auf der Suche nach einer Frau. Im ersten Stock werden Frauen angeboten, die gut aussehen. »Das ist mir doch ein bisschen zu wenig«, denkt er und geht weiter in den zweiten Stock.
Hier gibt es Frauen, die gut aussehen und Spaß an Sex haben. »Super, hier bin ich richtig«, weiß er und sucht sich seine Frau aus. Beim Bezahlen an der Kasse erfährt er: Noch kein Mann ist höher als bis zum zweiten Stock gefahren. Jeder wurde hier fündig.
Lachen Sie? Oder finden Sie die Pointe eher traurig? Sind wir Frauen nur Zicken, die sich anstellen oder bitten lassen wollen?
Der Witz offenbart die Diskrepanz zwischen weiblicher und männlicher Sehnsucht. Denken Männer tatsächlich nur an Sex? Brauchen Frauen wirklich »so viel«, damit sie sich mit Männern gut fühlen? Vielleicht ist es nicht so sehr die Anspruchshaltung »Da geht noch etwas«, sondern die Erkenntnis »Da fehlt noch etwas!«.
Ich behaupte: Ja, es fehlt etwas, und zwar der respektvolle Umgang miteinander auf Augenhöhe – auch beim Sex. Gerade in der Liebe, bei der ich mich schutzlos fallen lasse. Vielleicht würden Männer sofort gekauft, wenn sie Frauen hier einen sicheren und respektvollen Raum anbieten würden?!
Meine sexuelle Reise – Subjekt oder Objekt?
Ich war 15 Jahre alt, als ich das erste Mal Liebe machte. Ich sage bewusst »Liebe machte«, denn so war es. Wir waren fast ein Jahr miteinander gegangen, wie man damals so sagte, waren sehr ineinander verliebt und gaben uns Hoffnung. Trotz aller Schwierigkeiten hielten wir zusammen. Wir lernten uns in der Schule kennen: ich eine Tochter aus einem sehr konservativen Elternhaus, er ein Junge, der ohne Vater aufgewachsen war und in linken Kreisen verkehrte.
Als wir »es« das erste Mal ausprobierten, drang sein Penis sanft in mich ein und lag einfach eine Weile da. Dank des ausführlichen Petting, das wir uns wochenlang geschenkt hatten, hatte ich keine Schmerzen, und mein Jungfernhäutchen war wahrscheinlich schon vorher gerissen. Schließlich bewegte er sich sanft in mir. Es machte ihn glücklich, und mich machte glücklich, dass er glücklich war.
Ich war nicht darauf aus, einen Orgasmus zu erleben. Ich wusste gar nicht, was das Wort bedeutet. Unerfahren, wie ich war, fehlte mir nichts.
In den nächsten Wochen und Monaten verfeinerten wir unser Liebesspiel, und nach vielleicht vier Monaten hatte ich das erste Mal einen Orgasmus. Es ist schwer, einen Orgasmus zu beschreiben, aber du bist dir ganz sicher, wenn du einen erlebt hast.
Noch heute kann ich mich genau an den Moment erinnern. Es war im Frühling, und wir lagen im Wald auf weichem Moos, halb bekleidet. Der Duft des Waldes, das helle Grün der jungen Blätter, das Zwitschern der Vögel – alles verschmolz zu einem bleibenden Eindruck. Wie ein strahlender Diamant prägte dieses Erlebnis meinen Körper und meine Gefühle. Es ist die Grundlage, auf der all meine sexuellen Erfahrungen gewachsen und gediehen sind.
Ich habe mich oft an diesen Augenblick und an diese Zeit in meinem Leben erinnert. Wenn ich meine sexuelle Initiation mit vielen Eindrücken von Freundinnen vergleiche, dann bin ich dankbar, weil ich meine ersten sexuellen Erfahrungen getragen von Liebe und Vertrauen machen durfte, mit einem Partner, der fast genauso jung und unerfahren war wie ich. Wir waren beide füreinander der und die Erste und eine große Liebe. Wir bewegten uns auf diesem Feld, trotz der vielen Ängste und Unsicherheiten, behutsam vorwärts.
Trotzdem ging diese Beziehung zu Ende, und im Laufe meines Lebens wechselten die Partner. Ich bekam Kinder. Mein Bedürfnis nach Sex war immer groß, die Lust hatte sich mir im Wald erschlossen.
Es gab eine Zeit, da dachte ich, ich sei eine Nymphomanin. Als einmal mein Partner vier Wochen auf Reisen war, wusste ich nicht, wie ich diese Zeit überbrücken sollte.
Bis zu meinem 45. Lebensjahr hatte ich meistens befriedigenden Sex, einen Orgasmus. Sobald der Sex nicht mehr stimmte, stellte ich die Beziehung infrage. Heute würde ich das anders machen.
Als sich nach insgesamt 30 Jahren Beziehungserfahrung eine Partnerschaft löste, beschloss ich, das erste Mal im Leben alleine zu bleiben.
