Geselligkeit und Feste – Prunkvolle Feier im Schlosspark des Perserkönigs
Erntedankfest unter Laubhütten – Das Volk feiert das Ende von Weinlese und Feldernte
Das Bad im Garten – Susanna kommt in Bedrängnis
Liebe im Garten – Erotische Pflanzenlyrik aus Israel
Endlich Ruhe! Gebet und Meditation im Garten – Jesus im Garten Getsemani
Begräbnis und Totengedenken – Maria Magdalena begegnet dem Gärtner ihrer Seele
Die menschliche Seele – ein bewässerter Garten – Was ist ein wahrhaftiger Gottesdienst?
Schwerter zu Pflugscharen – Der Frieden für die Völker geht vom Berg Zion aus
Ein Baumstumpf treibt wieder aus – Das zukünftige Friedensreich
Wasser des Lebens und Blätter der Heilung – Der Strom, der vom Tempel ausgeht
Das wiedergewonnene Paradies – Hoffnung für Israel nach der Katastrophe
Alles wird gut – Das himmlische Jerusalem
»Bin im Garten ...«
Vorwort
»Bin im Garten ...« – ein solcher Hinweis an der Haustür weckt viele Assoziationen: im Garten also? Vielleicht gemütlich auf der Bank mit einer Tasse Tee? Beim Unkrautjäten oder Umgraben? Bei der Apfelernte vielleicht oder beim Rosenschneiden? … Die Fülle der Möglichkeiten macht neugierig. Wir gehen in den Garten und schauen nach. Vielleicht können wir uns ein wenig dazusetzen, den Duft der Blumen genießen, einen Apfel probieren, ein gutes Gespräch führen.
»Bin im Garten ...« – dieser Hinweis hilft nicht nur Menschen weiter, die eine Gartenfreundin besuchen wollen. Er hilft auch Gott-Suchern. Denn wenn sie die Geschichten der Bibel lesen, können sie entdecken, dass Gott oft im Garten zu finden ist: Im Garten Eden geht er umher und ruft: »Adam, wo bist du?« Im Gelobten Land pflanzt Gott sein Volk wie einen Weinberg und lässt es erblühen wie eine Lilie. Den Garten der Liebe erfüllt Gott mit wunderbaren Düften und zeigt den Verliebten die Schönheit seiner Schöpfung. Im Garten Getsemani kämpft Gott um seine Liebe zu den Menschen. Im Friedhofsgarten begegnet er Maria Magdalena als Gärtner ihrer Seele. Im Garten des himmlischen Jerusalems am Strom des Lebens wohnt Gott bei den Menschen und wischt alle Tränen von ihren Augen. Gott ist im Garten – als Gärtner – und in jedem Samenkorn, das aufbricht, sich verwandelt und heranwächst zu einem neuen Leben. »Bin im Garten ... im Keimen, Wachsen und Blühen, im Vergehen und wieder Auferstehen!«
Wer sich auf die Spur der biblischen Gartengeschichten begibt, wird staunen, wie viel Erdverbundenheit man in der Heiligen Schrift finden kann, wie viele handfeste Erfahrungen von Gärtnerinnen, Weinbauern, Landwirten und Heilkundigen in einem Buch gesammelt wurden, das uns doch eher am »Überirdischen« interessiert zu sein scheint. Das hat seinen Grund vielleicht auch darin, dass der Garten in der Bibel ein Gleichnis für das Leben der Menschen in der Gegenwart Gottes ist. Zu guter Letzt – oder zuerst – ist der Garten in der Bibel auch ein Traum von einer Welt, wie sie sein könnte: ein Ort der Schönheit und des Friedens, der Fruchtbarkeit und des Heils und der innigen Verbundenheit alles Lebendigen.
