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1. Statistisches Jahrbuch zur gesundheitsfachberuflichen Lage in Deutschland 2018/2019


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      Die mit dem 1. Jahrbuch der Gesundheitsfachberufe startende statistische Reihe befasst sich mit den Gesundheitsfachberufen in Deutschland, die ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems sind. Meist im Kontext der vom Arzt verordneten Versorgung. Sie treten zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten der medizinischen Gesundheitsversorgung auf den Plan. Die Gesundheitsfachberufe versorgen die Versicherten mit medizinischen Hilfsmitteln, therapeutischen Leistungen und mit medizinischen Pflegeleistungen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung und Förderung der Volksgesundheit. Sie stehen nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit und wurden auch eine geraume Zeit lang von der Politik nicht angemessen in zukunftsorientierten Planungskonzepten bedacht. Es lassen sich erst seit einigen Jahren vereinzelte Vorstöße registrieren, die auf eine Verbesserung der beruflichen Situation unserer Gesundheitsfachberufe abzielen. Die, durch diese gesetzlichen Initiativen tatsächlich erzielten Wirkungen, lassen sich heute noch nicht bewerten. Politische Steuerungsmaßnahmen, wie Gesetze, Verordnungen oder Richtlinien bedürfen einer gewissen Zeit, bis sich ihre Auswirkungen erkennbar entfalten. Dennoch kann eine gewisse Sensibilisierung der Öffentlichkeit, hinsichtlich der Bedeutung der Gesundheitsfachberufe für das Funktionieren unseres Gesundheitssystems, festgestellt werden.

      An diese Erkenntnis knüpft die - mit dem vorliegenden Buch beginnende - Reihe an. Bis heute kennen wir keine Chronik der Gesundheitsfachberufe in Deutschland. Ein Zahlenwerk, dass sich auf das spezielle Handlungsfeld der Gesundheitsfachberufe fokussiert und so durch die gebündelte Beobachtung der Quantitäten und Qualitäten der gesundheitsfachberuflichen Praxis eine Grundlage, für die Beschreibung der Auswirkungen unterschiedlicher Faktoren (wie gesetzliche Steuerung, demographischer Wandel, Veränderungen der Finanzierungsgrundlagen usw.) darstellt. Diese Lücke will das 1. Jahrbuch der Gesundheitsfachberufe schließen, indem es einen jährlichen Überblick zu Zahlen und Fakten der betrachteten Versorgungsbereiche liefert.

      Die Vielzahl der Berufsgruppen und die Heterogenität ihrer Tätigkeiten bzw. Gewerke erfordern eine differenzierte Beobachtungsstrategie. Das Jahrbuch erscheint aus diesem Grund in drei Varianten, jeweils fokussiert auf einen der drei gesundheitsfachberuflichen Bereiche: Hilfsmittel, Heilmittel und Pflege.

      Das Jahrbuch nähert sich dieser Aufgabe so, dass zunächst in einem einleitenden allgemeinen Teil, die Rechtsgrundlagen der Gesundheitsfachberufe beschrieben werden. Sowie die unterschiedlichen Ausbildungswege in die gesundheitsfachberuflichen Berufe aufgezeigt werden. Um einen Überblick über die Versorgungssituation durch die einzelnen Berufsgruppen zu bekommen, werden dann, die über öffentliche Statistiken verfügbaren Zahlen zu den Berufsgruppen gebündelt. Damit beginnt der spezielle Teil des Buches, der sich dann jeweils mit einem der drei Versorgungsbereiche beschäftigt. Auf Grundlage der zahlenmäßigen Stärke einzelner Berufsgruppen, wird dann im jeweils nächsten Kapitel eine anonymisierte Jahresauswertung Deutschlands größter Rezeptdatenbank1 für die jeweiligen Versorgungsbereiche präsentiert. Die Auswertungen werden mit den folgenden Jahrbüchern fortgeschrieben und sollen als Parameter für Umfang und Dynamik der jeweiligen Handlungsfelder (Versorgungsbereiche) dienen. Bei den Auswertungen handelt es sich um beschreibende Statistiken, die in erster Linie der sogenannten „With in“-Analyselogik folgen. Heilmittel-, Pflege- und Hilfsmittelleistungen werden in Form von einzelnen Leistungspositionsnummern in einem Register des GKV-Spitzenverbandes geführt. Die Auswertungen folgen der Struktur der GKV-Verzeichnisse. Die Verzeichnisse sortieren sich nach Gruppen (Produktgruppen, Leistungsarten,…) und Untergruppen (Produktuntergruppen, Leistungspositionen etc.). Der Ansatz der „With in“- Analyse betrachtet einen Datensatz als Ganzes und beschreibt die relativen Häufigkeiten (Anteile) einzelner Positionen innerhalb des Ganzen. Mit dieser Perspektive werden die Gewichtungsverhältnisse zwischen einzelnen Leistungen herausgearbeitet.

