Alexander Pollozek

Die zeitlose Ayurveda-Küche


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somit Konservatismus und Traditionen.

      „Sport ist Mord“

      (Churchill – Kapha-Typ)

      Selbst wenn Sie es nicht immer gern hören, aber Ihr Leben verläuft auf vielen Ebenen in beneidenswerter Zeitlupe, also verlangsamt und dabei äußerst entspannt: alle Bewegungen, selbst das Sprechen, aber auch das Denken und Lernen sowie das Vergessen, das genussvolle Essen, die Verdauung und das Ausscheiden (hierbei werden vorher ganze Telefonbücher ausgelesen). Selbst beim Altwerden lassen Sie sich Zeit. Das Einzige, was bei Ihnen bedauerlicherweise schnell vonstattengeht, ist die Gewichtszunahme. Bei einigen Kapha-Zeitgenossen, die bereits in Jugendjahren der Schwergewichtsklasse angehörten, kann die stetige Gewichtszunahme mit Anfang fünfzig förmlich zum Gewichts-Tsunami werden.

      Schon seit der Steinzeit ist Ihr Körper auf Mangel programmiert. Ihre Spezies hat sich geschworen, in künftigen Hungerperioden nicht wie Ihre Stammesgenossen am Daumen zu lutschen! Es ging also um Überlebenssicherung. Essen ist für Sie weit mehr als nur Sattwerden. Essen verleiht Ihnen seelisches Wohlbefinden. So entwickelten Sie allmählich ein Händchen für die Materie (Geld). Sie entschlossen sich, in guten Tagen zum Sammler von Kalorien und Jäger nach Fettdepots zu werden, um in schlechten Tagen davon zu zehren. Seit über 50 Jahren erleben wir fatalerweise keine Mangelsituation mehr, zumindest nicht auf den Tellern. So wurde die zwangsweise Beschäftigung mit Essen und Diäten zum Hobby, vielleicht sogar zum Beruf (Koch?!), sicher aber zur Lebensaufgabe. Mancher unter Ihresgleichen gab schon sein Leben für eine Handvoll Dollar und ein täglich Schnitzel mehr – sozusagen am Höhepunkt seiner Jäger- und Sammlerleidenschaften. Andere Leidensgenossen wiederum verlegten sich auf das Sammeln von Gallensteinen, Herzinfarkten, Gichtknoten, Rettungsringen, Jagdtrophäen, Aktien oder Prospekten über Schlemmerlokale. Alles „überflüssig“, oder was?

      Der Kapha-Vata-Typ

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      Ihr Stoffwechsel konnte sich nicht entscheiden. Wenn Sie es sich leisten könnten, wären Sie schon längst auf und davon gen Italien oder in die Karibik ausgewandert, um den ewigen Eisgründen des Nordens zu entrinnen. Ihr Körper gleicht einem Haus, in dem man vergessen hat, die Heizung einzubauen: Es regiert die Kälte. Diese Entscheidungsschwäche der Natur trifft auch Sie manchmal hart im Leben: die wechselnden Konfektionsgrößen, die zeitweisen Stimmungsschwankungen, Essgelüste, Berufsqualen, die narzisstischen Selbsttäuschungen und die Hassliebe zu dem einen oder anderen Elternteil. Sie schwanken oft zwischen Loslassen und Festhalten: in Beziehungen, in puncto Körpergewicht, in der Verdauung und in Sachen Geld. Beim Essen schweben Sie zwischen Gourmet-Tempeln und Currybuden. Sie gönnen sich zuweilen doch eher Letzteres, schon allein der Linie wegen, die manchmal recht kurvenreich, zuweilen auch verknittert verläuft. Das Kleingeld reicht dann doch eher für süße Ersatzfreuden und den kleinen Hunger. Ihr Darm freut sich darüber aber keineswegs. Die Candida-Pilze jubeln hingegen. Für diese „Hausbesetzer“ gibt es täglich Schlemmerbüffets (man gönnt sich ja sonst nichts!). Ihr Darm ist generell nicht der flotteste. Er frönt unfreiwillig der Sammelleidenschaft, was so manchen von Ihnen zur schwebenden Montgolfiere werden lässt. Da in Ihrem Leben das Feuerelement fehlt, hassen Sie die kalte Jahreszeit und werden aus Notwehr zum „Schleimer“. Auch sonst gehen Sie Konflikten eher aus dem Weg, was Ihnen die Nebenhöhlen übel nehmen. Sie werden zur Schleimstätte unterdrückter Wut, wovon auch die Asthmatiker unter ihnen ein Liedchen singen können. Aber wollen wir keine schlafenden Hunde wecken …

      Der Kapha-Pitta-Typ

      Aus Ihren Reihen stammen Typen vom Schlag eines Sean Connery, eines John Wayne oder einer Sophia Loren. Ihr Durchhaltevermögen ließ schon so manchen vor Neid erblassen. Sie schockiert so schnell nichts – außer sinkende Börsenkurse, schlechte Geschäftsbilanzen und wachsende Lohnnebenkosten. Krankheit kennen Sie nur aus dem Fernsehen. Und wenn Sie krank sein sollten, geht es Ihnen nur darum, dass es keiner merkt – nicht einmal Sie selbst merken es immer. Telefonbücher brauchen Sie auf dem WC nicht. Sie halten es mehr mit Julius Cäsar: „Er kam, sah und siegte.“ Den irdischen Freuden gegenüber sind Sie nicht abgeneigt. Man möchte Sie mit einem der lachenden, rundbäuchigen, chinesischen Buddhas vergleichen. Wer Auskunft braucht, wo er sich in der Stadt auf hohem Niveau den Magen verderben kann, ist bei Ihnen an der richtigen Adresse. Regelmäßiges körperliches Work-out stünde Ihnen gut an. Wenn Sie jedoch die Wahl zwischen Work-out und Chill-out haben, sitzen oder liegen Sie regelrecht in der Klemme. Wenn Sie nach getaner Arbeit erst mal zu Hause sind, die Chips kalt gestellt sind und das Bier in der Tüte raschelt, kann Sie niemand so leicht vom Sportprogramm oder vom Kommissar befreien.

      Der Tridosha-Typ

      Alle scheinen Sie zu beneiden: „So gut möchte ich's auch haben – so im Gleichgewicht!“ Pustekuchen! Nur wer unter Ihresgleichen seinen genetischen Vorsprung bereits in Jugendjahren versäuft, verraucht oder verkokst, dürfte bereits mit Ende zwanzig nicht mehr der frischste sein. Diese jugendliche Unvernunft trifft, Gott sei's gedankt, nicht auf alle Tridosha-Typen zu. Tatsache ist, dass in Ihnen enorme soziale Potenziale schlummern. Sie können auf allen Klaviaturen mitspielen, alle Register ziehen, sich unglaublich in andersgeartete Menschen hineindenken und -fühlen, haben Sie doch Wesensanteile aller Typen in sich.

      Im Herbst mögen Sie frieren wie ein Schneider und eine unregelmäßige Verdauung, aber einen gigantischen Wolfshunger haben. Im Winter holen sie sich den turnusmäßigen Stimmritzenkatarrh, nehmen ein Pfündchen zu oder schleimen herum. Im Sommer transpirieren sie beim Schwitzen und tolerieren keine scharfen oder fettigen Gerichte. Gerüchte, denen zufolge diese Hans-Dampf-Typen alle Regeln brechen können, sind leider glaubhaft.

      Wer in diesen Reihen gesund alt werden möchte, tut gut daran, nicht jung krank zu werden, sondern auf den Wellen der Jahreszeiten zu surfen.

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