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Jahrbuch der Baumpflege 2021


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Sachverständigenbüro für urbane Vegetation in Bochum und bearbeitet schwerpunktmäßig Fragestellungen zum unterirdischen Teil von Bäumen. Er ist u. a. Mitglied der Arbeitskreise „Baumpflanzungen“ und „Baumschutzfachliche Baubegleitung“ der FLL, hat an der Erarbeitung von „Hinweisen zu einer naturverträglichen Trassengestaltung bei Höchstspannungs-Erdkabel projekten“ des Bundesamtes für Naturschutz mitgewirkt und ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises Baum im Boden.

       Kontakt: [email protected]

       Baubedingte alte Schäden im Boden von Parkanlagen und deren Folgen für die Parkpflege *

       von Klaus Becker

       Einleitung

      Zunehmend sind an alten Baumbeständen von historischen Park- und Gartenanlagen am Einzelstandort, in Baumgruppen als auch in großen Parkbaumbeständen Vitalitätseinbußen und z. T. erhebliche Schäden, insbesondere in den oberen Kronenbereichen, festzustellen. Dies sind Abtrocknungen ganzer Kronenspitzenbereiche, bereichsweise seitliche Abtrocknungen bis zur Spitze, Abtrocknungen lokaler Astpartien und Abfaulungen vom Wurzelstock aus, mit nachfolgendem parasitärem Befall durch Pilze und Bakterien.

      Die analytische Ursachenforschung dieser Baumschäden scheint für den Nichtfachmann vorab rein akademischer Natur zu sein. Aber für die Parkpflege haben die Ergebnisse solcher Untersuchungen in ihren Auswirkungen eine erhebliche Bedeutung, zum einen für die Entscheidungsfindung zur Erstellung von Konzepten zur Schadensbeseitigung oder -minderung, zum anderen aus Gründen der hieraus resultierenden Kosten. Abschließend stellt sich noch die Frage nach dem Sanierungserfolg und dessen Nachhaltigkeit.

      Letztendlich hat die Parkpflege hieraus nicht selten mit Druck aus Politik und Öffentlichkeit die Entscheidung zu treffen:

       Radikalentfernung geschädigter Bäume oder kostenaufwendige, ggf. im Erfolg fragwürdige Sanierung.

       Bisherige Schadensvermutungen und Untersuchungsansätze

      Teilweise abgeleitet aus der Waldschadensforschung sind als ursächliche Gründe für die Baumschäden anthropogene Umwelteinflüsse aus industrieller Abluft und Abwasser sowie Siedlungstätigkeit des Menschen angenommen worden. Diese, so nahm man bisher an, haben mit ihren Immissionsprodukten zum einen über die unmittelbare Luftexposition den oberirdischen Teil der Bäume direkt geschädigt, beispielsweise bekannt als Rauchgasschäden, zum anderen durch als über Niederschlag dem Boden zugeführte Schadstoffe aus der Luft in Folge den Boden und damit den Wurzelraum der Bäume geschädigt. Als beispielhaft hierfür sind der saure Regen sowie z. B. Tausalz und Schwermetalleintrag zu nennen.

      Aus dieser Grundannahme wurden und werden die Untersuchungsmethoden zur Ursachenermittlung von Parkbaumschäden mit Zielrichtung ausschließlich chemischer Analytik auf ausschließlich Luft- und Boden schadstoffe und partiell Pflanzennährstoffe ausgerichtet, mit teilweise erheblichem Probennahmen- und Analysenaufwand.

      Sowohl Untersuchungsmethodik als auch die Aussagekraft der hieraus gewonnenen Untersuchungsergebnisse sind in nicht wenigen Fällen als zweifelhaft anzusehen. Eine genaue Lokalisierung von Wurzelverläufen im Boden ist nicht möglich, so daß hier schon durch unsichere Probennahmebereiche zweifelhafte Zuordnungen von Analysenergebnissen zu nicht bekannten räumlichen Wurzelverteilungen im Boden gegeben sind.

      Aus den Untersuchungsresultaten wurden bisher aber z. T. aufwendige und kostenintensive Sanierungskonzepte mit den diversesten Bodenaustausch- und Bodeninjektionsverfahren für Ionenaustauscher, Pflanzennährstoffe, Bodenhilfsmittel, Säure-Base-Regulatoren bis hin zu dubiosen geheimnisumwitterten „Geheimbodensanierungsmischungen“ abgeleitet. In wenigen Fällen hat sich ein kurzfristiger Vitaliätsschub ergeben, häufig aber ohne Langzeitdauer. In nicht wenigen Fällen hatten die Sanierungsversuche keinen langfristigen Erfolg, sondern beschleunigten den Schadensverlauf mit erkennbarem Siechtum bis hin zum kurzfristigen Totalausfall der Bäume.

