zu diesem Thema fehlt eine allgemeinverständliche Vermittlung wertvoller anatomischer Details, die in dieser Situation eine aufschlussreiche Hilfe sein können – für Hobbyjogger genauso wie für professionelle Athleten, für Personal-Trainer-»Greenhorns« ebenso wie für erfahrene Sportcoachs, für Sporthochschulabsolventen genauso wie für versierte Sportmediziner.
Brad Walker kombiniert in diesem Buch anschaulich praktische Erfahrung mit theoretischem Background. Bis ins Detail stellt er komplexe Präventions-, Behandlungs- und Managementstrategien so dar, dass jeder sie verstehen kann.
Detailreiche Illustrationen machen im Bild nachvollziehbar, was bei der Behandlung von Sportverletzungen im Körper passiert. Walkers professionelle Erklärungen können Lesern und Leserinnen dieses Buches helfen, Sportverletzungen zukünftig zu vermeiden. Kommt es aber doch einmal zu einer Verletzung, zeigt er auf, wie man – parallel zur Behandlung durch einen Spezialisten – den Heilungsprozesses selbst effektiv unterstützen und schon bald wieder zu seinen sportlichen Aktivitäten zurückkehren kann.
In diesem Buch betrachten wir die sportbedingten Verletzungen aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Kapitel 1 führt in die verschiedenen Begriffe der Thematik ein. Es erklärt die Klassifizierungen und möglichen Ausprägungsgrade von Sportverletzungen und beschreibt die beteiligten Körperstrukturen und Gewebeformen. In Kapitel 2 werden wichtige Strategien für die Prävention erläutert, die eine Verletzungsgefahr deutlich reduzieren können. Kapitel 3 skizziert einen umfassenden Behandlungs- und Rehabilitationsplan, der eine möglichst schnelle und vollständige Genesung zu gewährleisten hilft. Die Kapitel 4 bis 17 geben einen detaillierten Überblick über 120 relativ einfach selbst zu lokalisierende Sportverletzungen. Orientiert an den Schlüsselbereichen des Körpers, wird jede von ihnen in Anatomie und Physiologie, möglichen Ursachen, Anzeichen und Symptomen, Komplikationen sowie Sofortbehandlung, Rehabilitationsverfahren und Langzeitprognosen beschrieben.
Dieses Buch richtet sich an alle Fitness-Fans und Gesundheitsexperten, ganz unabhängig vom jeweiligen Vorwissen. Unterstützend zu Prävention, Behandlung und Rehabilitation bietet es eine Auswahl an Kraft- und Beweglichkeitsübungen an, die natürlich nicht erschöpfend sein kann oder soll, sondern zur Orientierung dient. Für individuelle gesundheitliche Probleme und eine auf Ihre besondere Symptomatik zugeschnittene medizinische Behandlung konsultieren Sie bitte grundsätzlich immer auch einen Arzt.
KAPITEL 1
Sportverletzungen – eine Definition
Niemand bezweifelt die positiven Effekte regelmäßiger sportlicher Betätigung: Die kardiovaskuläre Fitness nimmt zu, Muskelaufbau und erhöhte Beweglichkeit führen zu einer signifikanten Steigerung der Lebensqualität. Einer der ganz wenigen Nachteile einer höheren Frequenz sportlicher Aktivitäten scheint das damit verbundene Risiko erhöhter Verletzungsgefahr zu sein. Tatsächlich treiben immer mehr Menschen aktiv Sport (was gut ist!), doch auch die Zahl der sportbedingten Verletzungen ist parallel messbar nach oben geklettert. So verletzen sich nach Angaben des Bundesinstituts für Sport von den 23 Mio. Bundesbürgern, die regelmäßig Sport treiben, pro Jahr 1,25 Mio. so schwer, dass sie ärztlich versorgt werden müssen. Die drei häufigsten Unfallsportarten im nicht organisierten Sport sind Fußball, alpiner Skilauf und Inline Skaten, im Schulsport sind es Fußball, Basketball und Turnen. Die drei häufigsten Unfallsportarten im Vereinssport sind Fußball, Handball sowie Volleyball (www.bisp-surf.de/Record/PU200401000169).
WAS MACHT EINE SPORTVERLETZUNG AUS?
