meine, ist keine Flucht ins Private oder neues Biedermeier. Es geht darum, bei euch selbst ANZUFANGEN und nicht daran zu verzweifeln, dass ihr an der großen, weiten Welt und »der Gesellschaft« nichts ändern könnt.
Noch wichtiger:
Am Bau seiner kleinen Welt zu arbeiten, heißt auch nicht, neurotisch darauf zu achten, dass alles perfekt ist, um es anderen präsentieren zu können. Es geht darum, euch eine Umgebung aufzubauen, die Kraft und ein gutes Lebensgefühl gibt. Diese Freude, das Wohlbehagen und eure Leidenschaft dabei, strahlt heller als tausend Theorien.
Ein Leuchtfeuer an eigener Lebensfreude zu schaffen, indem wir uns unsere kleine Welt bauen, ist die beste Möglichkeit, die wir haben, auf andere positiv einzuwirken. Und es macht auch noch glücklich.
Welche vier Worte für mich alles leichter und schöner machen
Es gibt vier Worte, die mein Leben verändert haben. Ich habe sie als Schild auf meinem Schreibtisch, in meinem Handy als Erinnerung und sogar auf einem Schlüsselanhänger eingraviert.
Die vier Worte helfen mir, wenn es schwierig wird. Sie helfen mir, wenn es laut wird, weil ich eine Baustelle vor dem Haus habe. Sie helfen mir, wenn mich etwas schrecklich aufregt. Sie helfen mir, wenn wir etwas wehtut. Sie helfen mir, wenn ich etwas nicht erwarten kann und deshalb sehr ungeduldig bin. Sie helfen mir einfach in allen Lebenslagen.
Diese vier Worte helfen mir aber nicht nur bei Schwierigkeiten, oh nein. Diese vier Worte machen auch alles Schöne noch viel, viel schöner.
Wie diese vier Worte lauten?
Auch das geht vorbei.
Jetzt denkt sich mancher sicher: »Spinnt der?! Das soll so großartig sein? Diese vier Worte sollen Wunder bewirken?«
Ja. Mehr ist es nicht:
Auch das geht vorbei.
Was diese vier Worte können, möchte ich an einem Beispiel erklären. Es geht darin um meinen kleinen Hund Joppy. Vor einiger Zeit habe ich beschlossen, dass ich gerne wieder einen Hund in meinem Leben haben möchte. Wenn ich daran gedacht habe, habe ich mir einen sehr lieben und lustigen Hund vorgestellt, der ein richtiger Kumpel ist, eine starke Persönlichkeit hat, mich mit seiner Lebendigkeit jeden Tag herausfordert und vor allem gesund ist.
Daran habe ich ganz fest gedacht, und – das Leben hat mich zu einem Jack-Russell-Welpen aus einer sehr, sehr guten Zucht geführt. Dort wird ganz besonders auf Charakter und Gesundheit der Hunde geachtet. Ich habe mir dort aus einem Wurf einen Welpen ausgesucht, den ich mit neun Wochen mit nach Hause nehmen durfte, und habe ihn »Joppy« getauft. Unglaublich wie süß so ein kleiner Welpe sein kann, der am Anfang kaum größer als zwei Hände ist.
Der kleine Kerl hat mich und meinen Mann Ivo zum Lachen gebracht, uns unterhalten – und er hat uns in die totale Verzweiflung getrieben. Ein Welpe ist nämlich nicht nur süß. Ein Welpe weckt dich auch zwei- bis dreimal pro Nacht auf, weil er hinaus muss. Dann musste ich ihn nehmen und im Pyjama mit ihm in den tief verschneiten, eiskalten Garten vor unserem Haus hinausstapfen, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Danach wieder zurück ins Haus und schnell unter die Bettdecke, nur um drei Stunden später von Joppys Jammergeräuschen geweckt zu werden, weil er schon wieder musste …
So ging das Nacht für Nacht für Nacht, bis mein Schlafmangel gefährlich anwuchs und sich in Missmut verwandelte.
Joppy hingegen war natürlich nach wie vor lustig. Nur manchmal bedeutete das Lustigsein, dass er in der Wohnung herumsauste, die Lammfelle von den Sesseln beim Esstisch fetzte, zur Zimmertanne raste, um ihr die Äste herunterzureißen und wenige Sekunden später schon beim Zimmerbrunnen war, um daraus zu trinken, und von dort direkt zu den Stuhlbeinen zu sprinten, um sie abzunagen.