       Neuere Beobachtungen von Bodenverhältnissen an Parkbaumstandorten

      Ausgehend von den ersten Untersuchungen im Rosensteinpark in Stuttgart, wurde in Folge an einer weiteren Anzahl von historischen Parks, Schloßpark Reinhardsbrunn bei Gotha, Schloßparke Tieffurt und Ettersburg bei Weimar, Volkspark Treptow in Berlin u. a. festgestellt, daß hier bei Neu- und Umgestaltung der Landschaft großflächige Bodenbewegungen mit Bodenabtragungen und Anschüttungen vorgenommen worden sind.

      Hierbei wurde der alte Baugrund z. T. tiefgründig abgetragen und gegen andere Bodenarten ausgetauscht sowie Vertiefungen mit bisweilen erheblichen Mengen Füllboden aufgefüllt und ausgeglichen. In diese neuen Geländeflächen wurden Jungbäume teils als Forstbaumschulware ohne Ballen, teils als reguläre Baumschulware mit Ballen entsprechend gepflanzt. Schriftliche Belege hierfür gibt es zahlreich in den Archiven und, wenn aufbereitet, in den entsprechenden Parkpflegewerken (HERZOG, 1990).

      Im Rahmen eigener umfangreicher bodenkundlicher Untersuchungen zur Ursachenermittlung von Baumschäden in Parks und Gartenanlagen konnten, insbesondere auf Grundlage der Erkenntnisse der Bodenschadenskunde, folgende bodenmechanische und bodengenetische Sachverhalte nachgewiesen werden. Diese sind Ursache für oberirdisch erkennbare Baumschäden und haben eine erhebliche Relevanz für die vegetationsbodenkundlichen Eigenschaften von Baumstandorten und damit für die Vitalität, Schadensanfälligkeit und das maximal unter diesen Gegebenheiten erreichbare Standalter von alten und neu zu pflanzenden Bäumen in Parks und Landschaftsgärten:

       Bodenschichtenaufbau

      lm Rahmen damaliger bautechnischer Möglichkeiten wurde der Boden hier untersuchter Flächen von Parkbäumen in dreischichtiger Bauweise in Abfolge von unten nach oben aufgebaut aus:

      Dränschicht Grobkies-Sand- oder Schotterlage aus örtlich anstehenden Vorkommen, vermischt zum Teil mit Bauschutt aus Abrißmaterial der Vorgängerbauwerke.

      Unterboden gering humoser ca. 60–90 cm Mächtigkeit, in Vertiefungen bis z. T. > 200 cm, in Abrißbereichen von Bauwerken, vermischt mit Bauschutt

      Oberboden aus ca. 20–40 cm humosem altem Oberbodenmaterial, z. T. mit Humus aufgebessertes Unterbodenmaterial

       Kapillarbruch durch nicht körnungsangepaßte, filterstabile Dränschicht

      Die Auswertungen der Körnungslinien nach der vereinfachten Filterregel nach TERZAGHI für bindige Böden ergaben, daß die verwendeten Dränschichtmaterialien bodenmechanisch nicht körnungs- und filterstabil auf das darüberliegende Unterbodenmaterial abgestimmt sind (Abb. 1).

      An der Grenzfläche zwischen diesen beiden Bodenhorizonten liegt dann ein Kapillarbruch vor, der eine dünne hydraulische Grenzschichtfläche ausbildet.

      Hierdurch wird verhindert, daß Grundwasser oder Schichtenwasser in Trockenperioden kapillar in den darüberliegenden Unterboden aufsteigen und zur Wasserversorgung der Bäume beitragen können. Zum anderen erfolgt keine Einwurzelung in die unterliegende Dränschicht und auf der Grenzfläche bildet sich ein Stauhorizont aus, durch den überliegender Boden in Nässeperioden vernäßt und unter ungünstigen Bedingungen sogar bis zur Oberfläche wassergesättigt wird und zu anaeroben Verhältnissen im Boden führt.

       Ausbildung von dünnen Stauschichten

      Zum anderen hat sich durch den sogenannten Filterbruch auf dieser Grenzfläche häufig eine dünn Verschlämmungsschicht (Kollmationsschicht, teilweise < 1 mm dünn) ausgebildet, die als Stauschicht wirksam ist und eine Wasserableitung von oben in die unterliegenden Bodenschichten verhindert. Hierdurch kommt es in niederschlagsreichen