In diesen Jahren lernte ich viel über mich. Ich begann, mit dem Wasserstrahl der Dusche zu spielen, um mich zu erregen und zum Orgasmus zu bringen. Zu Vibratoren hatte ich eine gehörige Distanz, zu fremd, zu mechanisch. Hier im Wasser erlebte ich meinen ersten klitoralen Orgasmus. Ich spürte, wie ich die sexuelle Energie, ohne sie zu entladen, in mir aufsteigen lassen konnte, sodass sie mir den gesamten Tag noch zur Verfügung stand.
Wenn ich jetzt hier sitze und schreibe und meine Aufmerksamkeit auf meine Klitoris richte, spüre ich, wie ein Strom von süßer Energie meine Vagina und meinen Damm berührt und in meinem Körper aufsteigt. Sensationell ist das!
Genauso wie der Orgasmus im Wald mit meiner ersten großen Liebe, fand mich mein erster Orgasmus, den ich mir selbst schenkte, ohne dass ich ihn suchte. Ausgelöst durch zarte Wogen, überlief meinen Körper der Schauder, mein Becken zog sich zusammen, und dann verströmte ich mich.
Ich spielte mit Wasser und dem Strahl der Dusche. Anfangs beschleunigte ich den Orgasmus, indem ich Pornofilme vor meinem inneren Auge ablaufen ließ. Aber mehr und mehr konnte ich mich der Führung meines Körpers hingeben und mich überfluten lassen. Oder aufhören, ohne dass es zum Orgasmus kam, wohl wissend, dass die Erregungsenergie mir im Laufe des Tages von Nutzen sein würde. Manchmal kam es dann zu Orgasmen in unerwarteten Augenblicken, die ekstatisch durch meinen Körper fluteten.
Ich war – und bin – damit glücklich. Ich habe einen wichtigen Teil meines Körpers für mich entdeckt und erweckt. Er gehört nur mir, und ich bin von keinem anderen Menschen und dessen Lust abhängig. Jederzeit kann ich mein Lustzentrum aktivieren und mich mir hingeben. Ich liebe mich.
In einem Urlaub begegnete ich einer Frau, die seit ihrer Kindheit fast taub, aber nicht stumm ist. Deshalb kann sie ihre Worte nicht perfekt artikulieren, es klang für mich ungewohnt. Ich redete länger mit ihr. Sie, die diese nach meiner Meinung gravierende Einschränkung hat, sagte: »Unser Körper ist eine Sensation! Was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können, ist fantastisch! Berühren wir nur unsere Haut, die ja unser größtes Sinnesorgan ist: ein Wahnsinn! Alles, was wir durch andere bekommen, ist Zubrot.«
Die Erfahrung des klitoralen Orgasmus war ein wichtiger Schritt auf meinem Weg zu mir. Wen verwundert es, dass ich so spät diese Erfahrung gemacht habe: Ich habe die frauenbewegte Zeit verschlafen, und zwar in Betten mit Männern, die auch nicht genug darüber wussten. Während der Feminismus über klitorale Orgasmen sprach und schrieb, beschäftigte ich mich mit Mann und Kindern.
Mein Partner nach der längeren Single-Pause war ein Mann mit Tantra-Erfahrung. Aufregend und schön! Wollüstig!
Gemeinsam besuchten wir ein Tantra-Seminar. Ich war aufgeregt und begierig, Neues zu lernen. Durch das Lieben mit ihm und durch das Seminar vertieften sich meine Fähigkeiten, auch während des sexuellen Zusammenseins ruhig und achtsam zu bleiben. Mein Partner zügelte mich oft, und so lernte ich, innezuhalten und nur wahrzunehmen, auch wenn das manchmal kaum auszuhalten war, weil ich auf der Welle dem Orgasmus entgegenritt. So erlebte ich vielfarbige Orgasmen, genoss mich und ihn, gab mich hin und verschmolz.
Und wieder sind da der Duft des Waldes, seine Farben und das Zwitschern der Vögel …
Heute erlebe ich manchmal vaginale, sogenannte G-Punkt-Orgasmen, oft klitorale Orgasmen, manchmal gar keine Orgasmen (und es ist trotzdem sehr schön) und gemischte Orgasmen – je nachdem, was gerade an meiner inneren Tür klopft. Es gibt in mir kein Streben nach etwas Bestimmtem, es gibt nur die Hingabe an den Augenblick, alleine oder gemeinsam.
Und immer mehr erlebe ich das, was ich für mich alleine entdeckt habe, auch zu zweit. Der Orgasmus steigt in mir auf, da ist eine Süße und ein Leuchten in mir, das sich auch auf meiner Haut ausbreitet. Stille, kein Bewegen – ein innerer Orgasmus. Mit einem Partner, der das ebenso genießt.
Bei einer Yoni-Massage erfuhr ich, dass es einen weiteren interessanten Bereich in unserer Vagina gibt: den A-Punkt. Es ist ein Bereich nahe dem Muttermund, näher am Muttermund als am G-Punkt gelegen (eigentlich »G-Zone«, d.h. »Gräfenberg-Zone«, benannt nach dem Gynäkologen Ernst Gräfenberg, oder auch »Göttinnen-Zone«). Ich bin sicher, dass die zarte Stimulation