Hardy Klemm

Der Sonnensturm Teil 1 Energiekrieg


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      Das konnte sein Schiff nicht. Das Problem daran war, dass die Antennenanlage des Bunkers atomisiert worden war. Diese Nachrichten waren über unterirdische Leitungen von verschiedenen Bunkern auf dem Land gekommen. Die Positionen jener Anlagen waren nirgends verzeichnet. Diese Frage konnte nur ein riesiger Klotz namens Seneca, nach dem Indianerstamm benannt, beantworten. Seneca war ein Kampfcomputer, ein Supercomputer.

      Martin begriff nur langsam seinen Zweck, viele lange englische Wörter behinderten ihn. Viele Pläne, auffallend viele Pläne, wahrscheinlich zum Reparieren, sollten Licht ins Dunkel bringen.

      Martin: Quantum Matrix Ordinator.

      Ein scheinbar ganz und gar nicht primitiver Quantencomputer. Er war nicht wirklich ein Kampfcomputer.

      Lächelnd übersetzte sich Martin nochmals den Grund für den 204 Milliarden Dollar teuren Bau. In dieser Zeit war der Geheimdienst anscheinend etwas überfordert; superparanoide Theorien aufgrund von zu vielen Schätzungen, Vermutungen und Informationen. Auch Werbung wurde von der CIA aufs Korn genommen. So schlussfolgerte man aus dem Aussehen eines neuen Spielzeuges, dass Mali heimlich einen eigenen Panzer entwickelte. Nur aus der Form!

      Martin: Gute Arbeit!

      Aber was das Ding noch alles können sollte! Daten in sofortige Angriffs- und Verteidigungsempfehlungen umwandeln, riesige Informationsmengen schnell bewältigen, Desinformationen ausfindig machen, feindliche Bewegungen vorausahnen, also logische Züge eines ganzen Staates und einer Armee, sich selbsttätig Informationen beschaffen, Anpassungen aller Art und Truppenbewegungen koordinieren. Darüber hinaus fraß er noch eine Menge Energie. NORADs Anlage wurde schließlich von einem kleinen Atomkraftwerk betrieben, wahrscheinlich Senecas Schuld. Er war noch nicht völlig betriebsbereit und arbeitete trotzdem, weil Ingenieure oder Informatiker alles überbrückten, was fehlte. Die Teile waren in verschiedenen Stützpunkten und Laboratorien.

      Martin: Den bau ich ein.

      Dieser Computer war für einen Hartz-IV-Empfänger einfach viel zu teuer, um ihn verkommen zu lassen. Seneca könnte seiner Maschine einen Namen geben, Satelliten steuern, um Menschen zu finden, und die Drohne lenken. Denn eine KI wie aus Terminator war das nicht, Seneca bekam einen Aufgabenbereich und organisierte ihn selbständig. Der Bastelfreak fing an zu träumen.

      Martin: Ein vollautomatisches Bauprogramm.

      Theoretisch möglich, er würde zwar nicht immer das erhalten, was er wollte, aber es würde seinen Zweck erfüllen. Erst einmal mussten die fehlenden Teile ausfindig gemacht werden, das Überbrücken war nicht akzeptabel.

      Die Pläne im Bunker mussten kopiert und umgesetzt werden, denn die teilverschlüsselte Version bot nur wenige Anwendungen. Es war in Berichten festgehalten worden, dass die Verschlüsselung das Letzte war, was diese Maschine erlebte. Sie hatte ohne diese ihre Aufgaben zur Zufriedenheit aller erledigt, welche das waren, war allerdings geheim. Das Praktischste war, dass alle Pläne auf militärischen Datenspeichern gespeichert waren. Nach dem Bau eines Lesegerätes für diese und dem Umschreiben der leicht veränderbaren Holzbearbeitungsprogrammen übertrug man die Pläne beschwerdefrei auf den Computer des Schiffes.

      Der Gedanke, jede Kleinigkeit der Pläne von Hand in die Maschine ohne Namen einzugeben war so unangenehm, dass alles automatisiert wurde. Ein weiterer Grund war, dass Fehler ausblieben, bis auf jene, die sich ergaben, weil man die Pläne in der falschen Reihenfolge überspielte. In den langen Perioden des Ladens und Umsetzens dachte Martin an den Krieg. Es war nicht herauszufinden, wieso er begonnen hatte, der Computer hatte keine Kontrolle über die Waffen. Alle taten ja irgendwie das Gleiche. Vor der Schlacht lagen die zwei später mit Langstreckenraketen versenkten Flotten vor Japan. War das nicht verdächtig? Viele Mutmaßungen, es war wie ein Krimi, bei dem keine Schulterblicke aufkamen. Martin gewöhnte sich so an die neuen Räume mit der neuen Einsamkeit.

