Foto: © Matej Pusnik
Goran Vojnović, geboren 1980 in Ljubljana. Promovierte an der Theater- und Filmhochschule Ljubljana und ist einer der talentiertesten Autoren seiner Generation.
Regisseur erfolgreicher Filme. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt. Bei Folio: Vaters Land (2016) und Unter dem Feigenbaum (2018).
Klaus Detlef Olof, ist einer der renommiertesten Übersetzer aus den südslawischen Sprachen. Bis 2005 Professor an den Universitäten Klagenfurt und Graz. Er übersetzte France Prešeren, Miroslav Krleža, Zoran Ferić, Drago Jančar u. v. a. Österreichischer Staatspreis für literarische Übersetzung.
GORAN VOJNOVIĆ
TSCHEFUREN RAUS!
oder
Warum ich wieder mal
zu Fuß bis in den zehnten
Stock musste
Roman
Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof
All den Meinen gewidmet
Wer ist ein Čefur oder Tschefur? Ein Tschefur ist eine Person, die auf dem Gebiet eines bestimmten Staates lebt, aber kein Angehöriger des dortigen Mehrheitsvolks ist. In unserem Fall sind das Menschen, die aus Gegenden südlich oder östlich des Flusses Kolpa kommen. Zu den Tschefuren zählen wir in den meisten Fällen auch ihre Nachkommen. Nach ihrer Physiognomie unterscheiden sie sich von den Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung durch die niedrige Stirn, gepaart mit dichten Augenbrauen, betonten Backenknochen und stärker ausgeprägtem Unterkiefer. Ihre grundlegenden Verhaltensmerkmale sind die Liebe zum leichten Leben, zum Fluchen, zum Alkohol, zum sanfteren Geschlecht, zum Fußball. Sie vergöttern Kitsch und Goldschmuck. Am Herzen liegt ihnen die Kampfkunst, und nicht selten werden sie auch ohne richtigen Grund aggressiv. Ihr Akklimatisierungsprozess dauert in der Mehrzahl der Fälle sehr lang.
Aus dem Gedicht Čefur von Robert Pešut Magnifico
Čefur, -ja m Zugewanderter aus den südlichen Republiken des einstigen Jugoslawien (20. Jh.), geschrieben auch čifur, čufur, čefurka, čifurka, čufurka, čefurski, čifurski, čufurski, alles pejorativ. Vermutlich übernommen aus dem kroat., serb. čift, čivut („Jude“), was in der Mehrzahl der Mundarten als pejorative Kennzeichnung eines Angehörigen dieses Volkes gilt. Die slowenische Endung -ur anstatt des ursprünglichen -ut hat sich nach dem Muster nemčur („Deutschtümler“) aufgrund ihrer pejorativen Bedeutung eingebürgert.
Marko Snoj, Slowenisches etymologisches Wörterbuch
Čefurji raus!
Verbreitetes Graffito in den Straßen von Ljubljana
Inhalt
1.Warum ich keinen eigenen Fußballklub habe
2.Warum wir uns nach dem Finale geprügelt haben
3.Warum wir wegen Radovan im Kübel gelandet sind
4.Warum ich sonntags nicht aus dem Bett komm
5.Warum wir nicht wie sonst vor dem Block sitzen
6.Warum man nach einem guten Essen ein bisschen Bewegung braucht
7.Warum keiner mehr Basket spielt
8.Warum der Kommunismus noch nicht ausgestorben ist
9.Warum die Tschefuren nicht über Sex reden
10.Warum ich das Training geschmissen habe
11.Warum wir auf der Polizeiwache gelandet sind
12.Warum die slowenische Polizei im Arsch ist
13.Warum Radovan nach Slowenien gekommen ist
14.Warum mich diese Scheißstille noch verrückt macht
15.Warum ich nicht allein sein mag
16.Warum mir Slowenien auf den Sack geht
17.Warum Nachbarn besser sind als Mitbewohner
18.Warum die Dealer alle Hunde haben
19.Warum das Kubana das größte Loch ist in Fužine
20.Warum Razzien lachhaft sind
21.Warum ich den Namen Marko gekriegt habe
22.Warum ich der alten Tschefurin meine Kappe nicht gegeben habe
23.Warum es wichtig ist, dass Damjanović ein Tschefur ist
24.Warum ab und zu eine Razzia gut ist
25.Warum die Gastarbeiter die schlimmste Rasse sind
26.Warum Tschefuren die Musik im Auto voll aufdrehen
27.Warum Aco und ich am Pregl die Sprechanlage gecheckt haben
28.Warum Radovan schweigt wie ein Grab
29.Warum wir immer den Idioten machen
30.Warum die Moderatorin im Trainingsanzug ganz anders ist
31.Warum wir das Spiel nicht zu Ende geschaut haben