Manfred Wiedemann

Das Schmusekätzchen und andere Geschichten


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meiner Schulzeit

       Ein Seemann friert nicht, der zittert nur vor Wut

       Seemannsliebe

       Wie man das Dorfleben sterben lassen kann

       Ja, ist der Mensch noch bei Verstand?

       Geburtstagswunsch

       Das Märchen vom Wald

       Der Hundert-Kilo-Keiler

       Liebestolle Rehgeiß

       Die Autosuche

       Warum der alte Jäger Sepp nicht in den Himmel will

       Der gebratene Auerhahn (frei nach Ludwig Ganghofer)

       Der moderne Jäger

       Schüsseltreiben oder vom Segen des Freibiers

       Jäger in Not

       O du Fröhliche oder die Neue Deutsche Armut

       Der Liebesbeweis - eine Weihnachtsgeschichte

       Alle Jahre wieder

       Der Weihnachtshase

       Leise rieselt der Schnee

       Die vernagelte Weihnachtskrippe

       Der Osterhase oder es gibt ihn doch

      Vorwort

      Ich war eigentlich ein recht fauler Schüler und die Hausaufgaben hatte ich häufig „vergessen“. Aber ich machte mir auch nichts daraus, denn es hatte kaum Folgen. Mit einer Ausnahme.

      Professor Kaas war unser Deutschlehrer und ein recht strenger Mann. Ich hatte vor ihm einen unglaublichen Respekt und gleichzeitig war er mein Lieblingslehrer. Bei ihm mussten wir als Hausaufgabe meist einen Aufsatz schreiben und da meine Aufsätze auch gut waren, musste ich diese häufig vorlesen. Ich hatte sie immer brav geschrieben, aber einmal war es dann doch passiert: Ich hatte diese Hausaufgabe wirklich vergessen zu schreiben. Prompt war ich mit Vorlesen dran. Ich dachte nun, dass dies jetzt zu einem Weltuntergang führen würde. In meiner Not nahm ich mein Heft zur Hand und las einen Aufsatz, den ich gar nicht geschrieben hatte. Das ging auch gut, denn er machte wie meist ein zufriedenes Gesicht und eine Bemerkung in sein Notizbuch. Ich dachte mir, dass ich in Zukunft keinen Aufsatz mehr schreiben würde, weil die Sache so einfach war. Fünf oder sechsmal ging das auch gut, bis ich einmal stecken blieb. Er fragte mich, ob ich mein eigenes Geschmier nicht mehr lesen könne und ich solle mein Heft vorzeigen. Ich sagte, dass ein Wassertropfen die Tinte verwischt habe. Leider half das nichts, ich musste vortreten und so nahm das Unheil seinen Lauf. Ich befürchtete wieder einen Weltuntergang, aber die Sache verlief dann doch ganz harmlos.

      Er blätterte in meinem Heft vor und zurück und schüttelte seinen Kopf. Er sagte nur, ich solle mich setzen und mich nach dem Unterricht noch einmal bei ihm melden. Jetzt war ich sicher, dass der Weltuntergang käme. Er erklärte mir aber nur, dass ich in Zukunft jeden Aufsatz vorzeigen müsse und er würde dies jedesmal überprüfen. Der gute Mann wusste wohl selbst nicht, wie er reagieren sollte. Darauf habe ich nie mehr vergessen, einen Aufsatz zu schreiben und er hat tatsächlich jedesmal überprüft, ob der Aufsatz auch schriftlich vorlag.

      Heute mache ich das gerne, denn sonst wäre dieses Büchlein nicht entstanden.

      Das Schmusekätzchen

      In der fünften Klasse der Volksschule saßen Jungen und Mädchen gemischt in ihren Bänken. Ein Mädchen mit schwarzem Haar und langen Zöpfen beobachtete Franz und er dachte, ob die mal was für ihn wäre. Sie war eine reiche Bauerntochter und der Junge ein armes Arbeiterkind. Er war so realistisch, dass er sich keine Hoffnungen machte, denn die reichen Bauernmädchen beachteten so einen armen Jungen nicht, ja sie lachten höchstens über so einen Knaben. Also vergaß der Junge das Mädchen, es hatte ja keinen Sinn.

      Die beiden wurden älter, das Mädchen ließ seine Zöpfe abschneiden und wurde eine recht hübsche junge Dame. Franz meinte gelegentlich zu bemerken, dass die Schöne ein Auge auf ihn habe, aber das bildete er sich sicher nur ein. Schließlich hatte sich an dem Standesunterschied nichts geändert. Man sah sich auch nur noch sehr selten. Franz war inzwischen Lehrling bei einem Schreiner geworden und wenn er an sie dachte, verdrängte er den Gedanken gleich wieder. Das Mädchen war zu Hause auf seinem Bauernhof geblieben und wartete wahrscheinlich darauf, dass ein reicher Bauernsohn käme und sie heiraten würde. So dachte jedenfalls unser Franz. Inzwischen hatte er ausgelernt und seine Gesellenprüfung mit guten Noten bestanden. Er war der Meinung, dass er hier, wo jeder wusste, dass er aus ganz einfachen Verhältnissen kam, doch kein Glück haben würde und hatte sich, auch weil er das sehr interessant und abenteuerlich fand, freiwillig zur Marine gemeldet.

      Der Zufall wollte es, dass er kurz vor seinem Antritt bei der Marine einen Faschingsball in seinem Heimatort besuchte, wo auch die schöne Rita anwesend war. Franz war weder ein guter, noch ein begeisterter Tänzer, aber er sah als einzige Möglichkeit mit Rita zu sprechen, sie zum Tanz zu holen. Sollte sie ihm aber einen „Korb“ geben, so war das ja auch egal, er hatte nichts zu verlieren.

      Wider Erwarten schien sich Rita aber zu freuen, als er sie aufforderte und ging bereitwillig mit ihm auf die Tanzfläche. Schon nach ein paar Umdrehungen schmiegte sie ihr Gesicht an seine Wange und schien glücklich zu sein. Franz, darüber selig, wusste nicht, was er sagen sollte und schwieg. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Die lange still Verehrte freute sich offenbar, mit ihm zu tanzen. Und das, obwohl er wie gesagt wirklich kein guter Tänzer war. Bei der nächsten Tanzrunde wurde er ein wenig gesprächiger und erzählte ihr schließlich, dass er sich zur Marine gemeldet habe und schon in ein paar Wochen dort einrücken müsse.

      Rita sagte nichts dazu, aber Franz fühlte, dass sie darüber enttäuscht zu sein schien. Sie drückte ihre Wange noch mehr an sein Gesicht, beide sprachen nur noch wenig und hatten eine seltsam melancholische Stimmung. Das