Ernst Guggisberg

Pflegekinder


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image Ernst Guggisberg – Pflegekinder. Die Deutschschweizer Armenerziehungsvereine 1848–1965 – HIER UND JETZT

      In Gedenken an Lina Louisa Steinegger-Bachmann

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      Abbildung 1: Das Bild wurde erstmals als Titelseitenvignette des Jahresberichts des Basellandschaftlichen Armenerziehungsvereins [Blätter des Vereins, Nr. 1 vom März 1870] über das Jahr 1870 verwendet. Das Sujet wurde von Martin Birmann (1828–1890) in Auftrag gegeben, wie dessen Witwe zu berichten wusste: «Mein Mann liess seiner Zeit das Cliché für das Bild des A.E.V. Berichtes erstellen u. hatte bei dem jeweiligen Erscheinen des Berichtes seine Freude daran.»

      Nicht sollen mehr verstossen und verlassen

      Verarmte Kinder sich ihr Brod erfleh’n;

      Nicht mehr zerlumpt und hungrig durch die Gassen

      Von Haus zu Haus Almosen suchend geh’n.

      Wir nehmen bei der Hand die armen Kleinen;

      Bald findet sich ein neues Elternhaus.

      Die Waise sieht die Sonne wieder scheinen

      Des Elends Spuren löschen wieder aus.

      Wenn auch das junge Herz vor Gram noch blutet

      Und oft in Thränen schwimmt der scheue Blick;

      Wenn bei des Tages Neige unvermuthet

      Schwermüthige Erinn’rung kehrt zurück;

      Da wird der Pflegemutter zartes Fühlen

      Wohl des Gemüthes stilles Weh verstehn,

      Wird liebevoll die alte Wunde fühlen,

      Und Muth und Hoffnung neu erstehen sehn.

      Wo Eltern selbst die Pflichten schwer verletzen,

      Im Kinde nur des Bettels Werkzeug sehn,

      Die Kinder selbst auf böse Wege hetzen,

      Muss Strenge Hand in Hand mit Milde gehn

      Da muss die Wohlthat sich ihr Recht erzwingen,

      Da will das Gute aufgedrungen sein.

      Und kämpfend nur kann man dort Hülfe bringen,

      Dem Kinde kämpfend nur ein Retter sein.

      Gedicht aus: Jahresbericht des Basellandschaftlichen Armenerziehungsvereins über das Jahr 1891, S. 4f. Das Gedicht wurde ohne Autorenschaft abgedruckt, höchstwahrscheinlich stammt es aus der Feder eines Vorstandsmitglieds.

      Inhalt

       Vorwort

       Einleitung

       Die Armenerziehungsvereine als Forschungsgegenstand

       Quellenkorpus und Forschungslage

       Qualitative und quantitative Inhaltsanalyse

       Formen der institutionalisierten Fremdplatzierung in der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert

       Die Fremdplatzierung Minderjähriger im Spiegel ausgewählter zeitgenössischer Überblickswerke

       Entwicklung der offenen und geschlossenen Jugendfürsorge in der Schweiz

       Rationalisierung der Fürsorge

       Fremdplatzierung als Grundlage für eine erfolgreiche Erziehung

       Statuten und Organisation der Armenerziehungsvereine

       Gründungskontexte und Kurzporträts Vereinsgeschichten

       Das Konzept der Fremd-Erziehung

       Die «Versorgung» in der eigenen Familie als Alternative zur Fremdplatzierung?

       Profil der Armenerziehungsvereine im kantonalen Kontext

       Der Basellandschaftliche Armenerziehungsverein und die Legitimation der Vereinsarbeit

       Die aargauischen Armenerziehungsvereine und die Ressourcenbeschaffung

       Der thurgauische Armenerziehungsverein und der religiöse Erziehungsaspekt

       Die solothurnischen Armenerziehungsvereine und die Identitätsfindung

       Stationen der Fremdplatzierung aus Vorstandssicht

       Die Suche nach «verwahrlosten» Kindern und «rechtschaffenen» Pflegeeltern

       Die «Aufnahme»

       Die «Platzierung(en)»

       Die Inspektion

       Die Berufsausbildung

       Die «Entlassung»

       Wahrnehmung der Vereinsarbeit innerhalb und ausserhalb des Vereins

       Motive und Selbstwahrnehmung der Vereinsvorstände

       Die Fremdplatzierung aus Perspektive der Pflegekinder und Ehemaliger

       Die zeitgenössische Fremdwahrnehmung der ehrenamtlichen Vereinsarbeit

       Schlussbetrachtungen

       Die Deutschschweizer Armenerziehungsvereine als Gegenkonzept zur kommunalen Verdingung?

       Von Armenerziehungs-