setzt moralische Maßstäbe,
Eckpfeiler, Prinzipien nicht außer Kraft,
ist kein Freibrief für Beliebigkeit.
Aber zeigt deutlich,
dass nicht alle über einen Kamm zu scheren sind.
Gott begleitet uns auf unseren Wegen,
und das können manchmal auch Umwege sein.
Christ werden,
das dauert das ganze Leben.
Jede und jeder versucht es,
egal welcher gesellschaftlichen Gruppe
sie angehören,
welchen sozialen Status sie haben,
ob sie in Familie leben,
allein oder in anderer
verantwortungsbewusster Partnerschaft.
Egal in welcher Partei sie sich
zu ihrem Christsein bekennen.
Mit Recht fordern Christen aller Konfessionen
immer wieder deutlich den Schutz
von Ehe und Familie.
Ebenso aber möchte ich nicht auf die verzichten,
die dabei durch diese oft sehr eng
geknüpften Maschen fallen.
Menschen, die von außen besehen die Norm erfüllen,
sind für mich noch nicht per se
Garanten für moralische Glaubwürdigkeit.
Das können sie sein.
Müssen sie aber nicht.
Gauner gibt es unter Familienvätern
genauso wie bei Alleinerziehenden.
Großartige Persönlichkeiten bei Schwulen
genauso wie bei Menschen, die bewusst allein leben.
Und genauso umgekehrt.
Jesu Jüngerwelt war schon damals bunter,
als wir es heute wahrhaben wollen.
„Liebe, und dann tue, was du willst“ –
der Satz stammt nicht von der Berliner Loveparade,
sondern vom Kirchenvater Augustinus.
Lieben kann schon mal damit anfangen,
wenn man Respekt vor anderen Lebensweisen hat,
ohne sie selbst zu leben.
Wenn man die Sehnsucht von Menschen achtet,
so lieben zu dürfen, wie sie sind.
Und wenn man barmherzig mit Scheitern umgeht.
… nicht nur Himmlisches
„Selig sind nicht die Auf- und Abgeklärten,
denn ihr erhabenes Licht genügt,
die Reifen, denen nichts zu tun bleibt,
als vom Baum zu fallen.
Sondern selig die Umgetriebenen,
die Aufgescheuchten,
die täglich neu vor meinen Rätseln stehen
und sie nicht lösen können.“
Der diese Worte Gott in den Mund legt,
hatte etwas von Gott und den Menschen kapiert.
Hans Urs von Balthasar hieß er.
Mir gefällt das,
und mich beruhigt diese Seligpreisung.
Dann habe ich auch eine Chance.
Denn bei mir ist noch lange nicht alles klar,
was den Glauben angeht.
Da kann ich noch so viel Theologie studiert haben.
Gott bleibt ein Geheimnis,
dem ich mich nähern kann,
aber mit dem ich nie fertig werde.
Rätsel gibt es genug.
Niemand, erst recht nicht Gott,
verlangt von mir,
dass ich im Glauben alles auf die Reihe kriege.
Zu viele große und kleine Katastrophen
gibt es immer wieder und dann die Frage:
Wo ist Gott? Gibt es ihn wirklich?
Und wo geht diese Lebensreise
mit mir irgendwann hin?
Aber dieses Fragen gehört dazu.
Ein Glaube, bei dem man keine Fragen mehr stellt,
keinen Zweifel mehr kennt,
ist kein Glaube, sondern felsenfestes Wissen.
Wem das geschenkt ist, alle Achtung.
Da kann ich nur bei allem Respekt neidisch werden.
Ich habe dieses Wissen nicht.
Und ich bin sicher nicht der Einzige.
Die ganze Bibel ist voll mit Gestalten,
die im Auf und Ab ihres Lebens
auch ihre Probleme mit dem
geheimnisvollen Gott haben.
Das gehört zu einer lebendigen Beziehung.
Ich bin sicher, Gott weiß darum.
Ebenso, dass ihm die Suchenden
und mit ihm Kämpfenden
nicht die Unliebsten sind.
Die Gesellschaft, die Jesus um sich scharte,
war ein entsprechend bunter Haufen Menschen
mit allem Drum und Dran,
mit ganz gewöhnlichen Alltagen,
mit schwachen und starken Momenten.
Das kann ich mir auch
bei meiner eigenen Suche
nach der Wahrheit, die wir Gott nennen,
immer wieder sagen:
Gott kennt mich besser
als ich mich selbst; und:
Er hält mich aus.
So wie vor rund 900 Jahren
die heilige Hildegard von Bingen
an einen ängstlich-frommen Kirchenmann schrieb:
„Fürchte dich nicht,
Gott sucht nicht immerzu Himmlisches in dir.“
Irgendwann wird Gott selbst die Rätsel der Welt
und meine eigenen enthüllen.
In dem Zustand,
den wir mit schwachen Worten
Himmel nennen.
Von dem wir so wenig wissen,
von dem wir so viel erhoffen.
Bis dahin ist aber noch Zeit.
Meine Zeit.
Fastenzeit
Die Asche hat nicht gehalten.
Am Aschermittwoch
bekamen wir