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Hanspeter Götze
EIN WANDEL DER GESINNUNG
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
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detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
Inhalt
Unrühmliche Hinterlassenschaft aus der Trinkerzeit
Die Wiederkehr der Gefühlswelt
Die Wahrnehmung der eingetretenen Veränderungen
Die Erfolgsgaranten für eine zielführende Abstinenz
Mein Nachschlagewerk bei besonderen Anlässen
Vorwort
Das Leben ist einzigartig und kostbar und sollte daher auch genossen werden. Der Alkohol unterbindet mit seiner Machtentfaltung jegliches Aufblühen und erstellt ein eigenes Regelwerk. Der Mensch wird zum Werkzeug der uneingeschränkten Vormachtstellung und verfällt in die Willenlosigkeit. Es gibt keine glücklichen Alkoholkranken. Das tägliche, der Not gehorchende Verlangen nach dem Stoff bietet keine Alternative zur Lösung des Problems. Man verliert den Boden unter den Füßen und hält sich überwiegend in der Vergangenheit auf. Im Rausch werden sämtliche Unannehmlichkeiten auf ein totes Gleis geschoben, wo sie sich in aller Ruhe vermehren können. Die allgemeine Perspektivlosigkeit ist ein Hauptthema bei den einfältig geführten Stammtischgesprächen und lässt keine geistige Wertschöpfung zu. Der verpasste Anschluss an die Realität wird mit einem gleichgültigen Gesicht hingenommen. Die von einer hohen Mauer umgebene Scheinwelt bleibt als einziges Rückzugsgebiet. Das wenige Geld wird in Alkohol investiert und durch den Verlust der Übersicht stürzt man sich in immer mehr Schulden. Körperliche und psychische Schädigungen vervollständigen den Totalabsturz. Das hier zu Papier Gebrachte schildert den selbst vollzogenen Wandel der Gesinnung, welcher mir durch die zurückliegende Therapie ermöglicht wurde. Es soll Menschen mit ähnlicher Krankheit dazu ermutigen, in das Leben der Zuversichtlichkeit zurückzukehren.
Man sammelt Erfahrung aus den Fehlern der Unerfahrenheit.
Hanspeter Götze
In den Fängen der Sucht
Anfangs war es in jeder Beziehung die große Liebe, die Partnerschaft für das Leben. Man blühte immer wieder auf, fühlte sich geborgen, unternehmungslustig, wurde verwöhnt, gepflegt und gehegt. Es verlief stets nach dem gleichen Schema. In den Anfangsjahren ging man noch sehr behutsam mit der Partnerin um, vermied Streitigkeiten und genoss das Zusammenleben. Durch meine selbstständige Tätigkeit im Außendienst umging ich die kritischen Situationen, welche in einer festen Beziehung mitunter auftraten. Spürbar waren die Unternehmungslust, der Rückhalt durch die Eltern und die entgegengebrachte Aufmerksamkeit von den Bekannten. Im trauten Heim mimte ich den fürsorglichen und zurückhaltenden Trinker, der sich bei der Berufsausübung zu einem Hallodri in allen Gassen verwandelte. Diese zwiespältige Lebensführung wurde von mir gnadenlos ausgenutzt, obwohl mich die Gedanken an die zu Hause wartende Freundin verfolgten.
Nach Messeschluss saß man in geselliger Runde im Gästehaus, genoss das Abendessen und begann danach mit dem gemütlichen Teil des Abends, dem Saufen. War das gewisse Quantum erreicht, so meldete sich automatisch das Schuldgefühl, von dem man sich durch den obligatorischen Anruf in die Heimat loslöste. Mit reinem Gewissen und den Worten „Ich liebe dich“ wurde das kurzzeitig unterbrochene Besäufnis weitergeführt. Zu meiner Ehrenrettung muss ich noch anführen, dass es auch Tage gab, an denen eine Trinkpause angesagt war; doch diese waren recht selten. Insgeheim freute man sich schon sehnsüchtig auf die Heimreise, um wieder Händchen zu halten.
Am Vortag der Rückreise, die in der Regel einen halben Tag dauerte, wurde die Menge der alkoholischen Getränke etwas eingeschränkt. Die Vorfreude auf das gemeinsame Essen, die Spaziergänge und andere Unternehmungen erleichterte mir die endlos erscheinenden Fahrten. Der Zeitabstand zwischen den einzelnen Ausstellungen betrug in etwa vierzehn Tage, sodass genügend Zeit blieb, um sich zumindest einmal zu streiten.
Am Anfang der letzten Beziehung verspürte ich keinen Drang, allein in eine Kneipe zu gehen. Alles, was wir unternahmen, geschah im gegenseitigen Einvernehmen. So besuchten wir Kabaretts, gingen zu Popkonzerten oder verbrachten den Abend in einem schönen Restaurant. Alles lief harmonisch, bis zu dem Punkt, an dem Körper und Geist dieses makellose und von Bekannten abgeschirmt geführte Leben zu einseitig fanden und man nach Alternativen Ausschau hielt. Es musste einfach wieder eine Abwechslung her, um nicht in eine totale Abhängig zu geraten.
Normalerweise wäre es für mich ein Klacks gewesen, in einer Millionenstadt wie Berlin mit seinen vielen Kneipen ein geeignetes Lokal zu finden, doch die Wohngegend der Freundin entsprach nicht dem normalen Standard. Im Umkreis von 300 Metern gab es deren nur drei mit unterschiedlichen Öffnungszeiten. Meine Freundin war sehr migräneanfällig und so erledigte ich die Besorgungen auf dem Wochenmarkt oder beim Discounter. Dies gab mir gleichzeitig die Gelegenheit, auf die Schnelle zwei Weizenbiere herunterzuschütten.
Am Anfang klappte diese Vorgehensweise prächtig, bis ich es einmal um einige Stunden überzog und sie sich auf die Suche nach meiner Person begab. Ihr unverhofftes Erscheinen löste bei mir eine akute Allergie gegen Weizenbier aus und brachte mich gleichzeitig in Erklärungsnot. Mit einem gezwungenen Lächeln, hinter dem sich die ganze Wut und Enttäuschung aufbaute, nahm sie auf meine Rechnung noch zwei Drinks zu sich und gab klar zu erkennen, dass ihr Besuch nicht rein zufällig war. Um den Streit unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen, gingen wir nach dem Bezahlen auf einen nahe gelegenen Spielplatz, welcher sich als idealer Ort für eine verbale Auseinandersetzung anbot. Vielleicht hatte ich damals einfach nicht die Traute, ihr einzugestehen, dass mich dieses eingekastelte Leben in meiner Persönlichkeit einengte. Doch anstatt einen Kompromiss zu schließen, wobei man jedem mehr Freiräume hätte zugestehen können, verfiel man wieder in den alten Fehler. Nach dieser Aussprache und dem Versöhnungsritual bekam ich die anschließenden Wochen