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1946 - 2016 70 Jahre Katholische Theologie in Mainz an Universität und Priesterseminar


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Felder ist der Campus vom Stadtrand aus ein ganzes Stück näher an den Dom herangerückt – zumindest im Empfinden der Mainzerinnen und Mainzer. Aus den ursprünglich sechs Fakultäten wurden zehn Fachbereiche und, deutschlandweit einmalig, zwei künstlerische Hochschulen – für Musik und Kunst. Die einzigen noch heute bestehenden Fakultäten sind, das wissen Sie als wohlinformiertes Publikum selbstverständlich, die Katholisch-Theologische und die Evangelisch-Theologische Fakultät. Diese wiederum sind aber wohlgemerkt, und dabei handelt es sich ebenfalls um eine Mainzer Besonderheit, in einem Fachbereich, unserem Fachbereich 01, vereint.

      Die Theologien als inhärent interdisziplinäre Fächer entsprechen in besonderer Weise dem Leitspruch aus dem Johannes-Evangelium, der bei der Wiedereröffnung der Mainzer Universität 1946 am Turm der Flakkaserne prangte und der bis heute die Eingangshalle der Alten Mensa dominiert ut omnes unum sint, „dass alle eins seien“ – dieser Leitspruch charakterisiert nicht nur die Einheit der Mitglieder der Universität über alle Fächergrenzen hinweg, er charakterisiert auch die Einheit der Forschenden und der Lernenden, das Spezifikum der Universität. Kein Wunder also, dass auch der im Einladungsflyer zu dieser Veranstaltung erwähnte erste Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, August Reatz, das Motto zu seinem Leitsatz wählte.

      Gemeinsam fühlen sich alle Mitglieder der Universität dem Vorbild und dem internationalen Wirkungsanspruch ihres Namensgebers bis heute verpflichtet: innovative Ideen zu fördern und umzusetzen; Wissen zu nutzen, um die Lebensbedingungen der Menschen und deren Zugang zu Bildung und Wissenschaft zu verbessern; sie zu bewegen, die vielfältigen Grenzen zu überschreiten, denen sie täglich begegnen. Dass die spezifische Campussituation der Johannes Gutenberg-Universität hierfür beste Voraussetzungen bietet, indem über nahezu alle Fächergrenzen hinweg gemeinsam an einem Ort geforscht und gelernt werden kann, verdient dabei eine besondere Erwähnung.

      Von der fachlichen Breite der Theologie können wir als Universität, damals wie heute, lernen. Fordern doch die unterschiedlichen Arbeitsgebiete von Ethik, Philosophie und Moral über Geschichte und Dogmatik zur Pädagogik zum täglichen interdisziplinären Diskurs auf, der neue Perspektiven auf gemeinsame Fragestellungen, die weit über die Theologien hinausreichen können und zahlreiche Schnittstellen zu anderen Fächern der Volluniversität bieten, bietet. Wir sind davon überzeugt, dass es auf die komplizierten Fragen der heutigen Zeit keine einfachen, offensichtlichen Antworten gibt. Umso wichtiger sind daher grenzüberschreitende Projekte und innovative Ideen zu den Zukunftsthemen unserer Gesellschaft. Doch auch im Hinblick auf einen weiteren wichtigen Aspekt ist die Geschichte der Katholischen Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität vorbildlich: Die seit sieben Jahrzehnten bewährte, konstruktive Zusammenarbeit zwischen Universität und Bistum. Sie ist ein sehr gelungenes Beispiel für die offene Universität, für den Dialog von Wissenschaft mit Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur, den fortwährenden Diskurs zwischen „Theorie und Praxis“. Dieser Austausch liegt uns deshalb besonders am Herzen, weil Wissenschaft für uns kein Selbstzweck ist. Vielmehr gilt es wissenschaftliche Erkenntnisse fundiert aufzubereiten und weiterzugeben, sie mit Expertinnen und Experten aus der Praxis zu reflektieren und zu hinterfragen und so unser universitäres Wissen in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Ich freue mich, dass das in der engen Kooperation, die wir heute mit dem Jubiläum feiern, so hervorragend gelingt – davon zeugt nicht zuletzt der Veranstaltungsort.

      Abschließend möchte ich mich bedanken, bei Ihnen Herr Kardinal, Herr Weihbischof, Frau Generalkonsulin und liebe Kollegen Kißener und Pulte für Ihre Beiträge zu dieser Feier. Beim bischöflichen Priesterseminar für die gute, gewinnbringende Zusammenarbeit und die Gastfreundschaft am heutigen Tag. Für das Team um Dekan Pulte, das für Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Feier verantwortlich zeichnet und Ihnen allen, liebe Gäste, für Ihr Interesse und Ihr Kommen.

