Nachhaltigkeit angestoßen.
www.clubofrome.de/clubofrome.
Der Club of Rome hatte, wenn schon nicht die Welt, dann zumindest die Fachwelt aufgerüttelt. Was folgten, waren Jahrzehnte der Konferenzen und Willensbekundungen – viel zu lange allerdings ohne konkrete Ergebnisse.
Klimakonferenzen
Sieben Jahre nach der Veröffentlichung der »Grenzen des Wachstums« fand 1979 in Genf die erste Weltklimakonferenz statt. Einberufen von der Weltorganisation für Meteorologie wurden erstmals klimarelevante Themen auf UN-Ebene diskutiert. In größeren und kleineren Abständen von oft einigen Jahren gab es in Folge etliche internationale Nachfolgekonferenzen – jahrzehntelang allerdings, ohne dass konkrete Maßnahmen beschlossen worden wären. Erst 2015 wurde in Paris die gemeinsame Verantwortung wahrgenommen und schon lange beschlossene prinzipielle Übereinkommen endlich in klare und messbare Klimaziele »übersetzt«. Die drei übergeordneten Ziele des Klimaabkommens von Paris:
Die Erderwärmung muss im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad, nach Möglichkeit 1,5 Grad Celsius, begrenzt werden.
Als gleichberechtigtes Ziel zur Reduktion der Erderwärmung wurde die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel definiert.
Finanzmittelflüsse müssen mit den Klimazielen in Einklang gebracht werden.
Mit dem dritten Ziel ist seit 2015 explizit und zum ersten Mal also die Finanzbranche im Spiel, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Aber nicht nur die Pariser Klimaziele brachten Schwung in die Debatte, auch die ebenfalls im Jahr 2015 postulierten Sustainable Development Goals (SDGs) mobilisierten die Finanzwelt.
Die 17 Sustainable Development Goals
Die 2015 verfassten 17 Sustainable Development Goals (SDGs) sind eine Erweiterung der 2000 formulierten acht Millennium Development Goals (MDGs).
Millennium Development Goals (MDGs)
Mit den acht MDGs wurden konkrete Ziele ausformuliert und mit eindeutigem Zeithorizont – bis 2015 – versehen. Die Ziele lauten:
Bekämpfung von Hunger und Armut
Schulbildung für alle
Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen
Senkung der Kindersterblichkeit
Verbesserung der Gesundheit von Müttern
Bekämpfung von schweren Krankheiten wie Malaria und HIV
Ökologische Nachhaltigkeit
Aufbau und Stärkung der globalen Zusammenarbeit
Während die MDGs die Armutsbekämpfung im Globalen Süden und damit einen eindeutigen sozialen Schwerpunkt hatten, wurden die 15 Jahre später verfassten SDGs wesentlich breiter aufgestellt. Ein Grund dafür war sicher, dass viele der ambitionierten Ziele der MDGs bis 2015 unverwirklicht geblieben waren. Zudem wurde Kritik geäußert, dass sich die MDGs vor allem auf den Globalen Süden bezogen. In Folge fühlten sich etliche Industrieländer offenbar nicht ausreichend in die Pflicht genommen und kümmerten sich zu wenig um deren Zielerreichung. Die Sustainable Development Goals wurden daher umfassender und mit globalem Anspruch formuliert und bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Zuge der Agenda 2030 beschlossen.
Im September 2015 unterzeichneten 193 Mitgliedsstaaten bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen am UNO-Nachhaltigkeitsgipfel in New York eine Partnerschaft für Frieden, Wohlstand für alle Menschen und für den Schutz der Umwelt und des Klimas: die Agenda 2030. Mit der Unterzeichnung wurden erstmals global gültige Nachhaltigkeitsziele, die 17 Sustainable Development Goals (SDGs), beschlossen. Die Agenda 2030 bietet damit Leitlinien für nachhaltige Entwicklung auf wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ebene an und baut auf dem Prinzip auf, alle Menschen miteinzubeziehen.
Den Kern der Agenda bilden die 17 SDGs mit ihren insgesamt 169 Unterzielen.
Armut beenden
Kein Hunger
Gesundheit und Wohlergehen
Hochwertige Bildung
Geschlechtergerechtigkeit
Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Bezahlbare und saubere Energie
Menschenwürdige Arbeit und nachhaltiges Wirtschaftswachstum
Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Ungleichheit verringern
Nachhaltige Städte und Gemeinden
Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen
Maßnahmen zum Klimaschutz
Leben unter Wasser
Leben an Land
Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
17 Ziele mit 169 Unterzielen sind ohne Zweifel ein guter und wichtiger Schritt, wirklich spannend wird es aber erst, wenn man sich ansieht, wie die Agenda 30 tatsächlich in konkreten Vorhaben umgesetzt wird. Die Plattform SDG Watch Europe bietet dabei Unterstützung. Sie ist ein Zusammenschluss von zivilgesellschaftlichen und gemeinnützigen Organisationen, die sich gemeinsam für eine ambitionierte Umsetzung der Agenda 2030 und die Erreichung der darin enthaltenen 17 SDGs einsetzen. In dem aktuell 20 Länder umfassenden Netzwerk finden sich Berichte aus Deutschland und Österreich (siehe unter www.sdgwatcheurope.org/
).
Die Schweiz geht diesbezüglich ihren eigenen Weg, aber auch die Eidgenossen dokumentieren ihre Fortschritte: www.eda.admin.ch/dam/agenda2030/de/documents/laenderbericht-der-schweiz-2018_DE.pdf
.
Alle in den SDG-Watch-Berichten dargestellten Initiativen sind wichtige bedeutende gesellschaftspolitische Signale, die wenigsten haben allerdings unmittelbar einen Konnex mit der Finanzwelt. Da die Agenda 2030 aber auch finanziert werden muss, wurde mit Sustainable Finance ein konkretes Instrumentarium »erfunden«.
Sustainable Finance
2030 kommt rascher, als man denkt, und ein konkreter Maßnahmenkatalog ist ein Gebot der Stunde. Nachdem die EU-Kommission als ersten Schritt im März 2018 den »Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums« veröffentlicht hat, hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schon im Dezember 2019 – elf Tage nach ihrem Amtsantritt – den »European Green Deal« ausgerufen.
Der European Green Deal ist der Fahrplan Europas für mehr Nachhaltigkeit mit dem ehrgeizigen Ziel, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Welt zu werden. Branchen- und sektorenübergreifende Maßnahmen sollen dazu beitragen, innovative und ressourceneffiziente