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Meeresgeschichten der Bibel


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falscher Sicherheit

       Wasser trinken oder schlecken – Gideons Heer ist zu groß

       Wasser für Verdurstende – Elischa rettet das Heer

       Am Bach – Gott sorgt für seinen Boten

       Ein Krug Wasser – Elija will aufgeben

       Am frischen Wasser – Der Herr ist mein Hirt

       Lebendiges Wasser

       Ins Leben tauchen – Jesus und Johannes der Täufer

       Wasser für die Füße – Jesus und seine Jünger

       Ertrunken – und lebendig – Durch Christus befreit zum neuen Leben

       Wasser zu Wein – Die Hochzeit in Kana

       Heilbad und Heilung – Am Teich Betesda

       Übersprudelndes Wasser – Jesus ist die Quelle des Lebens

       Ein Strom lebendigen Wassers – Das wiederhergestellte Paradies

       Epilog auf schnellen Wellenfüßen – Mast- und Schotbruch, Paulus!

       Festmachen im Hafen – Nachwort

       Reihe Biblische Taschenbücher

       Impressum

      Leinen los!

       Einleitung

      Das Meer hat viele Gesichter. Welches Gesicht es uns zeigt, hängt davon ab, von wo aus wir uns ihm nähern. Ob wir als Passagier einer Atlantikpassage oder einer Mittelmeerkreuzfahrt in unserem Decksstuhl liegen und den Komfort eines Luxusliners genießen oder als Facharbeiter auf einem Containerfrachter über die Weltmeere schippern, ob wir aus dem Flugzeug die Wasserfläche eines Ozeans überblicken oder in einem Boot auf hohen Wellen vor dem Wind segeln, ob wir am Strand stehen und den Blick in die Ferne schweifen lassen oder aber bei einem Bad in den wiegenden Wellen vor Freude lachen.

      Wellen laufen auf den Strand, eine Möwe taucht nach einem Fisch, der ihr schon bald von einer anderen Möwe streitig gemacht wird. Kinder bauen Gräben und Dämme, Fließsysteme. Am Strand stehen, die Zehen sind im Sand vergraben, der Blick geht in die Weite. Klar zeichnet sich der Horizont gegen den Himmel ab, gerade noch so ist ein Frachter zu sehen, der da draußen unterwegs ist, Ladung für irgendeinen hungrigen Hafen.

      Das Meer – Ziel unbändiger Sehnsüchte und Ursprung großer Gefahren. Jedes Jahr bevölkern sich die Strände dieser Welt mit Sonnenhungrigen, Badelustigen und Wellenreitern.

      Das Meer ist aber auch der größte Wirtschaftsweg dieser Welt. Handel und kulturelle Entwicklung in der Geschichte sind nicht denkbar ohne die Wege, die Menschen über die Meere genommen haben, um Grenzen zu überwinden und – auch geistig – über den eigenen Horizont hinauszusehen, also zu glauben, dass sie nicht gleich am Rand der Welt in den Abgrund stürzen. Regelrechte Straßen – Wasserstraßen – wurden erschlossen in der Weite des Meeres, die Nordwestpassage wurde entdeckt, Suez- und Panamakanal wurden gegraben und es wurde die Ostindienroute als einer der wichtigsten Handelswege etabliert.

      Das Meer weckt Sehnsüchte. Diese Sehnsüchte lassen sich nähren: Ob es nun Kapitän Nemo ist, unterwegs mit seinem geheimnisvollen U-Boot Nautilus, oder Kapitän Ahab auf der Jagd nach Moby Dick, dem weißen Wal – die Literaturen dieser Welt bieten reichlich Lesestoff, der die Meeressehnsucht immer wieder wie im Wellenschlag wechselnd anfacht und befriedigt.

      Ob es ein Meeresstrand von Courbet ist oder einer von Caspar David Friedrich, ob Mendelssohn-Bartholdy Goethes »Meeresstille und Glückliche Fahrt« vertont oder ob moderne Mythen wie »Titanic«, »Wilhelm Gustloff« oder »Great Eastern« in Romanen, Gedichten und Filmen verarbeitet werden, das Meer ist so etwas wie der Grund- und Urstoff unserer menschlichen Kultur.

      »Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit, des Nichts und des Todes, ein metaphysischer Traum«, schrieb Thomas Mann und beschrieb damit gleichzeitig den Rahmen des Bildes, das die Bibel vom Meer malt. Es sind zahlreiche Meere, die in der Bibel vorkommen: das Mittelmeer, das Rote Meer, das Tote Meer, das Galiläische Meer, das ist der See Gennesaret, und der Persische Golf. Dem alttestamentlichen Weltbild entspricht die Auffassung, die Erde sei völlig vom Meer umgeben.

      Meeres- und Wassergeschichten enthält die Bibel in großer Breite vom Ausbleiben des Regens bei lang anhaltender Dürre bis hin zur großen Flut, vom Verdursten bis hin zum Sattwerden am Wasser des Lebens. Zwei Aspekten des Wassers kommt in der biblischen Überlieferung besondere Bedeutung zu: dem Leben spendenden und dem Leben bedrohenden. Wasser ist die Quelle des Lebens – umso mehr in einer Region der Erde, die von Trockenheit und Dürre geprägt ist, die Region, in der die biblischen Berichte ihren Ort haben. Andererseits kennen die Menschen, von denen wir in den biblischen Berichten erfahren, das Meer als ein Leben bedrohendes Element, das die Chaosmächte repräsentiert.

      Ein Schiff wird nicht gebaut, um im Hafen zu liegen, sondern um auf die hohe See hinauszufahren. So wollen wir uns hinauswagen auf das weite Meer der biblischen Überlieferung und sehen, wohin Wellen und Wind uns führen.

      Prolog auf schwankenden Planken

       Die »Taufe« des Propheten Jona

      Das Wort des Herrn erging an Jona, den Sohn von Amittai, er sagte zu ihm: »Geh nach Ninive, der großen Stadt, und kündige ihr mein Strafgericht an! Ich kann nicht länger mit ansehen, wie böse die Leute dort sind.«

      Jona machte sich auf den Weg, aber in die entgegengesetzte Richtung. Er wollte nach Tarschisch in Spanien fliehen, um dem Herrn zu entkommen. In der Hafenstadt Jafo fand er ein Schiff, das dorthin segeln sollte. Er bezahlte das Fahrgeld und stieg ein. (Jona 1,1-3)

      Jona weiß, was er will. Er weiß wohl auch, was er soll, aber das will er nicht. Er will nicht nach Ninive, sondern er will nach Tarschisch, weit im Westen. Er hofft, dass es weit genug weg ist, um »dem Herrn zu entkommen«. In Jafo schifft er sich ein – das ist heute ein Teil von Tel Aviv – und will nach Tarschisch – eine damals berühmte Hafenstadt in der Nähe des heutigen Cadiz an der Südwestküste Spaniens. Man rechnete in jener Zeit für diese Reise einmal von Ost nach West durch das Mittelmeer ein volles Jahr. Damit hatte man dann auch schon die damals bekannte und schiffbare Welt durchquert. Einmal quer durch die Welt will Jona vor seinem Gott fliehen. In Tarschisch denkt er »dem Herrn zu entkommen«.

      Jona bricht sogleich auf, aber in die Gegenrichtung. Verstohlen schleicht er im Hafen von Jafo umher und hält Ausschau nach einem Schiff, das ihn schnell weit weg bringt. Und er findet eines. Es ist eins von den großen Tarschisch-Schiffen. Das sind hochseetüchtige Ruder-Segler, die Containerfrachter ihrer