geben kann, was außerhalb von Ihm wäre, dann musst auch Du Liebe sein. Von unserem Schöpfer schließen wir also auf uns selbst und dies völlig zu Recht. Kein Mensch, der noch alle Sinne beisammen hat, wird dies ernsthaft bezweifeln wollen.
Dies wäre alles ganz wundervoll und so ist es auch. Es wäre alles ganz wundervoll und in bester Ordnung, wenn sich da nicht ganz tief in einem verborgenen Winkel Deines Herzen ein diffuses Unbehagen breitmachen würde, wenn auch noch nebulös und schattenhaft. Dieses Unbehagen zeigt Dir, dass hier etwas nicht stimmt und nicht stimmen kann.
Und in der Tat, dem ist so, das Bild, das wir zeichnen, es ist noch nicht stimmig, weil es ein Teilabriss und somit nur bruchstückhaft und nicht vollständig ist. Du bist ein Mensch, der gut sein will, so viel ist gewiss und so blickst Du auf Deiner Suche nach Dir selbst erschrocken in den Spiegel Deiner Selbstwahrnehmung und fragst Dich, was an Deinem Bildnis denn da noch fehlen könnte. Und irgendwie schwant Dir Böses, Unheil und Ungemach.
Das ist Ego, wie es leibt und lebt! In all unseren Botschaften haben wir das Ego erkundet und von allen Seiten beleuchtet. In Band II haben wir es zum zentralen Thema unserer Forschungen gemacht. Hier sei erneut daran erinnert, dass das Ego, so wie es sich Dir darstellt, nichts anderes ist als Dein Glaube an eine von Gott getrennte Einzelexistenz, an ein Eigenleben, das den Schöpfer ausschließt und in weiter Ferne wähnt. Diese Überzeugung, die einem größenwahnsinnigen Trugbild gleichkommt, hat schwerwiegende Folgen für Dich, denn die unmittelbare und direkte Konsequenz, die daraus hervorgeht, ist die Angst. Das Ego gebiert die Angst, das Ego ist Angst. Nunmehr allein und auf Dich selbst gestellt, fühlst Du Dich klein, hilflos und schwach. Und Du fühlst Dich schuldig, ein einsames Einzelwesen, das sich in einer gefährlichen Welt voller Not und Kümmernisse zurechtfinden und behaupten muss. Dieses grandiose, dramatische Schauspiel, das wir hier zu beschreiben suchen, ist nichts Geringeres, als der Eintritt in die Dualität. Das ist Menschwerdung! Gott selbst, der, wie die Bibel sagt »… um sich wusste, doch sich nicht erkannte«, taucht ein in die Dunkelheit der Dualität zum heiligen Zweck der Erkenntnis seiner selbst. Dieses herrliche, fantastische göttliche Mysterium entzieht sich letztlich jeder sinnvollen Beschreibbarkeit und alle Worte und Erklärungsversuche müssen kläglich versagen. (Anm. der Verfasserin: An dieser Stelle legt Regulus einen Augenblick stiller Anbetung ein, einen Moment tiefster Ergriffenheit, wie eine Art stummes Gebet.)
Das Ego also ist die Eintrittskarte für diese Welt. Diese Erfahrungsplattform – denn das ist die Welt – zu erleben, zu durchleben und zu durchleiden hast Du Dich also entschieden. Und Du zahlst einen hohen Preis dafür, denn Du zahlst mit Angst, die nunmehr Dein ständiger Begleiter ist, ob Dir dies nun bewusst ist oder auch nicht. In der Tiefe Deines empfindsamen Herzens lauert eine ständige Angstbereitschaft, allzeit zum Angriff gerüstet, so will es Dir scheinen.
Wenn Du nun erneut in den Spiegel Deiner Selbstwahrnehmung blicken willst, dann ist Dein Bildnis gar nicht mehr so strahlend. Vielmehr zeigt es ein Wesen, einen Menschen, hilflos, ratlos, ruhelos und voller Angst. Ihr alle habt die geballte Wucht Eurer ganzen wundervollen Menschlichkeit schon am eigenen Leibe erfahren, erduldet und erlitten und so wisst Ihr nur zu gut, wovon wir hier reden.
Wenn die Angst im Hintergrund die Waffen scharf macht, dann magst Du gar nicht mehr in den Spiegel sehen und so wendest Du Deinen Blick ab – überzeugt von der Nichtigkeit, der Wertlosigkeit und der Verderbtheit dessen, den Du da siehst. Das ist Ego! Das ist Menschsein! Vielleicht magst Du den Spiegel zerschlagen, es wird Dir nur kurzzeitig dabei helfen, Dich wohler zu fühlen. In seiner grenzenlosen Liebe hat Gott selbst es gefügt, dass Du Dir niemals selbst entfliehen kannst und somit ist es allzeit unmöglich, dass Du Dich selbst auf der Suche nach Dir selbst verlierst. Das kann niemals sein und so sind der Erfolg und der Sieg Dir letztlich von Gott selbst garantiert und vollkommen sicher. Hier stoßen wir einmal mehr auf den herrlichen Hinweis aus dem wundervollen Kurs in Wundern, der da sagt, dass nichts Wirkliches bedroht werden kann. Und Du bist wirklich! Deine wahre Identität, Dein wirkliches Sein, ist auf ewig in Gott vollkommen sicher. Wir dürfen niemals vergessen, dass Gott Liebe ist und nichts als Liebe. Könntest Du Dir selbst entfliehen, so wärst Du wahrlich verloren und das ist allzeit ausgeschlossen.