      Grußwort von Sophie Laszlo Generalkonsulin von Frankreich

      Sehr geehrter Herr Kardinal Lehmann,

       sehr geehrter Herr Weihbischof Dr. Bentz

       sehr geehrter Herr Dekan Prof. Dr. Pulte,

       sehr geehrter Herr Prof. Kißener,

       sehr geehrte Damen und Herren,

       chers amis, liebe Freunde,

      es ist mir als Vertreterin der französischen Republik eine besondere Ehre und Freude, Ihnen meine Glückwünsche zum 70-jährigen Jubiläum der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Mainz zu übermitteln.

      Als ein Krieg endet, eine Universität zu gründen, finde ich völlig richtig. Diese Universität ist ein Beispiel der historischen – und manchmal turbulenten – Beziehungen, die Frankreich und Rheinland-Pfalz verbinden. Hierbei denke ich beispielsweise an die kurzlebige Mainzer Republik, die am Ende des 18. Jahrhunderts von Mainzer Intellektuellen, die sich für die französischen revolutionären Ansichten begeisterten, gegründet wurde; aber auch an den Aufenthalt der napoleonischen Truppen oder an die französische Verwaltung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg.

      Am Anfang dieser Besatzungszeit wurde 1946 die Universität Mainz neu begründet. Die französische Besatzungsregierung wollte damit zum Wiederaufbau Deutschlands beitragen und das Land Rheinland-Pfalz, das einige Monate später gegründet wurde, mit einem Wissens-, Ausbildungs- und Vermittlungszentrum ausstatten. 1946 zählte die Universität 2.000 Studenten, 70 Jahre später sind es 33.000, und wir freuen uns darüber.

      Die große Originalität der Neubegründung der Johannes Gutenberg-Universität liegt in der Integration einer theologischen Fakultät innerhalb der staatlichen Universität selbst. Es handelt sich hier um eine echte Revolution für uns Franzosen, da der Laizismus seit der Trennung von Kirche und Staat im Jahre 1905 eine der Grundlagen unserer Republik ist.

      Heute handelt es sich also für mich um eine einzigartige Feier, wenn ich beim Jubiläum einer von meinem Land gegründeten Fakultät Frankreich vertrete. Ich freue mich darauf und bedanke mich für Ihre Einladung.

      An Bischof Albert Stohrs Seite war damals Raymond Schmittlein, Leiter der Kultur- und Erziehungsabteilung der französischen Militärregierung, der maßgebliche Betreiber dieser Wiederbegründung. Dieser Germanist hat dazu beigetragen, mehrere wichtige Hochschulen in Rheinland-Pfalz zu gründen, wie die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer, der Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der Universität Mainz in Germersheim oder das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz. Seitdem haben sich die akademischen Kontakte zwischen Mainz und Frankreich ständig verstärkt. Ich denke dabei insbesondere an die dynamische Zusammenarbeit mit der Université de Bourgogne in Dijon.

      Jetzt möchte ich über die politische Partnerschaft sprechen. Wie Sie wissen, unterhalten Rheinland-Pfalz und Burgund seit 60 Jahren sehr enge kulturelle, politische, akademische und wirtschaftliche Beziehungen. Auch im Bereich Wein gibt es eine sehr schöne Beziehung. 10 Jahre nach der Gründung der Johannes Gutenberg-Universität hatte der damalige Ministerpräsident Peter Altmeier mit dem Chanoine Député Maire von Dijon Felix Kir eine mutige und entschlossene Freundschaft zwischen den beiden Regionen besiegelt. Der Chanoine Kir war eine außergewöhnliche Persönlichkeit – der nicht nur seinen Namen an den berühmten Aperitif Kir gegeben hat – sondern auch ein Visionär, der sich sehr schnell nach dem Zweiten Weltkrieg für ein Werk der Versöhnung und Freundschaft engagiert hatte.

      Ein anderer Franzose hat einen religiösen Ort ihrer schönen Stadt Mainz geprägt: Marc Chagall. Der Künstler hat für die Sankt Stephan-Kirche wunderschöne Fenster in verschiedenen leuchtenden Blautönen gestaltet, wahrhaftige Einladung zur inneren Friedensfindung und Kontemplation.

      Liebe Freunde, erlauben Sie mir an diesem Festtag, dem Kardinal Lehmann eine sehr freundliche Nachricht im Namen Frankreichs und in meinem Namen zu vermitteln. Eminenz, Monseigneur, wir haben uns zweimal getroffen und diese zwei Gespräche haben mich dank Ihrer wohlwollenden Aufnahme tief bewegt. Dafür danke ich Ihnen und meine Gedanken werden Sie in einigen Tagen begleiten.

      Ich möchte die heutige Gelegenheit auch dazu nutzen, Ihr persönliches Engagement zu begrüßen, jenes der katholischen Kirche und im weiteren Sinn aller religiösen Gemeinschaften sowie der deutschen Zivilbevölkerung für die Aufnahme von vielen Flüchtlingen, die hier ein neues und sichereres