      1 Die opta data Abrechnungs GmbH hat dem opta data Institut e.V. für diesen Zweck eine anonymisierte Datenselektion überlassen. Rechtsgrundlage für die Datenanalyse ist § 302 (Abs. 2) SGB V.

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      Forschungsprogrammatische Ausblicke

      Die Jahrbücher verfolgen keine konkrete Forschungsfrage. Sie haben einen eher beschreibenden Charakter, der die qualitativen und quantitativen Konturen der betrachteten Versorgungsbereiche in den Blick nimmt. Sie verstehen sich als eine zyklische (jährliche) Berichterstattung über die empirische Situation der Untersuchungsfelder:

      

die Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln,

      

die Versorgung mit therapeutischen Leistungen

      

die Versorgung mit medizinischer Pflege.

      In diesem Sinne wollen die einzelnen Bücher für jedermann als fortlaufende Informationsquelle verstanden werden. Aus Sicht des opta data Instituts e.V. fungieren die jährlichen Berichte über die Lage der Gesundheitsfachberufe, jedoch als basisempirische Grundlage für begleitende Studienvorhaben, die durch die Frage geleitet werden, wie sich einzelne gesetzgeberische Maßnahmen, die Veränderung unabhängiger Faktoren (wie der demographische Wandel oder der Grad der Zuwanderung von Leistungserbringern und Versicherten auf das hier interessierende Feld) auswirken.

      In der Natur eines so gelagerten Erkenntnisinteresses liegt die Notwendigkeit einer langfristigen Beobachtung des Feldes. Dieses Fundament legen die jährlich fortgeschriebenen Bücher. Im Rahmen flankierender ad hoc Studien unterschiedlicher Formate wird das opta data Institut e.V. weitere empirische Datenerhebungen anstoßen, deren Befunde in unterjährig veröffentlichten Studienberichten vorgelegt werden.

      Dabei verfolgt das opta data Institut e.V. keinen politischen bzw. normativen Ansatz, sondern verschreibt sich einer empirisch-analytischen Denkrichtung. Es orientiert sich in seiner forschungsprogrammatischen Ausrichtung an einer modellhaften Vorstellung der Funktionsweise von Politik, die starke Anleihen an die moderne Systemtheorie macht (Grunow: 2003). In diesem Sinne bringen hochentwickelte Gesellschaften ausdifferenzierte Funktionssysteme hervor, die spezifische Aufgaben in und für die Gesellschaft1 erfüllen. Dabei werden die zu erfüllenden Aufgaben in den Vordergrund der Betrachtung gestellt, weniger die dafür verantwortlichen Institutionen. Damit wird die klassische Sichtweise aufgegeben, dass die staatlichen Institutionen per se leistungsfähig sind bzw. grundsätzlich über die erforderliche Ausstattung verfügen, um ihre Aufgaben erfolgreich zu bearbeiten2. Es ist der Abgleich von „sein“ und „sollen“ gesetzlicher Effektivität (König), der das empirische Forschungsinteresse in diesem Sinne antreibt. In dieser Lesart wird das Betrachtungsfeld der gesundheitsfachberuflichen Praxis als ein spezifisches Subsystem des deutschen Gesundheitssystems verstanden, das aufgrund des verfassungsrechtlich festgeschriebenen Sozialstaatsprinzips, im Kontext des politisch-administrativen Systems der Bundesrepublik verstanden, betrachtet und analysiert wird. Um in der empirischen Annäherung an die Untersuchungsgegenstände den skizzierten theoretischen Erkenntnisrahmen mitzutransportieren, werden Konzepte der Politikwissenschaft herangezogen, deren Logik hier kurz erklärt werden muss.

      Einen ersten robusten Einstieg in die begriffliche Differenzierung liefert das Konzept der „Iron Triangle“3, anders als mit dem Wort „Politik“ im Deutschen vieles gemeint ist, unterscheidet die angelsächsische Politikwissenschaft die Bedeutung der „Politik“ in die drei technischen Begriffe: Polity, Policy und Politics.

      Mit Polity werden die Institutionen bzw. das Institutionengefüge bezeichnet, in dessen Kontext Gesetze umgesetzt werden und gesellschaftliche Prozesse ablaufen. Der Begriff „Policy“ bezeichnet dagegen politische Programme, wie beispielsweise die Digitalisierungsinitiative der Bundesregierung, die durch eine Vielzahl von Steuerungsmaßnahmen und Anreizpaketen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen umgesetzt werden soll. Policy meint in diesem Sinne also