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Single - und wie?!


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eine sinnvolle Lebensweise! Durch den Untertitel wird deutlich, dass beim Singlesein die Dimension der unerfüllten Wünsche offensichtlicher im Blickfeld ist als bei anderen Lebensformen. Deshalb sind Überlegungen angebracht, inwiefern es erfülltes Leben mit unerfüllten Wünschen gibt. Und sollte dies möglich sein, dann muss gesagt werden, wie! Allem Offenen und allen Fragen zum Trotz wird dieses Buch davon sprechen, dass der Alleinstand eine normale, gute und vollwertige Lebensform ist, selbst wenn sie gesellschaftlich gesehen keineswegs immer als solche wahrgenommen werden wird.

      Ich wurde angefragt, dieses Buch zu schreiben, weil ich als unterdessen 48-Jährige einige Jahre Erfahrung mit einem Leben als Allein-Stehende mitbringe. Von diesen Erfahrungen gehe ich auch aus und habe vor allem am Anfang des Buches viel Biographisches einfließen lassen. Die Reflexion dann, also das Nachdenken über die Lebensform der Allein-Stehenden im Allgemeinen, steht in diesem Buch immer im Zusammenhang mit der persönlichen Erfahrung. Daraus ergeben sich Anregungen und Impulse für die Leser, die sich wiederfinden, ja bestätigt fühlen können oder aber dazu kommen, ihr Eigenes deutlicher zu benennen.

      Schließlich wird das Buch zum Übungsbuch, welches die ignatianische Perspektive von Anfang an miteinbezieht. Die ignatianische Spiritualität hält einen Fundus an Hilfestellungen bereit, die aus den Erfahrungen ihres Gründers, des heiligen Ignatius von Loyola, stammen. Er war ein Mensch, der lange Zeit seines Lebensweges, bevor er sich mit Gefährten zusammenschloss, alleine seinen persönlichen Weg mit Gott suchte. Er legte ein sehr praktisches Zeugnis darüber ab, was ein Mensch braucht, um seinem innersten Wesen gerecht zu werden, ein erfülltes Leben zu suchen und zu finden. Das Buch regt an, den Blick und die Wahrnehmung für sich selber zu schärfen und dann über sich hinaus in den Zusammenhang von Gott und Mensch zu denken und darin erste oder vertiefte Schritte zu wagen.

      Dieses Buch stammt aus der Feder einer Allein-Stehenden. Aber es ist trotzdem ein kleines Gemeinschaftswerk, denn das Mauskript wurde in verschiedenen Phasen der Entstehung von anderen gelesen und schriftlich oder mündlich kommentiert. Es waren Frauen, Männer, Allein-Stehende und Verheiratete. Ich danke Andrea, Madeleine, Cornelia, Marcel, Patricia, Elisabeth, Theres, Jörg, Ruth-Maria und den vielen, die mich ohne ihr Wissen in Begleitgesprächen auf das eine oder andere aufmerksam gemacht hatten.

      Es ist für mich eine Freude, mit diesem Buch einen Beitrag leisten zu dürfen für Menschen, deren Lebensform im Allgemeinen unvollständig, ja defizitär empfunden wird und die sich selber auch nicht getrauen, sich ganz zu fühlen in ihrer Haut. Hildegard Aepli

      Beschreibung einer Lebensform

       Einleitung

      Gibt man in eine Suchmaschine im Internet das Wort »Single« ein, erscheinen zahllose Möglichkeiten der Partnervermittlung. Singles sind jene, die aktiv einen Partner suchen und denen mit dem richtigen Partner geholfen ist. Das spiegelt in etwa den Umgang der Gesellschaft mit Allein-Stehenden wider. Sie werden oftmals alle in einen Topf geworfen.

      Dieses Buch richtet sich an Frauen und Männer, die nicht mehr primär auf der Partnersuche, aber offen für eine Lebenspartnerschaft sind. Es eignet sich für jene, die ahnen, dass ihre Bestimmung im Allein-Stehen liegt oder dass sie auf lange Sicht oder auf Dauer so leben werden. Es spricht jene an, die für ihre Lebensgestaltung Impulse aus der christlichen, insbesondere der ignatianischen Spiritualität suchen. Es richtet sich an solche, die sich in die Thematik einlesen wollen. Ziel des Buches ist auch, dem Lebensstand der Allein-Stehenden Wertschätzung und Beachtung zu schenken und ihn von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

      Wenn ich mich in einer Runde vorstelle, erzähle ich von der Herkunft, von Ausbildungen und der Berufsarbeit. Regelmäßig vergesse ich zu erwähnen, dass ich allein-stehend und kinderlos bin. Warum wohl? Ein Grund könnte sein, dass in solchen Runden alle etwas Positives von sich berichten. Die Aussage, ohne Familie und ohne Kinder zu leben, drückt aber zunächst eine Art Defizit aus. Wenn ich weiter darüber nachdenke, merke ich auch, dass unterdessen ein wichtiger Prozess zur Ruhe gekommen ist. Die Frage des Zivilstandes und der Lebensform ist in den Hintergrund geraten. Ich stelle mich nicht mehr als »Tochter von« vor. Ich leide nicht mehr darunter, mich nicht als »Frau von« oder »Mutter von« bezeichnen zu können. Es ist gut so, wie es gekommen ist, und – ich nehme mir vor, in Zukunft bei Vorstellungsrunden zu erwähnen, wie ich lebe.

