Bernd Leix

Teuchel Mord


Скачать книгу

>

      Bernd Leix

      Teuchel Mord

      Oskar Lindts zwölfter Fall

      Impressum

      Personen und Handlung sind frei erfunden.

      Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

      sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

      Immer informiert

      Spannung pur – mit unserem Newsletter informieren wir Sie

      regelmäßig über Wissenswertes aus unserer Bücherwelt.

      Gefällt mir!

      

      Facebook: @Gmeiner.Verlag

      Instagram: @gmeinerverlag

      Twitter: @GmeinerVerlag

      Besuchen Sie uns im Internet:

       www.gmeiner-verlag.de

      © 2021 – Gmeiner-Verlag GmbH

      Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

      Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0

      [email protected]

      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © Bernd Leix (Historische Wasserleitung: Teuchel im Freudenstädter Stadtwald)

      ISBN 978-3-8392-6990-9

      Prolog

      In Gedanken tief versunken,

      geht er durch den Teuchelwald,

      Frischluft strömt in seine Lungen,

      würzig und auch morgenkalt.

      Unter breiten groben Sohlen

      knirschet leise roter Sand,

      was ist schon ein Menschenleben,

      wertvoll oder eitel Tand?

      Kleine Brünnlein, Tannenriesen,

      links und rechts am Wegessaum,

      sanftes Plätschern, Wipfelrauschen,

      Kurgasts Labsal, wahrer Traum.

      Vögel singen, Rehe springen,

      ab und an ein Eichhorn rot,

      was ist schon ein Menschenleben,

      droht doch täglich ihm der Tod!

      Grün in allerlei Facetten,

      spendet müden Augen Trost,

      Tannennadeln, Gräser, Farne,

      rauer Sandstein, ganz bemoost.

      Voll umfangen von Idylle

      schreitet er im Teuchelwald,

      was ist schon ein Menschenleben,

      tot ist tot, ob jung, ob alt.

      1

      »Wenn ihr mich sucht, ich bin im Keller«, ächzte Kriminalhauptkommissar Oskar Lindt, nahm ein Aktenbündel und stemmte sich schwerfällig aus seinem Schreibtischsessel in die Höhe. Er vermied es, Jan Sternberg und Paul Wellmann anzusehen, denen die Augusthitze offenbar nicht so viel ausmachte wie ihm.

      »Wir finden dich«, antwortete Paul, »egal, in welcher kalten Katakombe du dich auch versteckst.« Lindt gab ein undeutliches Brummen von sich und verließ das Büro der Karlsruher Mordkommission – seiner Mordkommission, die er schon seit vielen Jahren leitete.

      Im Untergeschoss des mehr als hundert Jahre alten Sandsteinbaus in der Beiertheimer Allee 16 kannte Lindt einige kühle Zufluchtsstätten für den Fall großer Sommerhitze. Nicht nur aus diesem Grund hatte er sich schon seit Jahrzehnten erfolgreich gegen einen Umzug in andere Gebäude der Kriminalpolizei gewehrt. Selbst jetzt, da das ehemalige Polizeipräsidium nach einer der vielen Polizeireformen zur Heimat des Reviers Südweststadt geworden war, hatte er es geschafft, seine angestammten Büroräume beizubehalten. Die modern denkenden Reformer, die möglichst viele Dienststellen in möglichst wenigen Gebäuden zusammenfassen wollten, hatten sich an dem legendären Lindt die Zähne ausgebissen und es trotz intensiver Bemühungen nicht geschafft, ihn und seine Kollegen aus der Beiertheimer Allee zu vertreiben. Der Widerstand des Hauptkommissars war ebenso hartnäckig wie seine Ermittlungsmethoden, so dass schließlich der Polizeipräsident ein Machtwort sprechen musste und Lindt auf ganzer Linie siegte. »Einen alten Baum verpflanzt man nicht«, hatte er mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen die Entscheidung kommentiert. »In ein paar Jahren seid ihr mich ohnehin los, dann könnt ihr machen, was ihr wollt. Aber bis dahin bleibe ich hier, wo ich Wurzeln geschlagen habe.«

      Natürlich hatte auch die glänzende Erfolgsbilanz von Oskar Lindts Team einen großen Teil zur positiven Entscheidung beigetragen. Der Präsident war persönlich im Büro des erfahrenen Ermittlers vorbeigekommen: »Ich weiß, ich weiß … Sie sind unser bestes Pferd im Stall.«

      »Na ja, vielleicht im Stall für Mord und Totschlag«, hatte Lindt entgegnet.

      »Nur nicht so bescheiden«, war die Antwort des Präsidenten gewesen. »Astrein, Ihre Arbeit, auch wenn Sie selbst nicht immer ganz pflegeleicht sind. Ich denke da zum Beispiel an die permanente Missachtung des Rauchverbots.« Der Präsident hatte geräuschvoll geschnuppert und auf Lindts Pfeifenständer gezeigt.

      »Dieser Duft wird wohl nie mehr aus den Räumen hier verschwinden.«

      Doch Lindt war nicht aus der Ruhe zu bringen gewesen: »Arbeitsmittel, das sind nur Arbeitsmittel. Optimal, um die Hirnwindungen zu pflegen. Außerdem ist Tabak rein pflanzlich, vegan sozusagen.«

      »Ach so, alles ganz gesund. Vielleicht sollte ich es auch mal damit versuchen«, hatte der Präsident schallend gelacht, Lindt die Hand gedrückt und gesagt: »Weiter so. Wir bauen auf Sie und Ihre Kollegen.«

      Jetzt aber war es heiß. Furchtbar heiß. Ein viel zu heißer Augusttag im Jahr 2020. 38 Grad im Schatten zeigte das Thermometer. Karlsruhe, Rheintal, Hitze und Schwüle ohne Ende. Für Lindt ein unerträglicher Zustand.

      Er suchte sich den Kellerraum aus, in dem ein Wandventilator eingebaut war, setzte sich an einem schmalen Tisch auf einen alten Holzstuhl, zündete seine Pfeife an und sah zu, wie die Rauchkringel im Entlüfter verschwanden. Dann griff er recht lustlos nach den mitgebrachten Akten. Verwaltungskram, damit war er ziemlich im Rückstand. Er bemühte sich, schaffte es jedoch nur bis zum dritten Blatt, dann konnte er sich nicht mehr wehren – die Vision war da!

      Lindt schloss die Augen, lehnte sich zurück und sah grün. Grüne, dunkle Tannenwälder. Er spürte die schattige, von einem leichten Windhauch durchzogene Kühle des Schwarzwaldes, hörte das leise Murmeln eines kristallklaren Bächleins, tauchte tief hinein in Wohlgefühl und stellte sich vor, er wäre dort. Wenn ich noch einmal entscheiden könnte, dann …

      Weiter kam er nicht, denn das Klingeln seines Mobiltelefons riss ihn schlagartig in die Wirklichkeit zurück.

      »Oskar, komm hoch, es pressiert«, klang Paul Wellmanns Stimme sehr erregt aus dem Lautsprecher.

      Alarm! Das bedeutete nichts Gutes. Lindt sprang auf und machte sich zügig – die Pfeife jetzt in der Hand – auf den Weg in sein Büro.

      Dort