Medard Kehl

Mit der Kirche fühlen


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      Medard Kehl

      Mit der Kirche fühlen

       Ignatianische Impulse

      Herausgegeben von Stefan Kiechle SJ und Willi Lambert SJ, Band 44

      Ignatianische Impulse gründen in der Spiritualität des Ignatius von Loyola. Diese wird heute von vielen Menschen neu entdeckt.

      Ignatianische Impulse greifen aktuelle und existentielle Fragen wie auch umstrittene Themen auf. Weltoffen und konkret, lebensnah und nach vorne gerichtet, gut lesbar und persönlich anregend sprechen sie suchende Menschen an und helfen ihnen, das alltägliche Leben spirituell zu deuten und zu gestalten.

      Ignatianische Impulse werden begleitet durch den Jesuitenorden, der von Ignatius gegründet wurde. Ihre Themen orientieren sich an dem, was Jesuiten heute als ihre Leitlinien gewählt haben: Christlicher Glaube – soziale Gerechtigkeit – interreligiöser Dialog – moderne Kultur.

       Medard Kehl

      Mit der Kirche

      fühlen

      P. Walter Katterbach SJ,

      dem originellen und

      unermüdlichen Seelsorger,

      gewidmet.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

      © 2010 Echter Verlag GmbH, Würzburg

      www.echter-verlag.de Umschlag: Roberto Meraner Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck ISBN 978-3-429-03305-7

      Inhalt

       1. Eine biographische Annäherung

       2. Mit einer »sündigen« Kirche fühlen?

       Die Sünden der Einzelnen und die sündige Kirche

       Dennoch: Die unzerstörbar »heilige« Kirche

       3. Die Regeln des hl. Ignatius zum »Fühlen mit der Kirche« im Exerzitienbuch

       Der geschichtliche und theologische Hintergrund

       Das bleibend Gültige: Die ignatianische »Kultur des Lobens«

       Ein unverzichtbarer Kontrapunkt: Der biblische Freimut

       4. Das ignatianische »Concretissimum« des Fühlens mit der Kirche: Gehorsam gegenüber dem Papst

       Ein kurzer Blick in die Geschichte

       Der Sinn dieses Gehorsams heute

       5. Das Fühlen mit der Kirche einüben

       Eine Reich-Gottes-Entdeckungsreise im Raum der Kirche

       Mit der Bibel die Kirche meditieren

       Anmerkungen

      1. Eine biographische Annäherung

      Es war in der Zeit meines Theologiestudiums in Frankfurt/Sankt Georgen, also in der zweiten Hälfte der 60er Jahre. Es war zugleich die erste Phase der Rezeption des 2. Vatikanischen Konzils mit all ihren Unruhen und zunehmend stärker werdenden Polarisierungen in der Kirche. Da empfahl mir mein damaliger, von mir sehr verehrter theologischer Lehrmeister, P. Otto Semmelroth, dessen Nachfolger in Sankt Georgen ich einige Jahre später werden sollte, ein Buch des zu dieser Zeit sehr berühmten französischen Jesuiten und Theologen Henri de Lubac SJ zu lesen: »Méditation sur l’Église«. Ich las es in der kongenialen Übersetzung von Hans Urs von Balthasar: »Die Kirche. Eine Betrachtung« (Einsiedeln 1968). Diese aus der ganzen Fülle der patristischen, mittelalterlichen und neuzeitlichen Kirchenspiritualität und Kirchentheologie schöpfende Meditation über die Kirche hat mich einfach begeistert. Ich konnte den Sätzen von Hans Urs von Balthasar in seinem Vorwort voll zustimmen: »Es ist ein Betrachtungs-, kein Lehrbuch über die Kirche; aber Weisheit kann mehr sein als Wissenschaft. Es ist ein Buch der Liebe mehr als des Verstandes, und Liebe, die erleuchtet und geordnet ist, ist auf jeden Fall mehr als Verstand« (S. 9). Im Nachhinein sehe ich es als eine glückliche Fügung, dass dies das erste größere Buch über die Kirche war, das ich gelesen habe. Die Kirchenmeditation von Henri de Lubac hat nachhaltig die Weichen für mein eigenes geistliches Verhältnis zur Kirche und nicht minder für mein theologisches Verständnis von Kirche gestellt.

      Dieses Buch erlebte innerhalb eines Jahres drei Auflagen und nahm sehr viel von den späteren Aussagen des Konzils über die Kirche vorweg. Henri de Lubac brachte damals die Geduld des Wachsens und Reifens auf, ohne die ein fruchtbares Leben und Denken innerhalb