Claudia Mainau

In Balance trotz


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      So oder ähnlich lautet ein Spruch, der als Lebensmotto sehr gut zu mir passt. Ich habe noch einen weiteren Punkt hinzugefügt: Wenn dir schon etwas Schreckliches in deinem Leben passieren muss, dann schau, dass du davon in irgendeiner Form profitierst und dass du das, was du dadurch gewonnen hast, auch an andere weitergeben kannst.

      Tatsächlich ist es mir bei jeder meiner bisherigen Lebenskrisen gelungen, wichtige Erkenntnisse zu gewinnen, Veränderungen zu erzielen, die sonst in der Form nie geschehen wären, und mich weiterzuentwickeln.

      Bei meiner ersten Erkrankung, der akuten myeloischen Leukämie, im Alter von 39 Jahren, erkannte ich, dass mein Dasein zwar ein endliches ist, ich aber sehr viel aushalten kann. So hatte ich auch in den durchaus kritischen Situationen der Krankheit immer das Gefühl „Das geht sich aus. Das ist eine Herausforderung, die nehme ich an. Ich schaffe das. Es ist noch nicht die Zeit zum Sterben, es gibt noch zu viel, was ich gerne erleben möchte.“ Und so war es dann auch.

      Als die Krankheit vier Jahre danach zurückkam, wurde mir klar, dass ich die erwarteten Strapazen der Chemotherapie nur dann gut überstehen konnte, wenn es mir gelang, im Hier und Jetzt zu bleiben, anstatt mir den gegenwärtigen Moment zu zerstören - mit Phantasien darüber, was mir alles passieren könnte. Und ich spürte, dass ich meine Erkenntnisse an andere Menschen weitergeben möchte, die in ähnlichen Situationen sind. So schrieb ich mein erstes Buch über Yoga für Menschen mit Krebs, richtete in unserer Praxis gemeinsam mit meinem Mann die Yogagruppen „Zurück ins Leben“ ein und begann, Menschen mit Krebserkrankungen komplementärmedizinisch zu begleiten.

      Meine dritte Erkrankung - Brustkrebs - ereilte mich vor nicht allzu langer Zeit und war, verglichen mit meinen Vorerkrankungen, ja fast schon eine Lappalie. Trotzdem fragte ich mich, was mit mir nicht in Ordnung sei, und musste feststellen, dass ich zwar subtil, aber doch, auf mehreren Ebenen ziemlich aus dem Gleichgewicht geraten war.

      Wie es mir gelungen ist, meine Balance so gut wieder herzustellen, dass ich mich heute gesünder und energiegeladener fühle als je zuvor, verrate ich Ihnen auf den folgenden Seiten.

      Gewidmet ist dieses Buch allen Menschen, die gegen Krebs kämpfen, und meinem Mann Lutz Mossbauer, ohne dessen bedingungslosen Beistand ich vermutlich irgendwann versucht gewesen wäre, aufzugeben.

      Alles Liebe!

      Claudia Mainau

       Kapitel 1

      Die normalste Sache der Welt

      Kaum ein anderer medizinischer Begriff ist so emotional besetzt wie das Wort Krebs. Es löst Angst aus, fühlt sich bedrohlich und absolut an, schicksalhaft. Kann es sein, dass jeder Mensch bösartige Zellen in seinem Körper hat und dennoch nicht alle an Krebs erkranken?

      Durch das Mikroskop betrachtet, ist der Mensch ein riesig großer Zellhaufen. Wenn man den Schätzungen glauben darf - denn nachgezählt hat es wohl noch niemand -, besteht unser Organismus aus etwa 100 Billionen Zellen. Anders ausgedrückt ist das eine Zahl mit 14 Nullen.

      Wir bestehen also aus unvorstellbar vielen Zellen und keine einzige davon bleibt uns ein ganzes Leben lang erhalten. Denn in jeder Sekunde gehen an die 50 Millionen Zellen des Körpers verloren, werden verbraucht, abgestoßen oder sterben ab. Diese abhandengekommenen Zellen werden durch neue ersetzt. Der menschliche Organismus ist eine sehr leistungsstarke Zellproduktionsmaschinerie, die rund um die Uhr mit Reparatur- und Regenerationsarbeiten beschäftigt ist, damit alles reibungslos läuft. Dies funktioniert im Großen und Ganzen recht gut, wenn man bedenkt, was bei einer Massenproduktion dieser Größenordnung alles passieren könnte.

