die Meister Linji morgens gab, die Zen-Gefechte, sind in der Form von Fragen und Antworten gehalten. Am Nachmittag oder Abend gab er erläuternde Unterweisungen, erklärte das Dharma und erzählte Geschichten. Ich empfehle, zuerst diese abendlichen Vorträge (10 bis 23) zu lesen, auch wenn sie hier als Zweites präsentiert werden, denn sie vermitteln grundsätzliche Vorstellungen, die eure Praxis anleiten können. Diese Unterweisungen helfen auch, die Zen-Gefechte besser zu verstehen, die oft sehr rätselhaft anmuten mögen.
Die Zen-Gefechte haben einen satirisch-spöttischen Charakter. Einer der Sprecher hat die Rolle des Lehrers, er ist »der Gastgeber«. Der andere ist der Rolle des Schülers, das ist »der Gast«. Der Gastgeber weiß, worum es geht, und der Gast kommt, um zu lernen. Manchmal tauschen sie auch die Rollen: Der Gastgeber spielt die Rolle des Gastes, der Gast die des Gastgebers. Manchmal übernehmen auch beide die Rolle des Gastes oder des Gastgebers.
Zu Zeiten Meister Linjis war es üblich, dass ein Schüler auf den Meister zutrat, ihm von Angesicht zu Angesicht eine Frage stellte und vom Meister erfuhr, ob sein Verständnis bereits gereift war. Dies erforderte einen gewissen Mut vonseiten des Schülers. Manchmal gab es einen Sieg, manchmal eine Niederlage. Manchmal führten die Gefechte zu Zerstörung; manchmal waren sowohl Gast als auch Gastgeber siegreich.
Meister Linji versuchte nicht, seine Schüler in diesen Gefechten niederzuringen; er wollte nur ihre Tendenz zu übermäßigem Denken und Rationalisieren besiegen. Für ihn war Denken nicht gleichbedeutend mit erwachtem Verstehen. Von daher dauerten die Gefechte auch nicht lang. Der Zen-Meister musste nicht über einen längeren Zeitraum sitzen und reden. Der Schüler brauchte nur ein Wort zu sagen, und der Zen-Meister kannte dessen Geist. Der Schüler musste nur einen Gedanken aufkommen lassen, und schon ging er in die falsche Richtung. Ob er verstand oder nicht verstand, entschied sich in diesem einen Moment. Ging er in die falsche Richtung und unternahm dann eine Anstrengung, war er verloren.
In der Schule bleiben wir für gewöhnlich sitzen und heben die Hand, wenn wir eine Frage stellen wollen. Wir benutzen unseren Kopf, unseren Verstand, um eine Frage zu stellen und dafür ein wenig neues Wissen zu erhalten. Doch das ist nicht Zen. Unser Ziel ist es hier nicht, Wissen über den Buddhismus zu erwerben und anzusammeln. Es geht darum, die richtige Frage zu stellen, jene Frage, die unsere inneren Hindernisse zu zerstören vermag. Wenn wir diese Frage nicht haben, ist es besser, nicht vorzutreten. Unsere Frage sollte den Schleier der Verblendung niederreißen und uns befreien können. Vielleicht kann sie unseren Lehrer und die ganze Gemeinschaft etwas lehren. Danach hält Meister Linji Ausschau, wenn er fragt: »Gibt es irgendeinen Krieger, der auf das Schlachtfeld kommen will?«
Nachdem Sie die abendlichen Vorträge und die Zen-Gefechte gelesen haben, können Sie sich den Kommentaren und dem ergänzenden Material am Ende des Buches zuwenden, das konkrete Praxismethoden enthält. Die Übungen geben Anregungen, die Lehren in unserem täglichen Leben anzuwenden. Auch wenn der wahre Mensch jener Mensch ist, für den es nichts zu tun gibt und der nirgendwohin gehen muss, so bedarf es doch einer Menge freudvoller Praxis, nichts zu tun und nirgendwohin zu gehen.
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