Gisela Lück

Kleben (E-Book)


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DAS PHÄNOMEN VERSTEHEN

       Birkenpech, Baumharz, Knochenleim – die Klebstoffe unserer Vorfahren

      Vieles deutet darauf hin, dass schon die Neandertaler Klebstoff gewonnen und verwendet haben: aus Birkenrinde, die sie im Feuer, luftdicht zusammengepackt, erhitzten, sodass dabei geringe Mengen einer teerartigen, klebrigen Substanz entstanden – Birkenpech. Was vielleicht einmal als zufällige Entdeckung bei den Überresten eines Lagerfeuers begann, wurde nun systematisch eingesetzt.

      Birkenpech gilt als ältester von Menschen hergestellter Klebstoff und wurde schon vor 200 000 Jahren genutzt, um zum Beispiel Steinklingen an Schäften zu befestigen. Der älteste Fund liegt bei Campitello in der Toscana, zwei weitere stammen aus Inden-Altdorf (Nordrhein-Westfalen) und aus Königsaue (Sachsen-Anhalt) und sind etwa 120 000 bzw. 80 000 Jahre alt (Kozowyk et al. 2017) Auch Ötzi benutzte vor 5000 Jahren Birkenpech, um seine Pfeile herzustellen.

      Neben Birkenpech wurde vor 80 000 Jahren auch Baumharz eingesetzt, wie es direkt aus Baumrinde gewonnen werden kann. Später kamen Tierblut und Eiweiß hinzu, die als Bindemittel für den Untergrund von Höhlenmalereien verwendet wurden.

      Etwas größer wurde die Auswahl der Klebematerialien ab etwa 3000 v. Chr. bei den Sumerern, den alten Ägyptern, Griechen und Römern.

      Die Sumerer werden als die ältesten Klebstoffhersteller angesehen. Sie stellten eine Art Leim her, indem sie Tierhäute auskochten. Diesen Leim benutzten sie für den Haus- und Tempelbau, aber auch zur Herstellung fester Straßenbeläge.

      In Ägypten wurden Bienenwachs und Steinmehl gemischt, und der so erhaltene Klebstoff war stabil genug, um sogar Metallklingen mit Stielen aus Holz zu verbinden. Aus Sehnen und Knorpeln von Schlachtabfällen wurden Leime hergestellt, die für Holzfurniere verwendet wurden – manche von ihnen so haltbar, dass sie sogar im Grab von Tutanchamun nach Tausenden von Jahren intakt waren. Die Griechen übernahmen die Leimherstellung der Ägypter, und es ist überliefert, dass das Leimsieden bei ihnen ein eigenständiger Beruf war. Die Römer verwendeten Klebstoffe auf der Basis von Mehlkleister oder Brot, aber auch Mischungen aus Käse und Kalk.

      Im Mittelalter kamen kaum neue Klebetechniken hinzu; erst mit der Erfindung des Buchdrucks im Spätmittelalter wurden für das Buchbindergewerbe spezielle Buchleime erforderlich, die zum einen das Papier nicht angriffen und dennoch genügend Festigkeit und Klebkraft aufwiesen, um die einzelnen Blätter fest zu binden. Auch der um 1500 aus Mittelamerika von den Spaniern nach Europa gebrachte Kautschuk wurde als Ausgangsmaterial für neue Klebetechniken genutzt.

      Einige dieser früher weit verbreiteten Klebstoffe mit enormer Klebeeigenschaft können Sie auch heutzutage selbst herstellen. Die Anleitungen dazu finden Sie im Experimentierteil.

      Mit der Entwicklung der organischen und später der makromolekularen Chemie wurden Naturklebstoffe fast völlig verdrängt, es ging Schlag auf Schlag weiter mit neuen Innovationen. 1940 – Patent für Methacrylat-Klebstoffe (Alleskönner, kleben auch Metalle), 1958 – erste Cyanacrylat-Klebstoffe (z. B. Sekundenkleber), 1967 – temperaturfeste Polyimid-Klebstoffe, 1980 – reaktive Schmelzklebstoffe, 2000 – Entwicklung reversibler Klebstoffsysteme.

      … und dank dem enormen Fortschritt in der Analysetechnik schaut man sich heute die Klebetechniken in der Natur ganz genau an und versucht, daraus mittels der sogenannten Bionik für die Technik zu lernen; so etwa bei der Frage, wie es einer Seepocke gelingt, trotz heftigen Turbulenzen im Wasser an einer Muschel haften zu bleiben.

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