Es hat mich einfach wahnsinnig gemacht. Außerdem ist Joppy trotz vieler Versuche lange Zeit nicht sauber geworden. Er hat einfach nicht kapiert, dass das Haus keine Toilette ist und dass er sein Geschäft im Freien erledigen soll.
Jede Nacht mehrmals aufzustehen, im Haus immer wieder kleine unliebsame Überraschungen zu finden und dann beim Spazieren auch noch seine liebe Not mit einem unfolgsamen Hund zu haben: Das war eine ganze Menge.
Ein guter Freund hat mir damals einen schönen Spruch mitgegeben: »Es ist völlig normal, einen Welpen manchmal aus dem Fenster werfen zu wollen. Es ist nur nicht normal, es wirklich zu tun.«
Obwohl ich kurze Zeit das Gefühl hatte, dass die Anschaffung dieses Hundes der größte Fehler meines Lebens gewesen ist, habe ich mich dann an die vier Worte erinnert, von denen dieses Kapitel handelt.
Auch das geht vorbei.
Kaum hatte ich es geschafft, mich ein wenig zu entspannen und meine Gedanken von all dem wegzubewegen, was Joppy können, lernen und machen muss, habe ich die Sache nicht mehr ganz so dramatisch gesehen. Der »Oh nein!«-Moment und der »Was für eine Katastrophe!«-Moment sind auf einmal weggefallen, und ich konnte meine Situation ein bisschen ruhiger und nüchterner betrachten.
Und dann geschah das Überraschendste: Innerhalb weniger Tage konnte ich feststellen, wie Joppys Verhalten sich verändert hat. Er schlief in der Nacht auf einmal acht Stunden durch, ging in den richtigen Momenten ins Freie und wurde insgesamt folgsamer und braver, ohne dabei irgendetwas von seiner Lebendigkeit einzubüßen.
Auch das geht vorbei.
Diese vier Worte haben mich beruhigt. Und aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass diese Beruhigung oft der entscheidende Anstoß ist, um Probleme zu lösen und anstrengende Lebensphasen zu meistern. Ob diese Phasen dadurch wirklich schneller vergehen, weiß ich nicht. Aber zumindest fühlt es sich so an, weil ich dann nicht mehr die ganze Zeit damit beschäftigt bin, mir selbst einzureden, dass das alles sich bestimmt niemals ändern wird und gleichzeitig jede Minute zu kontrollieren, ob sich vielleicht doch schon etwas geändert hat.
Ich habe mir die vier magischen Worte aber noch aus einem anderen Grund ständig vorgesagt. Ein Welpe bleibt nicht ewig klein. Jeden Tag wächst er und wird größer. Viele Dinge, die am Anfang ungeheuer süß an ihm sind, gehen schneller vorbei, als es einem in seinen Welpen verliebten Hundebesitzer lieb sein kann.
Der kleine Hund in meinen beiden Händen, der so winzig war, ist inzwischen groß geworden.
Auch das geht vorbei.
Das ist nicht nur ein Trost, das sind nicht nur Worte der Beruhigung. Es ist auch eine ständige Erinnerung daran, wie vergänglich alles Schöne ist, das uns umgibt, ja wie vergänglich wir letzten Endes auch selbst sind.
Weil ich mich immer wieder bewusst an diese vier Worte erinnert habe, habe ich alles, was an diesem Welpendasein so schön war, noch mehr genossen, mich noch mehr daran erfreut, bewusst hingeschaut und gelächelt. Immer wieder habe ich mir gedacht: »Ist das nicht lieb und herrlich? Ich werde das in meinem ganzen Leben nie vergessen.«
Nutze die Zeit und genieße das Glück und die Schönheiten, die dich umgeben. Nimm die Menschen, Tiere und Dinge um dich nicht als Selbstverständlichkeiten hin und geh nicht achtlos und griesgrämig an ihnen vorbei. Wir alle glauben intuitiv, dass alles so bleibt, wie es ist, aber das ist ein Riesenirrtum. Alles ändert sich, alles vergeht, das Gute wie das Schlechte.
Inzwischen ist Joppy erwachsen geworden und hat sich zu einem richtigen Prachthund entwickelt. Die schwierige Zeit mit ihm ist vorbei.
Auch das geht vorbei.
Diese vier Worte haben meiner Meinung nach den Nobelpreis verdient. Für mich sind sie ein Zauberspruch geworden.
Meine Erkenntnisse: