wir uns diese Einzigartigkeiten, die in jedem Menschen angelegt sind, einmal bewusst: Die Intuition, wenn sie frei arbeitet und wirkt, lenkt uns Menschen dorthin, worauf unsere Aufmerksamkeit gerichtet ist. Wird sie negativ beeinflusst, gestört, manipuliert oder abgeschirmt, erhalten wir falsche oder keine Informationen, was zu Fehlleitungen, Verfälschungen, Beeinflussungen bei den zutreffenden Entscheidungen in unserem Leben führen kann. Befassen wir uns mit bestimmten Aufgaben, Themen, Fragen etc. in unserem Leben, begegnen uns sehr oft scheinbar »zufällig« Personen, Einladungen, Bücher, Filme und andere Dinge, die sich mit der jeweiligen Thematik befassen – bis hin zu ganz konkreten Antworten auf das, was uns beschäftigt. Und zwar nicht erst seit oder durch das Internet! Der Vergleich mit Suchmaschinen im Netz ist allerdings gar nicht so falsch, da die Aufmerksamkeit auf ein Thema eine Art intuitive Suchmaschine in unserem Inneren mit Fragen füttert. Der interessante Unterschied besteht darin, dass die »Suchergebnisse« häufig erst zu einem späteren Zeitpunkt »ausgespuckt« werden, wenn wir uns gerade gar nicht damit beschäftigen, weil unser biologischer Computer (Herz und Gehirn) gerade anderweitig beansprucht, im Ruhezustand oder ganz heruntergefahren ist (Meditation, Traum, Alpha-Zustand: halb wach/halb schlaf – dämmern). In jedem Fall helfen uns diese »Zufälle« dabei, Fragen zu beantworten oder unsere Aufgaben, Themen und Wünsche im Leben voranzubringen.
Das i – im Sinne von Intuition, innerer Stimme und Ähnlichem – wird oftmals dem Weiblichen zugeordnet, obwohl auch jeder Mann diese Gaben oder Fähigkeiten in sich angelegt hat und nutzen kann. Das i führt uns immer wieder auf weichere, weiblichere, emotionale Aspekte zurück, deren Ursprünge aus der Liebe kommen und von ihr getragen sind. Sie treten in der heutigen Zeit wieder stärker in den Fokus, insbesondere vor dem Hintergrund, dass all die Veränderungen, die es im Zuge des Klimawandels zu bewältigen gilt – Rückkehr zur Menschlichkeit, damit verbundene nachhaltige Ausrichtungen etc. – mit weichen Faktoren, basierend auf der wahren Liebe, leichter gemeistert werden können.
Oftmals wird lediglich in IQ (Intelligenz-Quotient) und EQ (emotionaler Quotient) unterschieden. Daneben gibt es auch noch eine EI (emotionale Intelligenz). Also schaue ich das Ganze mal gepaart mit etwas Humor an. Wenn eine Person einen hohen IQ hat, ist sie dann ein intelligenter Mensch? Die meisten würden diese Frage wohl mit Ja beantworten. Hat eine Person eine hohe EI, wird diese Tatsache dagegen eher nicht so ernst genommen. Frauen verfügen aufgrund ihrer höheren Multitasking-Fähigkeit, viele Aufgaben im Kontext von Beruf und Familie parallel erledigen zu können, meist über eine höhere emotionale Intelligenz. Daher geschieht es in Meetings nicht selten, dass Frauen schneller und in breit gefächerter Art und Weise auf Lösungen stoßen oder auf wichtige Details aufmerksam machen. Das passt dem rational denkenden IQ-Typus meist gar nicht. So müssen Frauen manchmal Charme, Witz und Charisma einsetzen, um Gehör zu finden oder ernst genommen zu werden.
Eine besonders lustige Episode erzählte mir eine Frau, die nach der Präsentation eines Lösungsvorschlages im Meeting in eher nachdenkliche – die Ablehnung der Vorschläge schon vorbereitende – Gesichter schaute. Sie griff in die vermeintliche Sarkasmus-Schatzkiste und sagte in Bezugnahme auf die klassischen diffamierenden »Blondinenwitze«: »Sie müssen nicht meinen, dass ich blond bin, da steht einiges dahinter.« Die ernsten Gesichter begannen zu grinsen und siehe da: Am nächsten Tag wurde der Vorschlag dieser Frau angenommen!
Ein anderes Beispiel: In Strategie-Meetings eines großen deutschen Industrieunternehmens, in dem ich vor meiner Selbstständigkeit tätig war, bestand ich immer auf der Teilnahme einer Verkaufsleiterin. Es fielen mir zwei Dinge auf: Die Herren waren offener und drückten sich gepflegter aus, und was viel wichtiger war: Es kamen ganz andere, viel breiter gefächerte und weiter reichende Ergebnisse, Lösungsvorschläge und Vorgehensweisen heraus. Offensichtlich hatte diese Verkaufsleiterin, zusätzlich zu ihrer eigenen Fachkompetenz, mit ihrer herzlichen und menschlichen Art die Kohärenz der Meeting-Teilnehmer untereinander in Einklang gebracht, damit ein tolles Ergebnis viel leichter erreicht werden konnte.
Und noch eine Geschichte: Bestimmt haben Sie schon einmal gelesen, dass die Innovationskraft eines Unternehmens oft größer ist, wenn Frauen mit im Vorstand oder in der Geschäftsleitung sitzen. Oder wie die internationale Studie des Peterson Instituts for International Economis 2016 herausfand, dass ein um 30 Prozent höherer Frauenanteil in der Chefetage mit einem um 15 Prozent erhöhten Netto-Umsatz einhergeht.
In meinem Beitrag zum Buch »Chefsache Menschlichkeit«10 schrieb ich: »Emotionale Intelligenz versus Künstliche Intelligenz. Was passiert mit dem Gefühlsmenschen?« Summa summarum ging es darum, dass die Digitalisierung ohne parallele Investitionen in die Menschlichkeit nicht gestemmt werden kann. Es empfiehlt sich daher immer, die analoge, emotionale Intelligenz neben der künstlichen Intelligenz parallel zu entwickeln und zu fördern.
Schon anhand dieser Beispiele zum Wort »Intelligenz« sehen Sie den hohen Gehalt des i, sprich der Wirkkräfte, die aus der Quelle der Intuition, des Instinkts und von der inneren Stimme stammen. Den Menschen zeichnet demnach besonders aus, dass er über einen wachen Geist, eine großartige Gefühlsebene und eine feinsinnige Intuition verfügt. Darauf gehe ich im nächsten Kapitel (→ ab Seite 36 f.) noch im Detail ein.
Beeinflussung oder Ablenkung der Telepathie
Die Intuition scheint nicht immer richtig oder frei zu arbeiten. Wir spüren unsere Intuition, und unsere innere Stimme teilt uns etwas mit. Gleichzeitig arbeiten jedoch viele Menschen gegen ihre eigene Intuition, indem sie mit ihrem Kopf (Gedanken und Programme) dagegen agieren. Zusätzlich wirken noch Einflüsse oder Ablenkungen von außen oder aus dem Unbewussten negativ darauf ein, sodass Intuition und innere Stimme unterdrückt werden. Diese Thematik hatte sich in den Coachings sehr oft gezeigt. Immer wieder wurde deutlich, dass der weiteste Weg im Grunde der Weg vom Kopf ins Herz ist.
Wird mein intuitiver Raum beeinflusst oder abgelenkt?
Damit Sie sich diese Frage selbst beantworten können, habe ich Ihnen eine kleine Grafik erstellt. Sie zeigt einen Kreis mit Ihrem persönlichen intuitiven Raum. Hierbei geht es für Sie lediglich darum, die Entscheidungen in Ihrer Vergangenheit kurz zu reflektieren. Bei welcher Gelegenheit hat Ihnen Ihre innere Stimme etwas mitgeteilt, das für Sie die beste Lösung in diesem Fall gewesen wäre? Wie haben Sie selbst mit dem Kopf – oder beeinflusst von wem oder was auch immer – sich dagegen entschieden?
Ein Beispiel: Sie wollen ein Auto kaufen und sehen ein interessantes Gefährt. Sportausführung, tolle Lackierung, viele Extras, alles hört sich gut an. Sie sprechen mit dem Verkäufer, betrachten den Preis und schauen sich die Vertragsbedingungen an. Da reagiert Ihr Bauchgefühl plötzlich negativ und ablehnend. Doch der Verstand, der keinen sachlichen Grund erkennt, ignoriert das Bauchgefühl und drückt den Kauf des Autos durch. Nach anfänglich großer Freude stellt sich schnell heraus, dass das Auto einen Schaden nach dem anderen aufweist und die Sportausführung nur eine geschickte Tarnung oder Täuschung war. Die Reparaturkosten nehmen immer mehr zu, und Sie müssen sich die Kritik der inneren Stimme gefallen lassen: »Warum hast du nicht das andere Auto gekauft? Da hätte alles gepasst und du hättest auch Freude daran gehabt.«
Kleine Übung: Betrachten Sie den intuitiven Raum und denken Sie an irgendein Beispiel aus Ihrem Leben, zum Beispiel die Partner- oder Berufswahl, den Kauf eines Gegenstandes oder der neuen Wohnung … und stellen Sie sich die nachfolgenden Fragen:
• Wirkt etwas von außen bis an meinen intuitiven Raum heran?
• Wirkt etwas in meinen intuitiven Raum hinein und nimmt ihn mir?
• Wirkt etwas Energie entziehend, entladend, störend auf meinen intuitiven Raum ein?
Gern können Sie sich so einen Kreis aufzeichnen und Ihre Gedanken entsprechend den drei Fragen stichwortartig darin und darum herum notieren. Wenn Sie sich das bewusst gemacht haben, sehen Sie, was es noch aufzuräumen, zu versöhnen und zu befreien gilt, damit Sie Ihren persönlichen Raum vollständig ausfüllen, selbstbewusst in der Mitte stehen und ganz Sie selbst sein können.
Grafik 5: Der Kreis zeigt den intuitiven Raum, in dem sich jeder Mensch befindet.