denen er ein Mal im Jahr, unterstützt von Korab, zwei Kartons voller geräucherter Donaufische als Willkommensgeschenk brachte. Bei dieser Gelegenheit kam man vor allem mit den Männern ins Gespräch und erfuhr, wie schwierig es geworden war, in Mitteleuropa Stellplätze für einen ganzen Clan zu finden. Und war dann endlich ein halbwegs passabler Ort entdeckt, dann versuchte man, dort möglichst wenig aufzufallen, um bitte, wenn machbar, auch in den nächsten Jahren noch geduldet zu werden. Dass die Sinti unter diesen Vorzeichen eine derart schroffe und bizarre Aktion gesetzt hatten, hielt Korab für absurd. Die gekreuzigte Torte musste das Werk eines Einzeltäters sein.
Wieso sollte dieser anonyme Gartentürverzierer nicht aus der Siedlung stammen? Oder vorhaben, in selbige einzuziehen? Seit Jahren war die Nachfrage nach Stellplätzen weitaus höher als das Angebot. Wer einmal drinnen war, baute sich ein und vererbte den Bunker an seine Kinder und Enkel. Nur Typen, die weder Kinder noch Verwandte hatten, würden sich vielleicht zu einem Abgang bewegen lassen. Vorausgesetzt, man machte ihnen mit einem gewissen Nachdruck deutlich, dass sie nicht in diese Umgebung passten.
Korab, der noch immer vor dem Automaten stand, steckte sein iPhone zurück in die Jackentasche und blickte erneut ins Innere des sperrigen Kastens. Die bunt glitzernden Schokostreifen und Müsliriegel erinnerten ihn daran, dass er noch kein Gastgeschenk für Herrn Scheuz besorgt hatte. Was bringt man einem Neunzigjährigen, der sich bereit erklärt hat, seine kostbare Zeit einem Historiker zu opfern?
Nachdenklich ging Korab über das Bahnhofsgelände und blieb vor einem Kiosk stehen. Dort kaufte er eine kleine Sonnenblume für Herrn Scheuz. Die Blume züchten, die Blume ernten, sie hierher bringen, lagern und präsentieren; das alles stand in einem guten Verhältnis zum Endpreis und zur Größe der erzielbaren Freude beim Beschenkten. Korab beschloss, bei seiner Rückfahrt noch eine zweite Van-Gogh-Rakete zu erwerben. So nannte Korab bei seinen Museumsführungen die von van Gogh gemalten Sonnenblumen. Anita würde sich freuen.
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