      Tatsächlich geht aber immer wieder etwas daneben, und je nachdem, wie umfangreich der Schaden ist, kommt es in der Folge zu Defekten, die sich als Alterungs- oder Krankheitsprozesse bemerkbar machen und im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen können. Damit sich der Schaden in Grenzen hält, sind verschiedenste raffinierte Kontroll- und Überwachungsmechanismen im Einsatz, die Alarm schlagen und Gegenmaßnahmen einleiten können. Doch leider sind diese nicht immer erfolgreich.

      Das Böse ist immer und überall

      In der Vorstellung der meisten Menschen ist Krebs so etwas wie ein absoluter Zustand: „Krebs bekommt man und dann stirbt man vielleicht sogar daran, oder man bekommt ihn eben nicht. Das ist so wie Schwangerschaft, entweder -oder.“ Aber so ist es ganz und gar nicht. Im Gegenteil, jeder Mensch hat zu jeder Zeit seines Lebens mehr oder weniger missratene Zellen in seinem Körper, die Vorstufen von Krebszellen oder bereits bösartig sind.

      Es wird von ein- bis mehreren tausend solcher Zellen gesprochen, was in Anbetracht der insgesamt 100 Billionen Zellen des Organismus so lange keine Rolle spielt, als dass sich aus diesen Zellen lediglich winzig kleine Mikrotumore bilden und das Geschehen in einem begrenzten Rahmen bleibt.

      Die meisten Tumore bleiben unentdeckt

      Bei der pathologischen Untersuchung von Verstorbenen finden sich denn auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Tumore, die weder zu Lebzeiten der Betroffenen diagnostiziert worden noch die Ursache für deren Ableben waren. Dabei gilt: je höher das Alter, desto höher die Wahrscheinlichkeit. So liegt bei über 90-jährigen Männern die Häufigkeit von Prostatakarzinomen sogar bei 100 Prozent. Auch Mikrotumore der Schilddrüse sind sehr oft zu finden, wenn der Pathologe danach sucht.

      Es gibt also guten Grund dafür, Krebs nicht als die Ausnahme, sondern als Normalität zu betrachten und sich zu fragen, was man tun kann, um diese zu jeder Zeit in jedem Menschen vorhandenen entarteten Zellen mit ihrem zerstörerischen Potenzial in Schach zu halten. Darauf haben uns große epidemiologische Untersuchungen wertvolle Hinweise geliefert. Die Auswertungen von Erkrankungszahlen in unterschiedlichen Regionen der Erde haben ergeben, dass Menschen mit recht ähnlicher genetischer Ausstattung recht ähnliche Krebsrisiken aufweisen. So kommt zum Beispiel Brustkrebs bei Japanerinnen sehr viel seltener vor als bei Amerikanerinnen. Das haben die Wissenschaftler so lange auf die Gene zurückgeführt, bis andere Untersuchungen einen, wie man inzwischen weiß, wesentlich mächtigeren Risikofaktor entlarvten, nämlich den Lebensstil. Um bei den Japanerinnen zu bleiben: Hier konnte aufgezeigt werden, dass ihr Risiko für Brustkrebs gleich hoch ansteigt wie das von Amerikanerinnen, wenn sie in den USA leben und sich westlich ernähren.

      Das Geheimnis ist die Balance, Lifestyle ist der Schlüssel

      Es folgten eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung, Lebensstil und Krebs, weitere sind geplant. Doch längst sind nicht alle offenen Fragen zu dieser sehr weitreichenden Thematik beantwortet, zumal sich die Unterstützung für Forschungsprojekte zum Thema gesunde Ernährung im Vergleich zur pharmakologischen Forschung eben doch sehr in Grenzen hält. Aber es werden laufend fantastische Studien publiziert, welche die krebshemmende Wirkung von Lebensmitteln aufzeigen und klarmachen, dass unsere Ernährung einen wesentlichen Einfluss darauf haben kann, ob wir an Krebs erkranken oder nicht und wie die Krankheit verläuft.

      Eine Erfahrung, die fast alle an Krebs Erkrankten teilen, ist das Gefühl, aus dem Gleichgewicht gekommen zu sein - und zwar auf einer sehr grundlegenden Ebene. Wenn man sich die vielen winzigen Mikrotumore und entarteten Zellen vor Augen hält, die jede und jeder von uns in sich trägt, ohne zwangsläufig an Krebs zu erkranken, dann ist an diesem Gefühl mit Sicherheit etwas dran und eine umfassende, ganzheitliche Balance scheint mehr als nur erstrebenswert, sondern sogar lebenswichtig.

      Wir haben die Wahl, was wir essen und wie wir unser Leben leben.

      Nützen wir diese Chance, um uns vor Krebs zu schützen!

       Was genau ist Krebs?

      Die Ursache für Krebs liegt zumeist im Innersten der Zelle, in ihrer DNA. Denn in jeder Zelle unseres