Generell betrachtet man jede Belastung für den Körper, durch die sein Organismus nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren kann, als Verletzung. Der Körper muss in einen »Reparaturprozess« eintreten. Eine Sportverletzung definiert sich also als die Art von Verletzung, Schmerz oder körperlicher Versehrtheit, die infolge eines Trainings oder einer sportlichen Aktivität auftreten. Obwohl der Begriff »Sportverletzung« im Grunde jedes physische Trauma bezeichnen kann, das durch Sport und Bewegung verursacht wird, beschreibt er in der Regel nur die Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates (Muskuloskelettales System). Schwerere Verletzungen, wie Kopf-, Hals- und Rückenmarkstraumata, werden in der Regel getrennt von den häufiger vorkommenden, vergleichsweise harmloseren Sportverletzungen wie Verstauchungen, Zerrungen, Brüchen und Prellungen betrachtet.
WAS KANN DURCH EINE SPORTVERLETZUNG BEEINTRÄCHTIGT SEIN?
Sportverletzungen sind meistens mit dem Bewegungsapparat verbunden, also Muskeln, Knochen, Gelenken und den dazugehörigen Geweben, wie Bändern und Sehnen. Im Folgenden werden die Komponenten des Bewegungsapparates kurz erläutert..
Muskeln
Ein Muskel besteht zu 75 % aus Wasser, 20 % aus Eiweiß und 5 % aus Mineralsalzen, Glykogen und Fett. Man unterscheidet drei Arten von Muskeln: Skelettmuskeln, Herzmuskel und die glatte Muskulatur. Der an der Bewegung beteiligte Muskeltyp ist die (quergestreifte, somatische) Skelettmuskulatur, die wir willkürlich einsetzen können. Sie macht etwa 40 Prozent des gesamten menschlichen Körpergewichts aus.
Die Skelettmuskulatur überzieht unser Knochengerüst und/oder ist mit Sehnen daran befestigt. Sie ist zu schnellen starken, aber auch längeren konstanten Kontraktionen in der Lage. So ermöglicht uns die Skelettmuskulatur sowohl physische »Kraftakte« als auch feine, kontrollierte Bewegungen. Der obere Punkt, an dem ein Muskel direkt oder über eine Sehne an einem relativ konstanten Punkt eines Knochens angesetzt ist, wird als sein »Ansatz« oder »Ursprung« bezeichnet. Zieht sich der Muskel zusammen, überträgt er die Spannung über ein oder mehrere Gelenke auf das Knochenskelett und es kommt zu einer Bewegung. Die untere Ansatzstelle des Muskels an den sich bewegenden Knochen wird »Insertion« genannt.
Überblick über die Skelettmuskulatur
Die funktionelle Einheit des Skelettmuskels, die Muskelfaser, ist eine längliche, zylinderförmige Zelle mit mehreren Kernen, die ca. 10–100 Mikrometer breit und zwischen einigen Millimetern bis zu über 30 Zentimetern lang sein kann. Das Zytoplasma der Muskelfaser wird als Sarkoplasma bezeichnet; es ist in einer Zellmembran, dem Sarkolemm, verkapselt. Jede einzelne Muskelfaser ist von einer zarten Membran, dem sogenannten Endomysium, umgeben.
Die Muskelfasern sind in Bündeln zusammengefasst, die vom Perimysium umschlossen werden. Diese Bündel sind gruppiert, und der gesamte Muskel ist von einer Bindegewebshülle umgeben, die man als Epimysium bezeichnet. Diese Muskelmembranen durchziehen die gesamte Länge des Muskels, von der Ursprungssehne bis zur Insertionssehne. Die komplette Struktur wird auch als muskulotendinöse Einheit bezeichnet.
HINWEIS: Bei der Kontraktion erzeugen alle Muskelarten Wärme, die für die Aufrechterhaltung einer normalen Körpertemperatur elementar ist. Man schätzt, dass 85 % der gesamten Körperwärme durch Muskelkontraktion erzeugt wird.
Zu den wichtigsten Muskeln gehören der M. quadrizeps des Oberschenkels und der M. bizeps brachii des Oberarms.
Knochen
Babys kommen mit etwa 350 Knochen auf die Welt. In der Kindheit verschmelzen diese miteinander, bis wir in der Pubertät nur noch 206 einzelne Knochen besitzen. Knochen bilden die innenliegende tragende Struktur unseres Körpers; insgesamt nennt man sie das Endoskelett. (Bei der Klasse der wirbellosen Lebewesen spricht man von einem Exoskelett; beim Menschen ist dies nur noch an den Zähnen, Nägeln und Haaren