Muriel Marondel

Lieber Tod, wir müssen reden


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      MURIEL MARONDEL

      Lieber Tod, wir müssen reden

       Für alle Väter und potenziellen Väter. Ihr seid wichtig.

       Und für alle Trauernden und potenziell Trauernden, also eigentlich für alle. Ihr seid nicht allein, auch wenn es manchmal so scheinen mag.

      MURIEL MARONDEL

      Lieber Tod wir müssen reden

      WARUM TRAUER VOLL OKAY IST

      Originalausgabe

      1. Auflage 2017

      © Verlag Komplett-Media GmbH

      2017, München/Grünwald

       www.komplett-media.de

      ISBN E-Book: 978-3-8312-6926-6

      Hinweis: Das vorliegende Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

      Umschlaggestaltung: X-Design München

      Lektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg

      Korrektorat: Redaktionsbüro Diana Napolitano, Augsburg

      Satz und Layout: Daniel Förster, Belgern

      Foto Titelseite: © Franz Becker

      Illustrationen: © Suzan Rinow, Les Animaux Sauvages

      eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim www.brocom.de

      Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrecht zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.

      Inhalt

      Vorwort

      30. April 2017

      Kein Geplätscher

      1. Mai 2015

      Attacke!

      Vom Sinn und Unsinn von Tapferkeitsmedaillen

      Vier Wochen später – Der Absteiger der Woche

      Einer flog übers Kuckucksnest

      Ich bin zu viel. Viel zu viel zu viel

      Was weiß ich schon von dir?

      Papa ist nun acht Wochen tot – Leer getrunkene Tassen

      Trauer ist nicht sexy

      Zwei Wochen später

      Ich wollt, ich könnt dich tragen

      Klagelied

      Milch und Honig

      Trauer ist Liebe

      Wage es, dir selbst ein Licht zu sein

      Trauer, das ist ein Berg aus Schmutz und Edelsteinen

      Trauer ist voll okay

      Trauer kommt nicht in Schablonenform

      Vom Tod meiner Texte

      Eine Annäherung

      Warten auf Cori – Wie man dem Tod ins Auge blicken kann

      Wie wir dem Tod begegnen können – Gespräch mit Cori

      Der Tod ist auch nicht mehr das, was er mal war – Sterben damals und heute

      La mer

      Von roten Abendsonnen und schönen Fingernägeln

      Alejandra – Der Tod, das muss ein Mexikaner sein

      Mindfuck – Lieber Tod, wir müssen reden

      Memento mori ’17

      Die neun Eigenschaften des Todes – Ein kleiner Exkurs in den Buddhismus

      Wurzeln re-visited – Ich schreib mir meine eigene Versöhnung

      Von der Suche nach Rauchzeichen aus dem Totenreich

      Helga, die Sternenkinder-Bestatterin

      Tanz, Trauer, Tanz!

      Zähe Tiere

      Der große Manitu

      Danksagung

      Literaturverzeichnis

      Vorwort

      »Warum gerade, du Papa?« Als mein Vater im Jahr 2013 an Krebs erkrankte, konnte ich nur erahnen, welch schwerer Weg ihm und uns in den kommenden eineinhalb Jahren bevorstehen würde. Bis zu diesem Zeitpunkt lebte ich in einer Welt, in der meine Eltern für mich unsterblich waren. Niemals hätte ich geglaubt, dass er, mein großer, starker Papa, mit Mitte 50 plötzlich am Ende seines Lebens angekommen sein würde. Seinem Tod ging eine Zeit körperlicher Qualen voraus, eine Zeit des Bangens und der Hoffnung. Als er den Kampf gegen den Krebs verlor und starb, fühlte sich das schreiend ungerecht an, und ich wurde von meinem Verlustschmerz in Tiefen gerissen, die ich niemals zuvor erlebt hatte. Auf einmal war mein geliebter Vater fort. Und er würde niemals mehr zu mir zurückkommen.

      »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte ich mich oft. Ich fühlte mich in einer Gesellschaft, in der dem Tod und der Trauer so wenig Raum gegeben wird, orientierungslos und sogar fehl am Platz. Also begann ich, mir meine Orientierung selbst zu suchen. Meine Gefühle, meine Fragen und meine Antworten habe ich in diesem sehr persönlichen Buch niedergeschrieben. Nicht als Ratgeber, denn ich glaube fest daran, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Sondern vielmehr als Begleiter, der Anstöße zum Weiterdenken und neue Blickwinkel schenken kann. Für all jene, die sich entschieden haben, sich mit dem Tod bewusst auseinanderzusetzen. Und ganz sicher auch für jene Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden. Vielleicht kann meine Geschichte eine Verbündete sein, die sagt: »Ich sehe dich. Ich kenne diesen Schmerz. Komm mit, ich erzähle dir, wie es bei mir war. Vielleicht findest du auch etwas von dir in ihr. Und vielleicht kann sie dich streckenweise sogar ein wenig tragen oder dir auf der Suche nach deinen persönlichen Antworten eine Inspirationsquelle sein. Du bist mit dem, was du fühlst nicht allein.«

      30. April 2017

      Ich habe deinen Geruch vergessen. Manchmal, da hole ich deinen Pullover aus dem Schrank und inhaliere ihn. So tief es geht, tue ich das, in der Hoffnung, ich könne dich in seinem Stoff noch einmal finden. Jetzt sind es auf den Tag genau zwei Jahre, als ich ihn zu mir nahm. Und seitdem weiß ich, dass man nichts aufhalten kann. Auch nicht das Vergessen.

      Das Licht der Sonne scheint sanft in mein Gesicht, und auf den weiten Nebelfeldern, die ich an mir vorbeiziehen sehe, drehen sich unzählige Windräder. Das, was ich sehe, mutet wie ein Sinnbild der Erfahrungen an, die ich machte – in der Zeit nach jenem Tag, an dem ich dich zum letzten Mal sah: Etwas steht ganz still, weil es muss. Und etwas dreht sich ganz schnell weiter, womöglich auch, weil es muss. Aber, was soll ich dir sagen: Die Welt von heute Morgen, die ist wieder schön.

      Die Ästhetik dieser Landschaft, von der ich nicht weiß, wo sie eigentlich genau liegt, und die Musik aus meinen Kopfhörern helfen mir dabei, mich aus dem Hier und Jetzt des Zugabteils in meine Innenwelt zu stehlen. In eine Welt, in der ich noch mit dir sprechen kann. Ich möchte die Stimme des Schaffners nicht hören, nicht einen einzigen Gesprächsfetzen meiner Mitreisenden aufschnappen müssen. Keine Banalitäten. Nur heute nicht.

      Es gibt Dinge, die hätte ich dir gern erzählt. Zum Beispiel, dass ich es mag, in Zügen zu reisen, aber nur in den schnellen. Langsamkeit ertrage ich nur schwer. Ich brauche den Rhythmus von großen