      Es gibt viele Gründe, warum Menschen allein-stehend sind. Sie haben keinen Partner gefunden, eine große Enttäuschung in einer Beziehung erlebt, sie sind geschieden, verwitwet, passen nicht ins Kloster, sind von einer Aufgabe oder einem Thema sehr beansprucht, sie haben eine Krankheit, Behinderung, fühlen sich beziehungsunfähig … Ihnen gemeinsam könnte sein, dass sie unfreiwillig in dieser Lebensform stehen. Die wenigsten haben aktiv dafür eine Entscheidung gefällt. Viel eher sind sie langsam hineingerutscht. Einige fühlen sich gedrängt, ja gezwungen, so zu leben. Mit den Jahren ist vielleicht eine gewisse Akzeptanz für diese Lebensform gewachsen. Ihnen allen gemeinsam ist auch die Aufgabe, diese Lebensform zu gestalten.

       Lebensform zwischen Stuhl und Bank

      Die Googlesuche zu den Singles gibt die gegenwärtige Sicht auf die Allein-Stehenden wider. Sie sind alle auf der Suche nach einem Partner. Das Bild, das sich unbewusst für die jüngere und mittlere Generation der Allein-Stehenden daraus formt, ist eines von Unfertigkeit. Sie leben provisorisch. Singles können deshalb des Egoismus bezichtigt oder aber mit Mitleid bedacht werden, denn glücklich kann man ja so nicht leben. Ein Themenheft der Neuen Zürcher Zeitung von 1999 kam zum Schluss, dass das Singlesein ein periodisch wiederkehrender Zustand im Nirgendwo zwischen zwei Beziehungen sei. Der Single könne nicht als Kind der Freiheit, sondern als Abkömmling moderner Beziehungsstrukturen beurteilt werden. So ähnlich dürfte sich das Lebensgefühl vieler Allein-Stehender auch tatsächlich äußern: zwischen Stuhl und Bank; noch nicht angekommen; im Übergang. Sie fragen sich: Was stimmt nicht mit mir? Es kann sich eine Art Sisyphus der Beziehungsfrage einstellen: Ich suche ewig und finde nicht! Manche wird das Gefühl des Scheiterns, des Ungenügens oder persönlicher Unzulänglichkeit, ja sogar der Scham begleiten. Vielleicht ist es das Erleben eines Defizits, das sie ständig begleitet; und aus einem Defizit heraus zu leben, lässt einen schwer zur Ruhe kommen.

      Andererseits stellen sich viele Dienstleistungsbetriebe auf die Singles ein. Diese haben in der Regel mehr Geld zur Verfügung und geben es leichter aus. Das portionierte Fast Food wird entwickelt und im Bereich des Wohnens wird an die Singlehaushalte gedacht.

      Gesellschaftlich gesehen gibt es die Ledigen. Viele Formulare halten diese Variante der Lebensform bereit. In der Statistik wird von den »alleinlebend Partnerlosen« gesprochen. Deren Zahl ist in den letzten Jahren gestiegen. Das Singleleben wird zu den nichtkonventionellen Lebensformen gezählt, weil es neuartig ist und sich historisch nicht durchgesetzt hat. Verschiedene Studien zur Bevölkerungsentwicklung gehen davon aus, dass sich die Zahl der Singles wieder verringern wird, dass es sich um ein vorübergehendes Phänomen handelt. Unabhängig davon, wie sich die Anzahl der Allein-Stehenden entwickeln wird und wie diese gesellschaftlich gesehen werden, geht es darum, diesen Menschen Aufmerksamkeit zu schenken und zu überlegen, wie sie ihr Leben bejahen, ausrichten und gestalten können.

      Es gibt aber kaum Bestrebungen, über das Allein-Stehen als echte Lebensform nachzudenken. Es ist auch gar nicht einfach, die Allein-Stehenden als Gruppe zu definieren. Am ehesten könnte auf sie zutreffen, dass sie ohne (konstante) sexuelle Beziehung, aber nicht beziehungslos leben. Sie sind keine feste Bindung zu einem Menschen, einer Gemeinschaft oder Orden eingegangen.

      Der Blick auf die katholische Kirche zeigt, dass sie die Unverheirateten ins Auge fasst. Mit Blick auf das Leben Jesu hat sie die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen institutionalisiert. Das Mönchstum und die Orden sind daraus entstanden. Die Kirche hat mit dem Priestertum einen Lebensstand für allein-stehende Männer geschaffen. Für Frauen gibt es die Möglichkeit der geweihten Jungfrau. Diese kann als Ausdruck ihrer Nachfolge Jesu vom Diözesanbischof eine feierliche Weihe empfangen. Damit stellt sie sich dem Bischof für Dienste in der Kirche zur Verfügung. Der Bischof