      Die Systeme des Bunkers sollten wieder anspringen, vollständig, da man so die verbliebenen Antennen aufspüren konnte, die zur Satellitensteuerung dienen konnten. Martin war in dieser Zeit gut beschäftigt. Der Computer erforderte eine Vergrößerung des Schiffs, nicht nur, damit der Klotz überhaupt hineinpasste, sondern auch, damit genügend Energie erzeugt wurde. Martin war mit der Zeit dahinter gekommen, dass ein größeres Schiff eine höhere Spannung lieferte, aber die wirkliche Macht seiner Entdeckungen zu erkennen war keinesfalls Martins Stärke. Er hatte fast alles ins Feld geführt, um dies zu tun: Dunkle Materie und Punktsingularitäts-Projektoren, also künstliche schwarze Löcher, Materie-Kollabierer, erfolglos. Da die Unterhaltung fehlte, streichelte er die Fische und jagte Kakerlaken, da das Heimkino mit den Plänen des hochkomplizierten Seneca ausgelastet war. Er wurde richtig heimisch, von dem anfänglichen Überlebensinstinkt war er ja nicht getrieben.

      Die Arbeiten an einer ovalen Drohne gingen trotzdem schnell voran. Sie sollte sich nur zur Antenne entfalten und das von den Chinesen atomisierte Exemplar ersetzen. Er lief zur Stelle, an der der Antennenmast stehen sollte, und war scheinbar jetzt auch an die Strecken durch die Todeszone gewohnt, da Martin die Sonde mit beiden Händen trug. Mulmig war ihm trotzdem. Es war schön, wie das blaue Ei zur Antenne wurde, noch schöner war es, wie nach dem Anschließen der Anlage die Bildschirme auf der Kommandoebene die Satellitenpositionen anzeigten. KAP, SAR 6 und das uralte SAR-Lupe-System waren sein. Martin brauchte Seneca, um sie zu steuern, aber es war schön, dass sie überhaupt noch funktionierten. Sie hatten eine beeindruckende Leistungsfähigkeit.

      Kaum wurde nach Seneca verlangt, stellte das Bauprogramm die Arbeit ein und die Zeit der Ruhe war vorbei.

      Eine Schrift auf dem Bildschirm meldete sich.

      Seneca: Reparaturprogramme fehlen, System arbeitet nicht optimal, Optimierungsprogramme fehlen.

      Herr Bretz wurde regelrecht zum Angestellten des Computersystems, das einfach nur nervte. Bedienen ließ es sich kaum. Offenbar hatte der Bauplan ein Eigenleben, der Bedienfehler verhindern sollte, und Martin hatte nur die Teile kopiert, die nervten, alles andere schien zu fehlen.

      Das einzig Positive daran war, dass die Orte und die genaue Beschreibung der Baugruppen gleich mit angeben wurden. Sie mussten nur noch abgeholt werden. Seneca hatte acht Prozent seiner Leistung, wenn er abgeschaltet war, und er bediente bereits alles, was Martin aufbot und optimierte es natürlich. Fließend Wasser und Luftfilter, Aquarienfutter und Küche mit Gasherd. Auch die Drohne steuerte er.

      Neun Tage, und der schwebende Palast war fertig. Die ständigen Fehlermeldungen konnten auch nicht länger ignoriert werden, irgendwie bestand der Großteil der Arbeit des Angestellten aus dem Klicken des OK-Buttons.

      Das Schiff erhob sich, um sämtliche Stützpunkte und Labors abzufliegen, da Seneca und Martin beide Dauernörgler waren.

      Im neutronisierten und halb abgebrannten Miami wartete ein neuronales Interface, mit welchem sofort geübt wurde. Informatiker würden auf Extremitäten verzichten für eine solche direkte Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.

      Martin: Nie wieder tippen!

      Er war mittlerweile zwar schon besser geworden, allerdings war das nur die Verbesserung vom System Adler – zweimal gucken, einmal hacken, Zweifingersuchsystem.

      So träumte er, es hätte ausgedient. Robotik und Kybernetikprogramme überspielte man zusätzlich.

      Martin: Rennen besteht aus sich so weit wie möglich nach vorne lehnen, ohne umzufallen, lustig!

      Hier kam auch der Gedanke auf, Seneca zum Robo-Butler aufzurüsten, als er den Robo-Koch so betrachtete. Diese und weitere Arbeitsgerätschaften fanden sich im Nebengebäude, das kein Dach mehr hatte.

      Martin: 8250 Rezepte, der E-Koch?

      Beim Betrachten der Pläne und der dreiarmigen Tonne wurde ohne nachzudenken geklaut. Auf der großen Einkaufstour gab es noch jede Menge Mist, der mit musste. Die nächste Station war Sun City, dort warteten unglaublich nutzlose Anti-Viren-Programme, die Seneca verlangte, um gegen Computerangriffe gewappnet zu sein, von wem sie auch immer kommen mochten. Ein Fehler-Bildschirm weniger. Las Vegas traf man viermal.

      Martin: Man, muss der Strip geleuchtet haben.

      Auf