Österreichs Straßen! Mir gefror das Lächeln, weil wir doch wissen: jeder einzelne Tote ist zu viel und hinterlässt Spuren in seinem Umfeld. Noch unverständlicher wird diese Zahl, wenn man weiß, dass die Hauptunfallursachen dieser tödlichen Verkehrsunfälle rein menschliche Fehlleistungen waren. Angeführt wird die Auflistung der Top-fünf-Todesursachen von zu hohen Fahrgeschwindigkeiten, Vorrangverletzungen, Unachtsamkeiten bzw. Ablenkungen, Überholmanövern, Fehlverhalten von Fußgängern. Da hinterlässt auch die Jubelstatistik des BMI für das abgelaufene Jahr 2014 einen fahlen Nachgeschmack: „Niedrigste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950“ (http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_Verkehr/statistik/Jahr_2014.aspx). Zum zweiten Mal blieb die Zahl der tödlich verunglückten unter 500, exakt waren es 430 Menschen und daher nochmals um 25 Personen weniger. Ein großartiger Trend, vor allem im Vergleich zu früher. „430 Verkehrstote sind etwa ein Siebentel der Todesopfer im Vergleich zu 1972, dem bisher schwärzesten Jahr in der Unfallstatistik (2.948 Tote). Obwohl der Fahrzeugbestand sich seit 1972 von 2,5 Millionen auf 6,5 Millionen mehr als verdoppelt hat. Noch vor 15 Jahren gab es in Österreich mehr als 1.000 Tote (1.079) im Straßenverkehr. Der Rückgang seit damals beträgt 60 Prozent.“ (ebd.)
In Korrelation mit der vorher zitierten Studie mit der Fragestellung „Wann möchten Sie leben?“ wäre meine Antwort schlichtweg: JETZT!
Schlussfolgerung
Ende 2014 fand ich mich inmitten eines Konzertes eines in die Jahre gekommenen österreichischen Austropop-Musikers wieder. Während dieses Abends erkannte ich erst die vielen Hits und die Virtuosität seines Gitarrespiels. Das Publikum trieb wie mit einem „Segel im Wind” und verfiel spätestens bei „Der Kaffee ist fertig” nahezu in Agonie. Doch Peter Cornelius konnte als Sprachrohr mit seinem letzten Song das scheintote Publikum nicht nur aufwecken, sondern die Menschen wieder mit lange nicht vorhandener Lebensenergie füllen. Der ganze Saal sang nicht nur, sondern schrie sich die Vision der Textzeilen des Refrains von der Seele:
I bin reif, reif, reif, reif für die Insel.
I bin reif, reif, reif überreif.
Und i frag mi, warum i no’ da bin,
für’s Aussteig’n bin i scheinbar zu feig.
Viele Menschen der Jetztzeit erkennen scheinbar nicht, welchen Luxus wir großteils genießen, kurz gesagt, wie reich wir doch an Annehmlichkeiten sind, wie gut es uns geht. Sie brauchen dann ein Sprachrohr. Sie sind gefangen von Routinen, von Tagesabläufen, von Fremdbestimmung. Und es geht dabei nicht ums Aussteigen, darum, alles wegzuwerfen, ein Reset zu machen, sondern schlichtweg darum, wie Albert Camus die Strategie eines funktionierenden Lebensentwurfes formulierte: „Lebe tief und heftig”!
Übrigens: der Song ist aus dem Jahre 1981, entstanden ein paar Jahre vor Robert Zemeckis’ Kult-Trilogie „Zurück in die Zukunft” – und inhaltlich eine klassische menschliche Tragödie. Überforderung und andererseits Unterforderung, Ziel- und Sinnlosigkeit sowie Fremdbestimmung sind die Zutaten gefühlten Unglücks. Das Jetzt wieder nutzen, wieder genießen, sogar lieben zu können, beginnt damit, nein zu den langweiligen Routinen und ja zu deinen Möglichkeiten zu sagen. Dafür muss man nicht aussteigen, sondern sich seine eigene mentale Insel schaffen, um das JETZT wieder im Griff zu haben. Genügend
Ideen dafür darf es im Verlauf des Buches geben!
Check-up
Die Voraussetzung für eine mentale Insel ist der Beginn. Beginne mit deinem Check-up und stelle dir folgende Fragen, die deinen Fokus, deine Gedanken lenken dürfen:
Wofür bin ich dankbar oder könnte ich dankbar sein?
Worauf bin ich besonders stolz oder könnte ich stolz sein?
