Silvia Stolzenburg

Die Salbenmacherin und der Fluch des Teufels


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      Silvia Stolzenburg

      Die Salbenmacherin und der Fluch des Teufels

      Historischer Roman

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      Der Teufel in Nürnberg Seit der Entführung von Oliveras Sohn sind zweieinhalb Jahre vergangen. Es hat den Anschein, als würde Normalität in ihr Leben einkehren, bis eines Morgens ein Ratsherr um ihren Beistand bittet. Seine Tochter leidet an einer rätselhaften Krankheit, die selbst den Medicus ratlos macht. Olivera verspricht Hilfe, doch auch sie kann das Leid des Mädchens nicht lindern. Bald erkranken weitere Nürnberger, und es dauert nicht lange, bis das Gerücht entsteht, der Teufel hätte die Kranken verflucht. Als wäre das nicht genug, tauchen die Leichen der Männer auf, die Oliveras Bruder ermordet hat. Zu ihrem Entsetzen soll sie bei der Leichenschau helfen, bei der die Toten erkannt werden. Kann sie den Verdacht von sich ablenken oder drohen ihr und ihrem Gemahl das Lochgefängnis und die Hinrichtung? Die Ereignisse überschlagen sich und zwingen Olivera zu einer folgenschweren Entscheidung.

      Dr. phil. Silvia Stolzenburg studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Tübingen. Im Jahr 2006 promovierte sie dort über zeitgenössische Bestseller. Kurz darauf machte sie sich an die Arbeit an ihrem ersten historischen Roman. Sie ist hauptberufliche Autorin und lebt mit ihrem Mann auf der Schwäbischen Alb, fährt leidenschaftlich Rennrad, gräbt in Museen und Archiven oder kraxelt auf steilen Burgfelsen herum - immer in der Hoffnung, etwas Spannendes zu entdecken.

      Impressum

      Dieses Buch wurde vermittelt durch die

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      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Daniel Abt

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung der Bilder von: © Alex Shadrin / stock.adobe.com und https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nuernberg-1650- Merian.jpg

      ISBN 978-3-8392-6908-4

      Widmung

      Für Horschi – zu wenig, zu kurz. Du fehlst.

      Kapitel 1

      Vor den Toren von Nürnberg, September 1412

      Die Sonne schien aus einem makellos blauen Himmel, den nur ein dünner Schleier im Osten trübte. Am Horizont jagten sich ein paar vorwitzige Vögel, als ob der Herbst noch in weiter Ferne läge. Das Laub der Bäume am Ufer der Pegnitz färbte sich in diesem Jahr nur langsam bunt, doch das schöne Wetter konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Sommer vorbei war. Zwischen den Grashalmen am Wegesrand spannten sich Spinnennetze, die taunass glitzerten. Der schwere Geruch von feuchter Erde stach Jona in die Nase, als er sich mit Cristin der Hallerwiese vor den Toren der Stadt näherte.

      »Warum willst du ausgerechnet hier suchen?«, fragte das Mädchen und sah mit großen Augen zu ihm auf. Sie hatte Mühe, mit Jona Schritt zu halten. Ihre wilden dunklen Locken tanzten um ein vor Anstrengung gerötetes Gesicht. »Vor dem Wöhrder Türlein wächst viel mehr Schafgarbe.«

      Jona schüttelte ungehalten den Kopf. »Wenn du lieber zurück nach Hause gehen willst …«

      »Nein!« Cristins Wangen färbten sich noch röter. »Ich bin doch kein Kind mehr!«

      Jona verkniff sich ein Lachen. Sie war beinahe zehn Jahre alt und benahm sich seit geraumer Zeit seltsam, vor allem in seiner Gegenwart. Er mochte sie wie eine kleine Schwester, allerdings fürchtete er, dass sie in ihm mehr sah als den großen Bruder. Seit seine Stimme tiefer und seine Schultern breiter geworden waren, klebte sie bei jeder Gelegenheit an seinen Fersen. Er fragte sich, wann Götz bemerken würde, was vor sich ging. Allein die Vorstellung bereitete ihm Unbehagen. Er schob den Gedanken hastig beiseite und sah sich um. Etwa eine halbe Meile vor ihnen hob sich etwas vom Blau des Himmels und dem Braun der Stoppelfelder ab, bei dem es sich um das verfallene Gehöft handeln musste. Der Hof des Alten Endris, dachte er und zog die Schultern hoch, weil es ihn plötzlich fröstelte. Seit der Entführung von Oliveras Sohn Lukas vor zweieinhalb Jahren war im Haus des Stadtapothecarius nie mehr von jener Nacht gesprochen worden, in der auch Mathes, der Knecht, fast sein Leben verloren hätte. Mit gemischten Gefühlen erinnerte Jona sich an alles, was damals vorgefallen war. Wäre er nicht neulich durch Zufall Zeuge eines Gesprächs auf dem Grünen Markt geworden, hätte er dasselbe getan, was die ganze Stadt zu tun schien: den Adepten Alphonsius und seine betrügerischen Helfer vergessen.

      »Was, glaubst du, geschieht mit dem Hof?«, hatte ein Knecht eine Frau mit einem Handkarren gefragt, während Jona in der Schlange hinter ihnen gewartet hatte, bis er beim Metzger an der Reihe war.

      »Mit welchem Hof?«

      »Mit dem des Alten Endris. Wenn die neue Straße gebaut wird, ist der doch mitten im Weg.«

      Die Frau hatte mit den Schultern gezuckt. »Dann wird man ihn dem Erdboden gleichmachen. Was geht’s mich an?«

      Zuerst hatte Jona sich nicht für das Gerede interessiert, doch auf dem Weg zurück zum Haus in der Burgstraße war ihm der halb verkohlte Zettel eingefallen, den er kurz nach Lukas’ Rettung im Kamin gefunden hatte. …tore zum Hof des Alten E… Mehr hatte er nicht entziffern können. Der Rest des Papiers war verbrannt. Obwohl er vermutet hatte, dass es sich um eine Nachricht des Entführers handelte, hatte er dem Fund keine weitere Beachtung geschenkt, da Lukas wohlauf und der Täter über alle Berge war. Erst einige Zeit später war ihm klar geworden, dass etwas mit der Nachricht nicht stimmte. Waren Lukas und die Amme nicht in einer Kate innerhalb der Stadtmauern gefangen gehalten worden? Je länger er darüber nachgedacht hatte, desto heftiger hatte ihn die Neugier geplagt. Deshalb hatte er beschlossen, der Sache endlich auf den Grund zu gehen. Er hatte keine Ahnung, was er sich von dem Ausflug versprach, vermutlich hatte der halb verbrannte Zettel überhaupt nichts mit der Entführung zu tun. Dennoch zog ihn der Hof an wie ein Magnet.

      »Ich glaube nicht, dass wir so weit weggehen sollten«, gab Cristin zu bedenken.

      Jona ignorierte sie und steuerte zielstrebig auf eine Ansammlung von verfallenen Gebäuden in der Nähe des Flussufers zu.

      »Jona?«, quengelte sie.

      »Geh Pappelrinde sammeln«, brummte er.

      »Aber wir sollen doch Schafgarbe mitbringen!«

      »Jetzt mach schon!« Er zeigte ungehalten auf die Bäume und wartete, bis Cristin sich widerstrebend trollte. Dann sah er sich