Helmut Schlegel

Heute, nur heute


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heute

      unser Glück zu ergreifen

      nur heute

      unser Leid auszuhalten

      im Wissen

      dass beides vergeht

      und in Dir geborgen sein wird

      im ewigen JETZT

       Ricarda Moufang

      SCHRIFTWORT

      Hagar

      Abram entgegnete Sarai: Hier ist deine Magd; sie ist in deiner Hand. Tu mit ihr, was du willst. Da behandelte Sarai sie so hart, dass ihr Hagar davonlief. Der Engel des Herrn fand Hagar an einer Quelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Schur. Er sprach: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du und wohin gehst du? Sie antwortete: Ich bin meiner Herrin Sarai davongelaufen. Da sprach der Engel des Herrn zu ihr: Geh zurück zu deiner Herrin und ertrag ihre harte Behandlung! Der Engel des Herrn sprach zu ihr: Deine Nachkommen will ich so zahlreich machen, dass man sie nicht zählen kann. Weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: Du bist schwanger, du wirst einen Sohn gebären und ihn Ismael (Gott hört) nennen; denn der Herr hat auf dich gehört in deinem Leid. Er wird ein Mensch sein wie ein Wildesel. Seine Hand gegen alle, die Hände aller gegen ihn! Allen seinen Brüdern setzt er sich vors Gesicht. Da nannte sie den Herrn, der zu ihr gesprochen hatte: El-Roï (Gott, der nach mir schaut). Sie sagte nämlich: Habe ich hier nicht nach dem geschaut, der nach mir schaut? (Gen 16, 6–13).

      An der Wasserquelle in der Wüste, wo Hagar verzweifelt und lebensmüde ist, findet sie der Engel. Er spricht sie mit Namen an und fragt nach ihrem Weg: „Hagar, Magd Sarais, woher kommst du und wohin gehst du?“ (Gen 16, 8) Hagar offenbart diesem Boten Gottes, dass sie vor Sarai auf der Flucht ist. Wohin der Weg sie führen wird, weiß sie nicht. Hagar bekommt eine Verheißung, die nicht weniger zählt als die Verheißung an Abram. Sie wird einen Sohn bekommen und ihm den Namen Ismael geben. Das bedeutet „Gott hat gehört“. Dies soll ihr zur Gewissheit werden, aus der heraus sie ihr Leben gelassen bewältigen kann, ganz gleich was kommt. Es wird nicht einfach werden für Hagar, denn Gott schickt sie wieder zurück zu Sarai. Sie wird auch in Zukunft Demütigungen erleiden müssen. Aber sie hat eine Hoffnung, die ihr niemand nehmen kann. Hagar erfährt, dass sich die Freiheit, die sie selbst ersehnt, in Ismael und seinen Kindern verwirklichen wird: „Er wird ein Mensch sein wie ein Wildesel“ (Gen 16, 12). Das ist keine Beleidigung. Es ist ein Bild für ein kraftvolles, eigenständiges Leben.

       Gelassenheit

      

Die Quelle sehen, die auch in der Wüste fließt

      

Auf den „Engel der Gegenwart“ hören

      

Der inneren Vision trauen

      

Aufrecht und furchtlos meinen Weg gehen

      HERZWORT

      Die Sorgen, die sich die

      Eigenliebe um die Zukunft macht,

      sind hinderlich für Gottes Wirken in uns …

      und dann nützen sie nicht einmal

      den materiellen Interessen.

      Mögen die anderen nur vorwärts

      drängen und weiterkommen:

      Ich beharre ohne Hast da,

      wo der Herr mich hingestellt hat,

      und lasse anderen den Weg frei.

      Ich möchte mir meinen Frieden bewahren,

      denn darin liegt meine Freiheit.

      Johannes XXIII.

      ALLTAGSSCHRITTE

      Ich beginne den Tag mit einer Präsenz-Meditation.

      Ich stelle mir einen Raum vor,

      an dessen Schwelle ich stehe.

      Der Raum ist licht und weit.

      Ich spüre, welche Gefühle in mir aufkommen:

      Erwartung? Sorge? Aufregung? Freude?

      Im Einatmen fließt mir das Heute von Gott her zu,

      im Ausatmen drücke ich

      meine Bereitschaft und Hingabe aus.

      In meiner Vorstellung betrete ich

      den Raum des Heute und sage:

      „In Gottes Namen!“

      Ich beende den Tag mit einer Präsenz-Meditation.

      Ich stelle mir denselben Raum vor.

      Ich stehe in der Mitte, um mich herum Menschen,

      denen ich begegnet bin,

      Ereignisse, die mir wie Bilder

      an der Wand vorkommen.

      Ich gehe durch den Raum,

      schaue und verabschiede das Heute.

      Ich verlasse den Raum, schließe die Türe zu und sage:

      „Gott sei Dank!“

      Ich praktiziere immer wieder

      das Ritual der Vergegenwärtigung.

      Dazu stehe ich auf und atme tief.

      Ich öffne meine beiden Hände

      und halte sie vor mich hin.

      Ich lege die vergangene Zeit –

      vielleicht die letzte Stunde

      oder auch den gestrigen Tag

      oder sogar das vergangene Jahr –

      dankbar in die linke Hand und halte sie Gott hin.

      Ich lege meine Zukunft –

      die nächste Stunde

      oder den morgigen Tag

      oder das kommende Jahr –

      zuversichtlich in die rechte Hand.

      Dankbar und zuversichtlich –

      ich wiederhole in der Stille einige Male diese Worte.

      Dann falte ich die Hände vor der Brust

      und versetze mich ganz in die Gegenwart.

      Ich gestalte meinen Kalender

      zu einem kleinen Kunstwerk

      (mit schönem Einband, Fotos von lieben Menschen,

      kleinen Gedichten u.Ä.).

      Termine, die der Erholung, Kultur

      oder Begegnung dienen,

      trage ich sorgfältig ein.

      Den heutigen Tag kennzeichne ich bewusst

      (z. B. durch ein Bändchen oder

      einen farbigen Haftstreifen).

      Ich achte darauf, heute auch Freiräume für mich,

      für Gott und für liebe Menschen zu reservieren.

      Ich bezeichne sie mit besonderen Symbolen.

Erstes Gebot