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Heute: The Booty Babe ist von den Influencern der heutigen Zeit geprägt. Bei ausladenden Popos, schmalen Taillen und breiten Hüften denkt natürlich jeder sofort an den Kardashian-Clan.
»Bereits während unseres kleinen geschichtlichen Rückblicks haben wir die Schönheitsideale der Zeitgeschichte genauer unter die Lupe genommen. Wow. Mir war vorher gar nicht bewusst, wie sehr sich das Bild der perfekten Frau‹ oder des ›perfekten Mannes‹ immer wieder gewandelt hat. Und es ist spannend zu sehen, was Menschen über die Jahrhunderte alles auf sich genommen haben, um einem aktuellen Ideal zu entsprechen …«
»Schmal, groß, kurvig, kleine Oberweite, blond oder möglichst haarfrei: Es ist ja schon fast zum Schmunzeln. Kaum wurde ein sogenanntes Schönheitsmerkmal als ›das neue Ding‹ präsentiert, hat es sich auch schon wieder geändert. Ich finde das, gerade im Hinblick darauf, dass so viele glauben, sie müssten ein ganz bestimmtes Aussehen besitzen, schon fast wieder befreiend. Denn wenn man sich die Zeitgeschichte ansieht, sieht man auch: Schönheitsideale können sich ganz schön schnell ändern!«
Gibt es die »eine Schönheit« überhaupt?
Als die Journalistin Esther Honig für ihr Projekt »Before & After« im Jahr 2014 ein Foto ihres ungeschminkten Gesichts an 23 Bild-Retoucher aus 23 verschiedenen Ländern verschickte, gab sie nur eine Anweisung: »Macht mich bitte schön.«
Herausgekommen sind – und das ist im Hinblick darauf, dass wir oft meinen, es gäbe ein bestimmtes Ideal von Schönheit, schon interessant – exakt 23 Esther-Versionen. Von der Form ihrer Augen über die Größe ihrer Nase bis hin zu Kopfbedeckungen und der Farbe ihrer Haut: »Esther in Schön« war 23-mal eine andere Esther. Und obwohl die Ergebnisse nicht unbedingt die Schönheitsideale der jeweiligen Länder repräsentierten, zeigten sie doch eines: Das subjektive Schönheitsempfinden der Menschen, die sich ihres Bildes angenommen hatten, wich stärker voneinander ab, als man gemeinhin glauben würde. Es war eben nicht 23-mal ein und dasselbe Gesicht, jenes, von dem wir glauben würden, es entspräche einem vorherrschenden Ideal, sondern das Ergebnis war weitaus mehr von Unterschiedlichkeiten als von Gemeinsamkeiten geprägt. In Hinblick auf die oben genannten »schönen Fakten« ist es also durchaus interessant, genauer zu beleuchten, wie sehr man diesen großen Begriff »Schönheit« eigentlich objektiv bewerten kann.
Eines vorweg: Obwohl die Frage danach, was schön ist, den Menschen durch alle Zeiten hinweg in der Philosophie, in der Kunst und eben auch in der Wissenschaft beschäftigt hat, gibt es darauf auch heute noch keine einheitliche Antwort. Was es schon gibt, sind Versuche. Versuche, sich der Schönheit philosophisch anzunähern, sie in Worten, Musik oder Gemälden festzuhalten oder zu umschreiben, aber auch, sie an wissenschaftlichen Paradigmen zu messen.
Ist Schönheit also doch alles, was man mit Liebe betrachtet? Das mag sich sehr romantisiert und idealistisch anhören, ist aber von einem philosophischen Standpunkt ziemlich folgerichtig. Denn der, der Schönheit aus seinem eigenen Empfinden heraus definieren will, gerät schnell in Erklärungsnot, wenn es darum geht zu erklären, anhand welcher Faktoren er etwas als schön bezeichnet. Wie will man etwas, das so stark von unserem subjektiven Empfinden abhängt, auf ein einfaches Muster herunterbrechen?
Wer die Farbe Rot liebt und sie als schön empfindet, der kann wahrscheinlich nicht aus dem Stegreif erklären, welche Prägung ihn dazu veranlasst hat, eben besonders auf die Farbe Rot zu stehen. Er findet Rot einfach schön und wird wahrscheinlich nicht verstehen können, warum die beste Freundin wiederum behauptet, die neuen roten Schuhe seien, die Farbe betreffend, potthässlich. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Über Schönheit demnach wohl auch nicht.