Wen liebe ich und von wem werde ich geliebt?
Worüber kann ich im Moment glücklich sein?
Was begeistert mich und wofür könnte ich und kann ich mich begeistern?
Mit welchen Menschen verbringe ich gerne meine Zeit?
An welchen Orten fühle ich mich besonders wohl?
Was mache ich gerne?
Wann war ich einmal besonders mutig und wie lange ist das schon her?
Also riskiere ein paar Minuten, erschaffe dir deine Insel und beginne, deine Gedanken fließen zu lassen! So wie Oscar-Gewinner Kevin Kostner es auf den Punkt gebracht hat:
„Der Gedanke, etwas nicht zu riskieren,
ängstigt mich zu Tode.”
(Kevin Costner)
Lebe tief und heftig! RAW 2015 Foto: www.lucaspflanzl.at
Henne oder Ei
Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Dass ein gesunder Geist leichter gesund bleibt und sich vielleicht in einem gesunden Körper wohler fühlt, ist nicht wirklich etwas Neues. Das wussten schon die Römer vor fast zweitausend Jahren. Mens sana in corpore sano. Auf unterschiedlichen Veranstaltungen, im Rahmen von Vorträgen oder auch im Einzelcoaching wird mir oft diese Frage gestellt: Warum hält sich diese Idee seit 2000 Jahren so standhaft? Auch habe ich schon Menschen erlebt, die richtig unleidlich wurden, so nach dem Motto: Gibt’s nichts Neues? Ewig wird das Gleiche gepredigt: Wir sollen uns mehr bewegen. Und überhaupt, Herr Jaklitsch, was haben Mentaltraining und mentale Fitness mit körperlicher Fitness zu tun?
Als ich im Frühjahr 2014 auf Manfred Spitzer, einen der führenden Psychiater und Gehirnforscher, bei einem Vortrag für Lehrer traf, fragte eine der Teilnehmerinnen, was denn nun das Beste Gehirnjogging sei? Manfred Spitzer überlegte nicht lange und antwortete darauf:
Vorbereitung von T. Jaklitsch auf das RAW 2015 Foto: www.lucaspflanzl.at
„Das beste Gehirnjogging
ist Jogging!”
Über die Funktion und die weitreichenden lebensverlängernden Effekte von Bewegung habe ich bereits im Vorgängerbuch hingewiesen. Mittlerweile gibt es ausreichend Studienergebnisse, welche positiven Effekte Bewegung und auch individuell angemessener Sport auf das persönliche Wohlbefinden haben und es steigern können. Und klarerweise nicht nur das, sondern sie können auch das Leben verlängern und die Möglichkeiten des Lebens in vielen Bereichen erweitern.
Unser Körper ist ein dynamisches System, welches sich ständig verändert und sich immer wieder erneuern kann. Spannend ist jedoch auch die Erkenntnis, dass der Takt und die Geschwindigkeit der Erneuerung von Zellen, also ein Effekt der Gesundung, nicht konstant ist. Was bestimmt nun den Rhythmus und die „Motivation“ der Zellen, sich zu erneuern und sich zu entwickeln? Verschiedenste Forschungen legen nahe, dass die Variation der Erneuerung abhängig von deinen Aktivitäten und deinen Emotionen ist.
„Ein Schlüsselsignal, das Ihren Zellen sagt, ob sie absterben oder wachsen sollen,
ist beispielsweise die Bewegung. Eine eher sitzende Lebensweise fördert das Absterben der Zellen. Ein aktiver Lebensstil hingegen fördert die Zellerneuerung.
Das trifft sowohl auf Ihren Körper als auch auf Ihr Gehirn zu.”
(B. Fredrickson, Die Macht der guten Gefühle, 2011, S. 102)
Aktuellen Studien zufolge ist der neueste Risikosport, der in unserem Kulturkreis am häufigsten ausgeübt wird, das Sitzen! Manche Zeitungen titelten sogar „Sitzen ist das neue Rauchen“ (z. B. Gerald Gartlehner im Standard, 20. März 2015). Unterschiedlichste Studien brachten im Detail verschiedene Ergebnisse hervor. Der durchgängige Trend aus den Untersuchungen zeigte aber, dass wir 50 bis 70 Prozent des Tages sitzend verbringen und dieses Faktum kostet uns einige Jahre Lebenszeit. Die Conclusio einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2012 folgert hingegen, dass wir unsere Lebenserwartung um zwei Jahre steigern könnten, wenn wir nur mehr maximal drei Stunden am