selber meinen Arsch hin kicken.
Auch rein akustisch, was für’n Scheiß,
verpufft hier jeder Warnhinweis.
Was kann ich also andres machen
als schlicht ein Feuer zu entfachen?“
Gesagt, getan, da war sie praktisch
und kroch zum Ofen äußerst taktisch,
sie schnappte sich ein Restbrikett
und schmiss es glühend auf ihr Bett.
Das brannte sofort lichterloh,
denn es bestand aus trocknem Stroh,
und auch der Rest vom Haus am Deich,
der tat’s dem Bett der Oma gleich.
Ich fasse noch mal kurz zusammen:
Die ganze Hütte stand in Flammen.
Das sollte aber nun als Zeichen
und Leuchtreklame erst mal reichen,
um Blicke von den Festzeltbänken
geflissentlich auf sich zu lenken.
Und siehe da, ihr Plan ging auf,
kein Mensch ging heute Abend drauf.
Denn just als ihre Bude brannte
ein jeder von der Party rannte,
gerade als an dieser Stelle
’ne riesengroße Monsterwelle
die Festlichkeiten, jede Wette,
Tsunami-like beendet hätte.
Der Party-Mob war fix und fertig
und dennoch geistesgegenwärtig,