Auch wollen wir nicht vergessen, was Dein ursprüngliches Problem ist, Dein rastloses Suchen, Dein Mangel an Glück, Zufriedenheit und Dankbarkeit. Und so blickst Du immer und immer wieder in diesen Spiegel, den Du so liebst und doch auch fürchtest, in jedem Augenblick ungewiss, was er Dir wohl zeigen mag. Wenn Du in den Spiegel siehst, dann siehst Du die Ähnlichkeit mit Deinem himmlischen Vater und das ist gut so. Du siehst also Dein liebendes Herz, das Dein heiliges göttliches Erbe ist. Aber da ist noch mehr, da ist auch Angst, die Dein Ego ist. Du bist Liebe und Du bist Angst, ein verwirrendes Gemisch, wie eine Art bittersüßes Gebräu, ein ständiges Schwanken zwischen zwei Polen, das Dich all Deine Kraft kostet und Dich vollkommen beansprucht. Und wenn Du schlussendlich müde bist, erschöpft von der nicht enden wollenden Aufreibung zwischen diesen beiden Gegensätzen, dann hast Du wahrhaft begriffen, was es heißt, Mensch zu sein.
Das Bild, das wir malen, es wäre wahrlich ein düsteres, ein verzweifeltes Zeugnis trauriger Trostlosigkeit, wenn da nicht diese beiden mächtigen Lichtstrahlen in Deinem Herzen wären, die beiden machtvollsten Lichtstrahlen, die da heißen Glaube und Hoffnung. Und so sind Glaube und auch Hoffnung Dir sicherer Fingerzeig darauf, dass es mehr geben muss als quälende Fragen, Angst und Ungewissheit um Dich selbst. Auch in der Dunkelheit der Dualität, und erst recht hier, lässt Dein himmlischer Vater Dich nicht allein. Wann, wenn nicht jetzt, brauchst Du Gott denn am meisten? Und wo, wenn nicht hier?
Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott seine Kinder niemals wirklich verlassen hat, der Schöpfer ist in seinem Geschöpf, wie das Geschöpf in der Schöpfung. Und so speist das Bewusstsein um die Einheit von allem, was ist, unseren Glauben und nährt unsere Hoffnung gleichermaßen.
Weil Gott Liebe ist, gibt Er immer nur Geschenke. Liebe aber ist Barmherzigkeit, Liebe ist Gnade und so solltest auch Du es Deinem himmlischen Vater gleichtun, wenn Du das nächste Mal in den Spiegel Deiner Selbstwahrnehmung blickst. Tue es ihm gleich und sieh mit Barmherzigkeit und Gnade auf Dich selbst. Und so ist Deine Suche nach Dir selbst nicht länger ein schmerzvoller Spießrutenlauf, sondern vielmehr eine Reise ins Glück. Dies ist der ganze Sinn und Zweck Deiner Inkarnation, nichts weniger als das. Hier und nur hier, ist es zu finden, dieses unbeschreibliche Glück, das Du so schmerzlich vermisst, in Liebe, Gnade und Barmherzigkeit.
»Alle himmlische Harmonie ist ein Spiegel der Göttlichkeit
und der Mensch ist ein Spiegel aller Wunder Gottes.«
Hildegard von Bingen
Der wunde Punkt
Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, wie wir gesehen haben, ist die Angst die Eintrittskarte in diese Welt. Obwohl sie nicht Deiner göttlichen Liebesnatur entspricht, ja, dieser diametral gegenübersteht, ist sie Dir dennoch vertrauter, als Dir lieb sein kann.
Gott ist Liebe, das ist Dir klar, so hast Du es gelernt, so glaubst und so weißt Du es. Du bist sein Kind und schon sitzt Dir die Angst im Nacken, denn nunmehr siehst Du Dich mit einem Anspruch konfrontiert, von dem Du nicht weißt, ob Du ihm jemals genügen kannst. Du willst gut sein, denn Du liebst Deinen himmlischen Vater – wie jedes Geschöpf seinen Schöpfer liebt. Aber bist Du gut? Bist Du gut genug?
Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir hier den Finger direkt in die Wunde legen, denn dies ist Dein wunder Punkt: die Angst vor Gott. Der Mensch tut naturgemäß viel, um sich dieser Angst zu entledigen und ihr zu entfliehen. So verdrängt er sie, so gut er es denn kann, und wenn all seine diesbezüglichen Bemühungen nicht mehr fruchten, dann versucht er in der Regel, sich mit Gott in irgendeiner Weise zu arrangieren. Wenn auch dies erfolglos bleibt – und das tut es immer –, dann tritt der Mensch die Flucht nach vorn an. An diesem Punkt angekommen, bittet und fleht er um Gnade und Barmherzigkeit. In seiner Unfähigkeit, das Wesen der Liebe zu erkennen, das beides nicht braucht und dennoch impliziert, tut der Mensch das Einzige, was ihm noch zu Gebote steht: Er flüchtet sich in die Liebe Gottes.
Nun liebe Freunde, wir könnten Euch an diesem Punkte sagen und zurufen: »Warum nicht gleich so?!«