Patrick Freudiger

Das Phönix-Prinzip


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      Als ich im November letzten Jahres Patrick Freudigers Anfrage zu einem Experteninterview zum Thema Leadership im Zusammenhang mit seinem Buchprojekt erhielt, freute ich mich über die Gelegenheit, ausführlich über ein Thema zu sprechen, dem Zeit meines Lebens mein reges Interesse gilt und das mich immer wieder von Neuem fasziniert und gerade in Zeiten von Umbrüchen und Diskontinuitäten entscheidend wichtig für Erfolg ist.

      Warum ist Führung ein Thema, das sich nicht erschöpft? Wie kommt es, dass mir dieses Thema immer wieder neue Einsichten offenbart? Schon seit meiner Kindheit begeisterten mich Menschen mit starker Ausstrahlung und Wirkungskraft. Es inspiriert mich, wenn Menschen mit ihrem Charisma andere dazu bringen, ihnen zu folgen, um gemeinsam zu neuen Grenzen und damit auch zu Abenteuern aufzubrechen. Aus dieser Faszination entstand mein eigener Wunsch, auch diese Dynamik, diese Verantwortung anzustreben und somit Gestaltung aktiv bewirken zu können.

      Ich sehe Führung auch als eine Pflicht gegenüber der Gemeinschaft. Wenn man über Führungswillen und -kompetenz verfügt, ist es wichtig, dies mit einer gesellschaftlichen »licence to operate« auch zum Wohle aller Stakeholder zu tun.

      Doch wann tritt Wirkung ein, wann ist Führung relevant und wie unterscheidet sie sich von bloßem Aktivismus? Es ist nicht allein die Quantität, die längerfristig Wirkung schafft, das was allgemein mit »Purpose« umschrieben wird. Es ist etwas, das mit Veränderung zu tun hat und aus dem man nachhaltige Erfolge schafft.

      So kann es vorkommen, dass im Zuge des Wandels einst erfolgreiche Führung versagt und zum Misserfolg wird, auch das liegt im Wesen der Natur von Führung. Zur Adaption gehört zu erkennen, wo Grenzen liegen, sei es auf der Ebene von Fachwissen, gesellschaftlicher Kodizes oder in der Divergenz von Werten zwischen Führungskraft und gelebter Unternehmenskultur. Anspruch auf dauerhaften Erfolg gibt es bei Führung nicht, auch sie unterliegt durchaus einer »Biokurve« – mutiges Adaptieren ist das einzig Beständige hierbei.

      So habe ich im Laufe meiner Karriere erkannt, dass die einzig erfolgreiche Führung die situative Führung ist. Mitarbeitende, Aufgaben und Projekte müssen in den richtigen Kontext eingeordnet werden. Führungskräfte, die das verstanden haben, die in der Lage sind, Situationen und Mitarbeitende richtig einzuschätzen, und ihr Führungsverhalten dementsprechend modifizieren, sind Führungskräfte, die dann auch etwas bewirken können. Es liegt nicht an den vielen Arbeitsstunden pro Woche, die Wirkung erzielen. Es liegt an der Kontinuität, sich immer wieder mit den Dynamiken auseinanderzusetzen.

      Eine Führungskraft, die situativ führt, ist präsent und verfügt über