Im Paradiesgarten
Die Tourismusbranche spricht von den »letzten Paradiesen« und lockt müde und abgehetzte Menschen auf Südseeinseln und in Bioreservate. Internetseiten versprechen unberührte Landschaften und eine artenreiche Tierwelt, saubere Flüsse und Seen, traumhafte Gärten, freundliche Menschen, Ruhe und Erholung. Einen Zipfel vom Paradies zu erhaschen, wenigstens im Urlaub – davon träumen viele Menschen. Und wirklich gelingt es manchen, für kurze Zeit im Jahr ihr kleines Paradies zu finden und daraus gestärkt hervorzugehen. Für einige ist es eine Blumenterrasse am Mittelmeer, für andere der liebevoll gehegte Schrebergarten vor der Stadt. Viele Menschen tragen darüber hinaus in sich die unbestimmte Hoffnung auf ein ewiges Leben im Paradies am Ende ihrer Tage. Diese Hoffnung wird gespeist aus ihren zeitlich begrenzten, irdischen Paradieserfahrungen und aus den Glaubensüberzeugungen ihrer Religion.
Den Traum vom Paradies gibt es bei fast allen Völkern der Erde. Als eine Urerfahrung und Ursehnsucht der Menschen scheint sich diese Vorstellung in der Seele der Menschheit festgesetzt zu haben. Dabei wird das Paradies ebenso als urzeitlicher wie als endzeitlicher Glückszustand gedacht. In vielen Religionen – so auch im jüdisch-christlichen Glauben – erscheint das urzeitliche Paradies am Anfang der Welt als ein vollkommener Garten, in dem der Mensch in der Gegenwart Gottes sorgenfrei und im Einklang mit sich und allen anderen Lebewesen zu Hause ist.
Wasserreichtum, der die Fruchtbarkeit des Gartens gewährleistet, ist ein Grundmotiv der Paradiesvorstellung, ebenso wie der Lebensbaum, dessen Früchte und Blätter Heilung, Verjüngung und Unsterblichkeit schenken. Seine Zweige gewähren Tieren und Menschen Schutz. Wasser und Baum kehren auch in den endzeitlichen Paradiesvorstellungen wieder: Am Ende der Zeit kommen Menschen zurück zum Paradiesstrom und essen an seinen Ufern von den Bäumen des Lebens und der Heilung. Sie leben in Frieden mit der Natur in Gottes fruchtbarem Garten.
Der große Gärtner
Macht und Güte des Schöpfers
»In der Natur bin ich meinem Gott ganz nahe; da habe ich das Bedürfnis, den Schöpfer zu loben für all die Schönheit und die sinnvolle Ordnung, die er geschaffen hat. Ich ahne seine Größe und Güte, wenn ich unter freiem Himmel bin, die Vögel singen höre und sehe, wie alles wächst und gedeiht.« So oder ähnlich empfinden viele Menschen. Sie erleben, dass ihnen die Natur eine unmittelbare Beziehung zu den Geheimnissen der Religion vermittelt. Hier draußen fühlen sie sich von starken und heilsamen Kräften umgeben und feiern ihren ganz persönlichen Gottesdienst. Die Vorstellung von Gott als einem großen Gärtner, der die Schöpfung wie einen riesigen Garten wunderbar angelegt hat und versorgt, kommt ihnen entgegen. Sie staunen über die Weisheit, mit der alles aufeinander bezogen ist und zusammenspielt: die Jahres- und Tageszeiten, Licht und Dunkelheit, Wasser und Land, Tiere und Pflanzen, die Fruchtbarkeit des Feldes und der Bäume und die Menschen, die mitten in diesen Garten gesetzt sind. Und sie beginnen zu vertrauen, dass die Hand eines großen Gärtners über ihnen ist, die das Chaos in seine Schranken weist, für das Wohlergehen der Geschöpfe sorgt und die Natur immer von Neuem erblühen lässt.
Der bekannte norddeutsche Maler Emil Nolde hat 1940 als über Siebzigjähriger ein Ölbild mit dem Titel »Der große Gärtner« gemalt. Dieses Bild kann als Darstellung der Personifikation