Horst Bosetzky

Auge um Auge


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      Horst Bosetzky

       Auge um Auge

       Der 23. Kappe-Fall

      Kriminalroman

      Jaron Verlag

      Horst Bosetzky alias–ky lebt in Berlin und gilt als «Denkmal der deutschen Kriminalliteratur». Mit einer mehrteiligen Familiensaga (schließend mit «Kartoffelsuppe oder Das Karussell des Lebens», 2012), zeitgeschichtlichen Spannungsromanen und biographischen Romanen (wie «Skandal um Zille», 2013) avancierte er zu einem der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Daneben verfasste er mehrere Bände für die Krimiserien «Es geschah in Preußen» (zuletzt «Aufruhr am Alexanderplatz», 2013) und «Es geschah in Berlin» (zuletzt «Unterm Fallbeil», 2012). Zusammen mit dem bekannten Rechtsmediziner Prof. Dr. Günther Geserick veröffentlichte er Krimigeschichten unter dem Titel «Berliner Leichenschau» (2013).

      Originalausgabe

      1. Auflage 2014

      © 2014 Jaron Verlag GmbH, Berlin

      Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt.

      Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

       www.jaron-verlag.de

      Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin

      Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik GmbH, Berlin

      ISBN 9783955520229

      INHALTSVERZEICHNIS

       Cover

       Titel

       Über den Autor

       Impressum

       EINS

       ZWEI

       DREI

       VIER

       FÜNF

       SECHS

       SIEBEN

       ACHT

       NEUN

       ZEHN

       ELF

       ZWÖLF

       DREIZEHN

       VIERZEHN

       FÜNFZEHN

       SECHZEHN

       SIEBZEHN

       ACHTZEHN

       NEUNZEHN

       ZWANZIG

       EINUNDZWANZIG

       ZWEIUNDZWANZIG

       NACHWORT

       Es geschah in Berlin …

       Es geschah in Preußen …

      EINS

      HERMANN KAPPE schreitet durch das Haus III der Strafanstalt Tegel. Allein. Weit und breit ist kein Beamter zu sehen. Links und rechts von ihm werden die Zellentüren aufgerissen. Gefangene stürzen auf ihn zu und kesseln ihn ein. Sie sind nicht nur mit Knüppeln, sondern auch mit Folterinstrumenten bewaffnet: Würgeisen, Mundbirnen, Knieschrauben, Judaswiegen, Peitschen und spanischen Stiefeln. Einige halten Transparente in den Händen, und Kappe liest:

       DU HAST UNS AUF DEM GEWISSEN! WIR SIND KEINE TÄTER, WIR SIND ALLE DEINE OPFER. DIE RACHE IST UNSER!

      Einer der Insassen wirft ihn zu Boden, andere knien sich auf seine Arme und Beine und halten ihn fest. Kappe liegt auf dem Rücken, zappelt und wimmert. Er sieht einen Mann mit einem Käfig auf sich zukommen, in dem eine riesige Ratte kauert. Man setzt ihm das Tier auf den Bauch und stülpt den Käfig darüber. Neben ihm wird ein Feuer angezündet, und in ihrer Todesangst will sich die Ratte einen Weg durch seinen Bauch kratzen und nagen.

      Sein Wimmern wird zu einem Schrei, der so laut ist, dass Klara hochfährt und ihn wachrüttelt. «Hermann, es ist alles gut, du liegst zu Hause im Bett! Das war nur wieder dein Alptraum.»

      Als Kappe am nächsten Morgen im Büro saß und seinen geliebten Telegraf studierte, wusste er auch, was seinen Angsttraum ausgelöst hatte: das Interview am letzten Dienstag. Heute hatte man es abgedruckt:

       Warten auf die letzte Leiche

       Kriminalkommissar Hermann Kappe vor der Pensionierung – 44 Jahre auf Verbrecherjagd

       Seinen ersten Fall hat er noch zu Kaisers Zeiten gelöst: 1910 ging es um eine verkohlte Leiche in Moabit. Da war er gerade aus Storkow nach Berlin gekommen. Das Licht der Welt hat Hermann Kappe am 11. Februar 1888 in Wendisch Rietz erblickt. Sein Vater wie sein Großvater waren Fischer, und auch er hat heute gelegentlich mit Fischen zu tun, mit «nassen Fischen», wie man im Jargon der Kripo die ungelösten Fälle nennt.

       Als Junge spielte er am liebsten Räuber und Gendarm, und so zog es Hermann Kappe nach Ende seiner Schulzeit auch zur Polizei. Bald durfte er in Storkow für Ruhe und Ordnung sorgen. Eines Nachts hob er dort ein Blechschild auf, das Diebe in einem Eisenbahnwaggon abgeschraubt hatten, und steckte es in die Brusttasche seiner Uniform. Dieses Schild sollte