Trotzdem: Wem die Faktoren ständig von außen vorgegeben werden, so, wie es in der Mode beispielsweise geschieht, der weicht eventuell von seinem persönlichen Verständnis von Schönheit ab. Wenn dir 10, 100 oder 10.000 Leute wiederholt erzählen, dass nicht Rot, sondern Grün die schönste aller Farben sei oder dass Grün viel schöner sei als Rot, dann beginnst du vielleicht zu glauben, mit deinem Farbgeschmack sei irgendetwas nicht in Ordnung. Oder du fängst an – um wieder auf unsere Körperideale zurückzukommen –, eine Körperform, die du eigentlich ganz okay findest, in Zweifel zu ziehen, weil sie von außen als »nicht schön« oder nicht »schön genug« bewertet wird. Selbst wenn man die aktuelle Mode oder die zur Zeit vorherrschenden Ideale als Schönheits-Bewertungskriterien hinzuzieht, wird man schnell feststellen, dass sie – weil sie eben nur aktuell sind – nicht als ein für alle Zeiten geltendes Ideal zu verstehen sind. Ideale sind immer an Zeiten gebunden, und die Zeit unterliegt immer dem Wandel und ist eben nicht konstant.
Was wir in der Modeindustrie oder den Medien heute als in bzw. schön empfinden, ist morgen vielleicht schon wieder weg vom Fenster oder wurde durch ein neues Ideal ersetzt.
Aber kann man abseits der subjektiven Empfindung von Schönheit nicht doch irgendwie feststellen, welche schöne Esther die schönste der schönen Esthers ist?
Die Naturwissenschaft versucht, das Thema Schönheit greifbarer zu machen, indem sie sie auf bestimmte äußere Merkmale und Formen reduziert. Hierzu gab und gibt es immer wieder Versuchsreihen. Und die Ergebnisse sind – so wie die Schönheit wohl auch – unterschiedlich.
Ein Team aus Wissenschaftlern aus Kanada will zum Beispiel festgestellt haben, dass es so etwas wie die »goldenen Zahlen« der Schönheit gibt. Für diese Studie wurde Teilnehmern mehrmals ein und dasselbe Frauengesicht vorgelegt, und die Abstände zwischen Mund, den Augen und den Ohren wurden jeweils modifiziert. Alle Teilnehmer – Achtung, hier wird es mathematisch – werteten das Gesicht, bei dem der Abstand zwischen Augen und Mund genau 36 Prozent der Gesichtslänge ausmachte und in der Waagrechten zwischen den Augen genau 46 Prozent der Gesichtsbreite lagen, als besonders schön. Der ein oder andere mag jetzt nervös zum Lineal greifen, um seine Gesichtsabstände zu messen, darf das Ganze aber getrost wieder vergessen.
Die Tatsache, dass das Gesicht einer »Bilderbuchschönheit« wie Angelina Jolie weder senkrecht noch waagrecht die Abstände 36/46 besitzt, zeigt, wie relativ auch diese Ergebnisse in Bezug auf die eine, auf die wahre Schönheit sind. Angelina Jolie zumindest wird wohl kaum in Tränen ausbrechen, weil ihr Gesicht, rein wissenschaftlich betrachtet, wenig mit den goldenen Zahlen der Schönheit zu tun hat.
Diese Ergebnisse besagen, dass die Schönheit, die wir messen können, meistens einem Durchschnittswert entspricht. Häufig wurde festgestellt, dass das Durchschnittliche als schön bewertet wurde. Eine Erklärung hierfür ist, dass das Gehirn die vielen wahrgenommenen Gesichter filtert und sozusagen einen »Durchschnittswert« errechnet. Schön ist, wenn man sich die Computer-Dummies der schönsten Gesichter aus Testreihen einmal ansieht, meist ein absolutes »Normalo-Gesicht«.
Weitere Forschungsergebnisse wiederum sagen, dass Gesichter auch nicht allzu symmetrisch sein sollten und dass leichte Abweichungen – das, was uns einzigartig macht – als besonders interessant und somit auch schön wahrgenommen werden.
Cindy Crawfords Gesicht ist leicht asymmetrisch, ihr Muttermal und ihre Gesichtszüge faszinieren Menschen und haben sie zu einem der Supermodels der vergangenen 30 Jahre gemacht. Im körperlichen Bereich wird Schönheit also oft mit Proportionen und Symmetrien gleichgesetzt. So gelten angeblich Frauenkörper, die einen Taillen-Hüft-Quotienten von 0,7 haben, also eine schmale Taille und ein breiteres Becken, als besonders anziehend auf Männer – ungeachtet ihrer Körperfülle und ungeachtet der Herkunft der Männer. Dies deutet für Forscher auf eine Präferenz hin, die genetisch vorgegeben ist und dem Erhalt unserer Spezies dienen soll. Also: Breites Becken ist gleich Gebärfreudigkeit. Dass das rein biologisch natürlich Quatsch ist und auch Frauen mit schmalen Hüften Kinder bekommen, ist allseits bekannt.
Eine Testreihe mit eineiigen Zwillingen hat ergeben, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. In einer Studie der Harvard University wurden 534 eineiige australische Zwillingspaare